Enge Steinzeit-Verwandte
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Neues vom Denisova-Menschen von den Paläo-Genetikern
Die Denisova-Höhle im Altai Gebirge Sibiriens ist die Heimat eines unserer Steinzeit- Vorfahren, der nach ihr als erstem Fundort benannt wurde. 2008 gruben Paläontologen dort ein winziges Fingerknöchelchen aus, gerade mal 7 mal 5 mal 2 mm groß. Es stammte von einem Mädchen, das vor mehr als 30.000 Jahren gelebt hat, wie der Fundzusammenhang ergab.
Die Höhle im südlichen Sibirien war seit mindestens 125.000 Jahren immer wieder der Aufenthaltsort von Menschen, sowohl der Neandertaler als auch der Homo sapiens hinterließen dort ihre Spuren.
Die große Überraschung kam mit der Analyse des Erbguts der als Kind verstorbenen "X-Woman", wie die Forscher sie liebevoll tauften, denn sie gehörte zu einer bis zu diesem Zeitpunkt unbekannten Form des Menschen, nur weitläufig verwandt mit dem Neandertaler, der gleichzeitig im Altai-Gebirge lebte.
Der anatomisch moderne Mensch - unser direkter Vorfahre - wanderte vor circa 40.000 Jahren in die Gegend. Es ist wahrscheinlich, dass alle drei Menschenformen auf der Jagd parallel die Täler durchstreiften und sich begegneten.
Fingerknochen und Zähne des Denisova-Menschen
Die Untersuchung des Erbgut aus den Mitochondrien, den "Kraftwerken der Zelle", und der Vergleich mit der mitochondrialen DNS sowohl von Neandertalern als auch von heute lebenden Menschen ergab, dass das Denisova-Mädchen eindeutig zu keiner dieser beiden Menschenformen gehörte (vgl. Ein neuer Mensch).
Bei weiteren Grabungen in der Höhle wurden zwei weitere Fossilien von Denisovanern gefunden, zwei Zähne (Denisova 4 und 8) von unterschiedlichen Individuen. Keiner davon stammte von dem Mädchen, dessen Finger die erste Spur der neuen Menschenform darstellte (vgl. Video: Die rätselhaften Ur-Menschen aus der Denisova-Höhle. Mit Kommentar von Bence Viola vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig).
Beim ersten Zahn vermuteten die Experten zunächst, er stamme von einem Höhlenbären, aber der auffallend große Backenzahn mit auffallend dünnem Schmelz saß einst im Mund eines Denisova-Menschen.
Kürzlich hat eine internationale Forschergruppe um Viviane Slon vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig einen weiteren Backenzahn genetisch analysiert. In Science Advances stellen sie der Öffentlichkeit "A fourth Denisovan individual" vor.
Das Team untersuchte einen bereits 1984 in einer tiefen Schicht (datiert mit einem Alter von 128.000 bis zu 227.000 Jahren) ausgegrabenen, schlecht erhaltenen Milchzahn aus der Denisova-Höhle, der zuvor vor allem durch seine enorme Größe die Experten verwirrt hatte. Er stammt aus dem Unterkiefer einer Denisovanerin, wahrscheinlich ein Kind im Alter von 10-12 Jahren.
Sie starb lange Zeit vor ihren bislang in der Höhle entdeckten Verwandten. Ein viertes Individuum der Denisova-Menschen, das vor mindestens 100.000 Jahren lebte. Damit ist es nicht nur mindestens 20.000 Jahre älter als alle anderen seiner Familie, sondern stellt auch einen der ältesten menschlichen Überreste dar, der jemals in Zentralasien gefunden wurden.
Viviane Slon und ihre Kollegen sequenzierten nicht nur die Gene der ältesten bekannten Denisovanerin, sondern verglichen sie auch mit den anderen Individuen, sowie mit Neandertalern und modernen Menschen. Neben den verschiedenen Fundschichten bestätigte auch das Resultat der Erbgut-Analyse, dass die anderen Denisovaner viel früher lebten als das Milchzahn-Mädchen.
Sie ist die älteste, gefolgt von Denisova 8 und Denisova 4, dem Individuum, das am nächsten mit dem Mädchen verwandt ist, dessen Fingerknöchelchen mit Denisova 3 gekennzeichnet wurde.