Erdogan: Vater der Nation
Seite 3: Erdoğan-Kritiker werden bedroht
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Auch hier in Deutschland bekämen Oppositionelle den Hass fanatischer Erdoğan-Anhänger zu spüren, sagt Küpeli. "Seien es Bundestagsabgeordnete, oder seien es Journalisten, die zu dem Thema arbeiten. Viele erhalten Hasskommentare und Drohmails."
Toprak sprach sogar von direkten Angriffen: "Ein, zwei Tage nach dem Putsch z.B. in München gab es einen Stand von Kurden in der Stadt. Dort kamen zufällig Erdoğan-Anhänger vorbei und haben diese Leute angegriffen. Da musste die Polizei dazwischen gehen."
Und auch z.B. in Österreich. Nach einer Pro-Erdoğan-Demonstration wurde in Wien ein kurdisches Restaurant angegriffen. Es wurde regelrecht belagert von Erdoğan-Anhängern. Und jetzt befürchten natürlich alle Menschen, Vereine und Organisationen, die als Erdoğan kritisch gelten, dass sie von Erdoğan-Anhängern hier angegriffen werden könnten.
Eine Sorge, die Linke-Politikerin Özdemir teilt: "Natürlich haben Menschen Angst, sich offen kritisch zu äußern. Die haben Verwandte drüben, Freunde. Sie wollen mal wieder in die Türkei in den Urlaub reisen, ohne gleich festgenommen zu werden. Und die, die hier ihre Geschäfte haben, ihre Teestuben, die fürchten um ihre Existenz, dass sie von ihrer Kundschaft ausgegrenzt werden. Der verlängerte Arm Erdoğans reicht bis nach Hamburg."
Toprak sagte, es sei "befremdlich, das Tausende von Menschen, die hier leben, hier ihren Lebensmittelpunkt hier in Deutschland haben, quasi einen Autokraten feiern, der die Demokratie in der Türkei abschafft."
Nationalistische Propagandashow
Als der Sportminister Kılıç sprach, tat er dies vor einem Meer türkischer Fahnen. Auf der Bühne hing ein riesiges Banner mit dem Konterfei Atatürks. Mit dem Sportminister auf der Bühne befand sich eine Gruppe, u.a. mehrere Frauen mit Kopftuch. Sozusagen der lebende antagonistische Widerspruch: Atatürk war Anhänger des Laizismus, der in der Verfassung der neu gegründeten Republik verankert wurde.
Einige Personen, die mit dem Sportminister auf der Bühne standen, zeigten den Wolfgruß, das Erkennungszeichen der faschistischen "Grauen Wölfe". In sozialen Netzwerken gibt es Fotos, die das belegen. Ebenso, dass mindestens eine Person den Hitlergruß zeigte. Einige hielten Pappschilder mit Aufdrucken wie "Lügenpresse" oder "Heuchler". Die Menge brüllte "Alalhu Akbar", oder auch immer wieder "Wir sind Deutschland".
Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es sich bei dem Anmelder dieses Spektakels um Ahmet Çon aus Hagen handeln. Seines Zeichens stellvertretender Vorsitzender der "Union Europäisch-Türkischer Demokraten" (UETD) - und Mitglied der SPD.
"Er war bis vor wenigen Monaten auch Vorsitzender der UETD Hagen und hatte in dieser Funktion 2015 noch die Hagener Türken zur Teilnahme an den Parlamentswahlen in der Türkei aufgerufen", berichtete die Westfalenpost. Demzufolge soll Çon bereits im Wahlkampf kräftig für die Wahl der AKP geworben und auch die Pro-Erdoğan-Kundgebung auf seinem Facebook-Profil beworben haben.
Besonders pikant: Viele seiner Parteigenossinnen und -genossen dürften sich an den Gegendemonstrationen beteiligt haben, zu denen u.a. auch die SPD-Jugendorganisation Jungsozialisten (Jusos)aufgerufen hatte.
Die Kölner Polizei gab den Namen des Anmelders allerdings nicht bekannt. Und auch die UETD hielt damit hinterm Berg. Direkte Kontakte zwischen Medien und deren Vertretern vor Ort sind laut Westfalenpost anscheinend nicht gern gesehen. "Wir haben Mitglieder, die damit nicht vertraut sind. Die sagen Dinge, die nicht in unserem Sinne sind."