Energiepreise: Bei RWE klingelt die Kasse
Während Hartz-IV-Bezieher und Geringverdiener wegen Inflation und hohen Energiepreisen kaum noch wissen, wie sie über die Runden kommen sollen, erweisen sich Energiekonzerne als Krisengewinner.
Die hohen Energiepreise machen vor allem den Geringverdienern zu schaffen. Hinzu kommt das alte Gespenst der Inflation, das selbst 50- oder 60-Jährige nur aus Erzählungen der Großeltern oder argentinischer oder brasilianischer Freunde kennen.
Auch die Wirtschaft stöhnt über die Gas- und Stromrechnungen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin kommt nach einer Umfrage in den Vorstandsetagen zu dem Schluss, dass die Wirtschaft im dritten Quartal vermutlich schrumpfen und die Rezessions-Gefahr größer wird.
Zu den Gründen gehören die hohen Energiekosten und Schwierigkeiten bei der Planung aufgrund der Unsicherheiten bei der Gasversorgung. Hinzu kämen geringe Nachfrage nach deutschen Produkten im Ausland, eine durch die Inflation schwindende Kaufkraft im Inland und anhaltende Probleme mit Lieferketten aufgrund des Krieges in der Ukraine sowie der Pandemiebekämpfung in China.
„Das exportorientierte und energieintensive deutsche Wachstumsmodell kommt momentan an seine Grenzen“, meint DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi. Im Mai sei die deutsche Handelsbilanz aufgrund geringer Exporte und hoher Kosten für importierte fossile Energieträger wie Gas, Kohle und Erdöl bzw. dessen Derivate erstmals seit langem negativ ausgefallen. Dazu muss man wissen, dass Deutschland seit vielen Jahrzehnten einen wachsenden Handelsbilanzüberschuss hat und damit für erhebliche Ungleichgewichte in der Weltwirtschaft sorgt.
Doch nicht alle schauen besorgt in die Zukunft. In den Vorstandsetagen der großen Energiekonzerne knallen eher die Champagner-Korken. RWE zum Beispiel, dessen Braunkohlebagger sich immer weiter in die rheinische Landschaft fressen, rechnet aufgrund außerordentlicher Erträge in den Geschäftsbereichen Energiehandel sowie Wasser/Biomasse/Gas mit erheblich höheren Gewinnen, als bisher gedacht.
Das geht aus Berichten verschiedener Presseagenturen hervor. Statt 2,9 bis 3,3 Milliarden Euro werde man 2022 im Kerngeschäft vermutlich einen Vorsteuergewinn (Ebitda) von 4,3 bis 4,8 Milliarden Euro machen.
Geld, das gut für die Energiewende gebraucht werden könnte, für den Bau von Speichern, für Vorruhestandsregelungen in der Braunkohle, für den Umbau von alten Kraftwerken, für neue Windkraft- und Solaranlagen.
Doch daraus wird wohl nichts, solange der Konzern nicht verstaatlicht wird und weiter allein der Profitmaximierung durch den möglichst langen Betrieb von Braunkohlekraftwerken dient. Nachdem diese zwischenzeitlich aufgrund der Bepreisung der CO₂-Emissionen ein Zuschussgeschäft waren, lässt sich inzwischen offensichtlich mit ihnen wieder ganz gut verdienen.
Das dürfte vor allem an den hohen Preisen liegen, die derzeit an der Strombörse erzielt werden. Insbesondere im Juli hat sich der Strom trotz reichlichen Angebots an Solarenergie noch einmal deutlich verteuert. Ein Grund dafür könnte die große Nachfrage aus Frankreich sein, wo ein erheblicher Teil der meist sehr betagten AKW-Flotte aufgrund von Sicherheitsproblemen oder einem Mangel an ausreichend kühlem Kühlwasser stillsteht. (Telepolis hatte berichtet.)