England: Neue Debatte um Fuchsjagd
Cameron will Unterhaus frei abstimmen lassen
Bei der traditionellen Fuchsjagd, der "Parforcejagd", verfolgen herausgeputzte Reiter zu Pferde am Zweiten Weihnachtsfeiertag einen Rotfuchs mit einer Laufhundemeute, die das gejagte Tier aufspüren, verfolgen und schließlich erlegen darf. In Deutschland wurde dieser Sport 1934 verboten. In England entschied sich ein Labour-beherrschtes Unterhaus 70 Jahre später dazu. Eine Ablehnung des Oberhauses wurde durch ein umstrittenes Veto der Regierung Tony Blair aufgehoben.
Die Tories waren damals mehrheitlich gegen den Hunting Act, der am 18. Februar 2005 in Kraft trat. Als sie 2010 wieder an die Regierung kamen, verhinderte ihr liberaldemokratischer Koalitionspartner eine Lockerung des Verbots.
Im Wahlkampf 2015 versprach David Cameron, er werde im Unterhaus eine freie Abstimmung über die Frage zulassen, wenn seine Partei am 7. Mai eine Mehrheit bekommt. Diese Mehrheit hat Cameron jetzt - er kann ohne die Liberaldemokraten regieren. Und sein alter und neuer Gesundheitsminister Jeremy Hunt bestätigte der BBC bereits, dass sich der Premierminister an dieses Wahlversprechen halten wolle.
Gegner der Fuchsjagd versuchen dashalb schon jetzt, die öffentliche Meinung (und damit die von Abgeordneten) zu beeinflussen. Dazu posten sie in Sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Twitter massenhaft Fotos von Fuchsjungen. Ziel der Fotos ist anscheinend, Füchse möglichst süß darzustellen, was die Jagd auf sie potenziell grausam wirken lässt.
Der Vulpes vulpes ist jedoch keine Kuschel-, sondern ein Raubtier - weshalb es auch ganz andere Aufnahmen gibt - zum Beispiel von Hühnerställen, in denen Füchse oder Marder gewütet haben (was nicht immer klar unterscheidbar ist).
Ob eine Lockerung oder eine Aufhebung des englischen Fuchsjagdverbots zustande kommt, ist nicht sicher, weil sich bereits mehrere Tory-Abgeordnete als Gegner der Fuchsjagd geoutet haben. Dafür könnte es in anderen Parteien Parlamentarier geben, die für eine Liberalisierung stimmen. Allerdings ist umstritten, inwieweit die inzwischen 69 Abgeordneten der schottischen und nordirischen Regionalparteien hier eine Stimme haben sollten, weil in Nordirland und Schottland die Regionalparlamente über die Fuchsjagden entscheiden:
In Nordirland ist die Parforcejagd deshalb weiterhin legal. In Schottland darf die Hundemeute den Fuchs zwar jagen, aber nicht töten. Stattdessen muss der Fuchs von den Jägern erschossen werden, was nicht immer möglich ist. Können die Jäger jedoch beweisen, dass die Hunde den Fuchs nicht auf ihr Kommando hin getötet haben, gehen sie straffrei aus.
In Wales fordern Bauern und Schäfer seit längerem, die Zuständigkeit auf das Regionalparlament zu übertragen, weil sich die Füchse dort seit dem Verbot so sehr vermehrt haben, dass immer mehr Lämmer gerissen werden. Mit der weiterhin erlaubten Jagd mit höchstens zwei Hunden, die das Tier nicht erlegen dürfen, ist der Plage angeblich nicht beizukommen. Diese dauere einfach zu lange und biete den Füchsen im unwegsamen walisischen Gelände zu viele Fluchtmöglichkeiten.
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