Er lügt wie ein Augenzeuge

Seite 2: Mixed Reality in den Nachrichten

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Blue Screen und Green Screen sind im Nachrichtenstudio schon lange Realität. Mit den Techniken, wie sie heute die im Consumerbereich kläglich gescheiterte (vgl. Lytro gibt Endkundengeschäft für Lichtfeldkameras auf) Lichtfeldtechnik von Lytro bereitstellt, lassen sich rein virtuelle Bild- und Videokomponenten problemlos so mischen, dass der Betrachter die Schnitte zwischen realer und virtueller Welt nicht mehr erkennen kann, weil der echte Anteil mit dem virtuellen durchgängig verknüpft wird (vgl. Lytro: Erstes Video mit der Immerge-Kamera online).

Die Technik, die heute noch viel mehr Rechenleistung benötigt, als ein Endverbraucher sich einkaufen will, kann in professionellen Anwendungen schon Ergebnisse erzielen, die auf den ersten Blick verblüffen (vgl. Lytro Cinema - Lichtfeld-Kamera mit 755 Megapixel und 40k-Video), auf den zweiten Blick jedoch auch erschrecken können. Während die Mischung zwischen Realität und Fiktion in vielen asiatischen Kulturen im täglichen Leben selten hinterfragt wird, weil Hinterfragen einer Aussage nicht üblich ist, ging man in Mitteleuropa bis vor Kurzem noch davon aus, dass das was die sogenannte Mainstreampresse berichtet, Nachrichten sind, welche die Realität abbilden. Die Technik, echte Bilder in einen falschen Zusammenhang zu stellen, ist spätestens seit den Golfkriegen bekannt und verfängt dennoch bis heute.

Mixed Reality in Überwachungskameras?

Heute könnte man beim Faken von Nachrichten problemlos auf die Tochter des kuwaitischen Botschafters verzichten, die in einer Konstruktion von Hill+Knowlton tränenreich die Geschichte von den ausgeplünderten Brutkästen in kuwaitischen Kliniken zum Besten gab. Heute lassen sich die vorgeblichen Beweis-Videos in voller Schönheit in 4K-Qualität im Rechner erzeugen. Und Babies ziehen immer.

Richtig gravierend wird der Einsatz von Mixed Reality, wenn man in Erwägung zieht, dass diese Technik im Zusammenhang mit der Auswertung von Videos aus Überwachungskameras zum Einsatz kommen könnte. Berücksichtigt man die noch immer recht magere Auflösung der Überwachungsvideos und die durch die Video-Kompression entstehende Qualitätsminderung bei den aus den Aufzeichnungen entnommenen Standbildern, lassen sich Fakes praktisch nicht mehr entlarven. Dies gilt bislang zumindest noch für Stummfilme. Ton ist leichter zu enttarnen, weil auch Stimmenimmitatoren nur den Anschein einer Zuordnung zu einer Person erwecken. Es dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein, bis Stimmen synthetisch und lippensynchron nachgebaut werden können. Spätestens dann kommt das russische Sprichwort vom lügenden Augenzeugen wieder zu Ehren.

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