Erleben wir eine Renaissance der Luftschiffe?

Ein Luftschiff von Airlander am Boden. Bild: picabay.com / CCO

Sie können schwere Lasten transportieren und sind klimaneutral. Experten loten die Chancen moderner Luftschifffahrt aus. Gehört ihr die Zukunft?

Kanadas hoher Norden hat ein Problem. Die dort gelegenen Dörfer und kleinen Städte wachsen, aber ihnen fehlt es an allem: an Häusern, Arbeitsplätzen, Industrie und vor allem an Anschluss an den Rest des Landes. Alles muss herangeflogen oder in der kalten Jahreszeit über Schotterpisten und zugefrorenen Seen per Lkw herangeschafft werden. Das macht alles, vom Mehl bis zum neuen Haus, besonders teuer.

Ferner wird der Landweg immer schwieriger. Durch den Klimawandel hat sich die Zeit des harten Frosts, in dem das Eis der Seen dick genug ist, die schweren Trucks zu tragen, verkürzt. Außerdem verwandelt der auftauende Permafrostboden die Pisten in mitunter kaum befahrbare Mondlandschaften, wie der Kanadier Ross Prentice vergangene Woche in Nürnberg auf einer internationalen Konferenz über elektrisch betriebene Luftschiffe eindringlich schilderte. Die Arktis und damit auch Kanadas hoher Norden hat sich in den letzten Jahrzehnten mehr als doppelt so schnell wie der Rest des Planeten erwärmt.

Prentice arbeitet für Basi, einem kanadischen Unternehmen, das an der Entwicklung von Luftschiffen für den Einsatz in der Arktis arbeitet. Diese könnten, wie ein anderer Basi-Mitarbeiter in Nürnberg vorrechnete, die Transportkosten für Kanadas Norden deutlich senken und damit auch die Lebensbedingungen für die dort lebenden Indigenen verbessern.

Zudem hofft Basi mineralische Rohstoffe in der Region besser erschließen zu können, was allerdings nicht immer von Vorteil für die örtliche Bevölkerung sein muss, wie die Erfahrungen mit dem Abbau von Teersanden in der kanadischen Provinz Alberta zeigen.

Allerdings war den Kanadiern in Nürnberg wie vielen anderen der klimaschonende Aspekt der Luftschiffe ein besonderes Anliegen. Selbst wenn sie mit Diesel oder Flugzeugbenzin betrieben werden, wie der kleine Zeppelin NT (14 Passagiere, 75 Meter Länge), den die ZLT Zeppelin Luftschifftechnik in den 1990er-Jahren entwickelt hat und von dem sie selbst ein Fahrzeug für touristische Rundflüge betreibt, verbrauchen sie nur ein Bruchteil des Treibstoffs, den ein vergleichbares Flugzeug oder gar ein Helikopter benötigt.

Darüber berichtete Zeppelin-Vertreter Eckardt Breuer in Nürnberg, der allerdings nicht, anders als die meisten anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, daran glaubt, dass Luftschiffe künftig Flugzeuge ersetzen könnten.

Nötig wäre es allerdings, denn der heutige Luftverkehr hat eine finstere Schattenseite. Er ist die energieintensivste Art sowohl des Reisens als auch des Gütertransports, und er produziert daher gemessen an der Leistung auch mit Abstand die meisten Treibhausgase. Sein Anteil an den weltweiten Emissionen betrug in den Jahren vor der Pandemie nach unterschiedlichen Angaben 2,1 bis 2,5 Prozent. In der EU waren es nach Daten des EU-Parlaments 2019 sogar bereits 3,8 Prozent.

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