Energiepreise oder Europäer: Was opfern die USA für LNG-Exporte?
USA ringen mit LNG-Exporten. Verbündeten in Europa hoffen auf sie. Aber daheim könnten Energiepreise steigen. Was wiegt schwerer?
Die USA sind in der Energiepolitik gespalten. Die Regierung von Joe Biden hat die Genehmigung von Exportterminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) ausgesetzt, was von Klimaschützern und Industrieverbänden unterstützt wird. Mächtige Energiekonzerne, aber auch europäische Staaten setzen auf verstärkte LNG-Exporte aus den USA.
USA und LNG-Exporte: Strategische Entscheidungen in der Energiepolitik
Günstige Energiepreise sind ein wirtschaftlicher Vorteil – und viele Jahre konnten die USA mit niedrigen Preisen punkten. Doch seit 2016 ändert sich die Situation allmählich, als der Kongress den Energy Policy and Conservation Act aufhob. Dieses Gesetz aus dem Jahr 1975 verbot den Export von Gas und Öl.
Mittlerweile sind die USA der weltweit größte LNG-Exporteur. Während Öl- und Gaskonzerne davon profitieren, fürchten Industrieunternehmen und Verbraucherschützer steigende Energiepreise. Je mehr Gas exportiert wird, desto stärker sind die USA in den Weltmarkt integriert und desto stärker sind Unternehmen und Verbraucher von Preisschwankungen betroffen.
Es wird befürchtet, so berichtet das Wall Street Journal (WSJ), dass zusätzliche Exportterminals die Heizkosten und Stromrechnungen der Amerikaner in den nächsten zehn Jahren in die Höhe treiben könnten. Auch die Baukosten könnten steigen, weil etwa Trockenbauwände und Stahl teurer würden.
Die Zukunft der Energie: Wie LNG-Exporte die USA beeinflussen
Die Auswirkungen steigender Gaspreise haben die US-Amerikaner bereits im Jahr 2021 zu spüren bekommen. Damals sorgte ein starker Frost etwa in Texas für eine höhere Nachfrage, gleichzeitig ging die Produktion zurück, weil das Eis die Bohrlöcher verstopfte.
Zuvor hatte der Hurrikan Ida fast die gesamte Gasförderung im Golf von Mexiko lahmgelegt und die Vorräte in vielen Regionen schrumpfen lassen.
In der Folge schossen die Gaspreise in die Höhe, primär in Regionen ohne Pipelines oder mit energieintensiven Betrieben. Papierfabriken und Brauereien in Virginia und den angrenzenden Bundesstaaten schränkten daraufhin ihre Produktion ein.
Energieautarkie oder globale Marktintegration: Die Interessen in den USA
Erschwerend kommt hinzu, dass immer mehr Kohlekraftwerke vom Netz gehen. Damit gibt es im Ernstfall nichts mehr, was das schwankende Gasangebot in der Energieversorgung ausgleichen könnte.
Die Regierung in Washington hat das Problem erkannt. Der stellvertretende Energieminister David Turk sagte kürzlich, man wolle das billige Gas des Landes erhalten. "Das ist ein großer wirtschaftlicher Vorteil", sagte Turk. Und den wolle man nicht aufgeben.
Wie die USA das erreichen wollen, bleibt vorerst offen. Nach Angaben der Energy Information Administration (EIA) exportierten Gashändler im vergangenen Jahr knapp elf Prozent der Gasförderung. Analysten gehen laut WSJ davon aus, dass dieser Anteil weiter steigen wird. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll er sich verdoppeln. Und in den 2030er-Jahren soll er noch weiter steigen.
Das sehen offenbar auch die Spitzenvertreter der Ölindustrie so, die Bidens Moratorium scharf kritisierten. Der Vorstandsvorsitzende von Shell warnte, es untergrabe das Vertrauen in eine Säule des globalen Energiesystems.
Pierre Breber, Finanzvorstand des US-Konzerns Chevron, sagte laut einem Bericht der Financial Times, die US-Regierung solle sich aus Energiefragen heraushalten. Sein Unternehmen vertrete den Standpunkt, dass Energiepolitik keine Angelegenheit der Politik sein sollte. Er sagte:
"LNG-Exporte aus den USA sind gut für unser Land: Sie schaffen Arbeitsplätze und verbessern die Handelsbilanz. Sie sind gut für unsere Verbündeten, die nach Energiequellen suchen. Und es ist gut für die Umwelt, weil LNG in vielen Fällen Kohle [ersetzt]".
Bidens Entscheidung für das Moratorium wird weithin als Versuch interpretiert, in einem Wahljahr die Unterstützung klimabewusster Wähler zu gewinnen. Tatsächlich reagierte Biden damit auf eine großangelegte Kampagne gegen neue LNG-Exportterminals.
Aber auch die steigenden Energiepreise dürften eine Rolle gespielt haben. Bidens republikanischer Konkurrent, Donald Trump, hat seine Lösung gegen steigende Energiepreise längst verkündet: "Wir werden bohren!".
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