Ernährer gesucht
Emanzipation heißt sinngemäß Selbstbefreiung. Meine Befreiung hieße Autonomie, aber die ist unmöglich, da das Gesetz mich daran hindert, sie zu verwirklichen.
Alle geldgeil ...
Wenn es bei Heise (z.B.) um Frauen geht, dann sind viele, die im Forum aktiv sind, vor allen Dingen eines: gefrustet. Nicht etwa weil sie keine Frau abbekommen, sondern weil sie entweder schlechte Erfahrungen mach(t)en oder weil sie sich, wenn es um Beziehungen geht, in der Opferrolle sehen. Für Frauen, so heißt es, ist es leicht, einen Mann in die Ernährerrolle zu drücken, notfalls wird eben ein Kind angedreht und schon kann die zukünftige Mama ab dem Moment der Empfängnis mit Unterhalt für sich samt Kind rechnen, egal was sonst zwischen dem Vater und noch passiert.
Keine falsche Ansicht, denn sobald ein Kind "unterwegs ist", hat die Frau schlichtweg eine Entscheidungshoheit. Es ist ihr Bauch, insofern kann sie sich pro oder kontra Abtreibung entscheiden, der Kindesvater hat hier kein Mitspracherecht. Und ab der Geburt beginnt die Unterhaltspflicht, die auch bei Sozialleistungsbezug vorhanden ist. Scheitert die Ehe, sofern vorhanden, so ist neben dem Kindesunterhalt auch der Ehegattenunterhalt zu zahlen, notfalls wird gepfändet oder der arbeits- und unterhaltsunwillige Kindesvater wandert ins Gefängnis, so er mutwillig eine Möglichkeit, Unterhalt zu zahlen, nicht wahrnimmt. Alles zum Wohle des Kindes, wogegen oftmals die Gewährung der Sorge- und Besuchsrechte eher einer Art Lotterie ähneln.
Das Ergebnis der Machenschaften der berechnend vorgehenden Frauen ist, dass mehr und mehr Frauen über einen Kamm geschoren werden und als geldgeile, kinderunterschiebende und vertrauensunwürdige Schlampen angesehen werden. Das Pech für die Frauen ist: sie können sich kaum dagegen wehren, denn das Gesetz, das die Kinder schützen soll, macht es ihnen unmöglich, sich autonom mit dem Partner in Bezug auf Ehe (nicht eheähnliche Partnerschaft), möglichen Unterhalt usw. zu einigen.
Eheliche Sonderregeln
Kristina ist über 40 und hat derzeit eine Stelle im Einzelhandel, schlecht bezahlt und mit schlechten Arbeitsbedingungen. Sie hat sich auf 50 kg heruntergehungert, ist gut angezogen und achtet auf sich, hat einen sehr guten Sprachschatz und verfügt über vielfältiges Wissen, egal ob es um Literatur, Theater, Oper, Film, Fernsehen, Natur... geht. Ihr Wunsch für die Zukunft ist simpel: Sie möchte einen Ernährer. Er soll das Dach über dem Kopf, ein monatliches Taschengeld und den "ganz normalen Luxus" in Form von Haushaltsgeräten, ggf. einem Auto und etwas Unterhaltung in Form von Theaterbesuchen oder ähnlichem bieten.
Dafür bietet Kristina sich als Hausdame an, die sich um den Haushalt, den ggf. vorhandenen Garten und ggf. Haustiere kümmert, sie kocht, ist mit Konversation zur Stelle, wenn erwünscht, wäscht und bügelt, übernimmt den Einkauf, richtet sich nett her und bewirtet Gäste, so erwünscht. Auch Sex ist natürlich im Kristina-Vollpaket inbegriffen. Ein Problem mit der Emanzipation hat sie nicht.
"Jede Frau soll doch selbst entscheiden können, was sie will. Ich will ein bequemes Leben und biete mich als Gegenwert an. Ich bin weder dumm noch fremdgesteuert, insofern ist das meine Art der Emanzipation. Ich hab keine Lust mehr darauf, mich für Hungerlöhne abzurackern", sagt Kristina - und sicherlich gäbe es durchaus auch Männer, die an solchen Angeboten interessiert wären, wäre da nicht ein gesetzliches Problem.
Anders als in den USA gibt es in Deutschland nur einen Ehevertrag mit begrenzten Möglichkeiten zur Absicherung beider Partner. Während es in den USA möglich ist, schon bei Beginn der Ehe vorab auf Unterhalt im Falle des Scheiterns zu verzichten, ist dies in Deutschland unmöglich.
Der Unterhalt trennt sich in Deutschland in Trennungs- und Nacheheunterhalt. Ein genereller Verzicht auf Trennungsunterhalt ist nicht möglich, was bedeutet, dass es für denjenigen, der Kristinas Angebot annimmt, keine Absicherung dahingehend gibt, dass sie wirklich später keine Ansprüche an ihn stellt. Zumindest für den Trennungsunterhalt gibt es keine Möglichkeit, diesen per Vertrag auszuschließen, gleiches gilt für den sogenannten Familienunterhalt. Der Nacheheunterhalt kann jedoch per Ehevertrag ausgeschlossen werden, hier muss allerdings seit 2008 eine notarielle Beurkundung erfolgen.
Doch selbst der Ausschluss des Nacheheunterhaltes kann nicht per se vor Unterhaltungsforderungen schützen, wobei diese nicht einmal vom später Geschiedenen selbst erhoben werden müssen. Ist z.B."objektiv klar", dass derjenige, der auf den Unterhalt verzichten will, ohne Unterhalt nicht in der Lage sein wird, für sich selbst finanziell zu sorgen und somit auf Sozialhilfe angewiesen sein wird, so gilt eine Vereinbarung bezüglich des Unterhaltsausschlusses als nicht bindend, die Transferleistungen gewährenden Ämter werden insofern ihre Leistungen vom Unterhaltsverpflichteten zurückfordern. Auch die Versorgung im Alter und bei Krankheit lässt sich nicht vertraglich ausschließen, sondern es sind stets die Bedingungen gerichtlich zu prüfen.
Kurz gesagt: Der mündige Bürger, der so gerne zitiert wird, ist gerade, wenn es um eine Ehe geht, nur bedingt mündig. Eine Möglichkeit, sich dieser Unterhaltsfalle zu entziehen, wäre insofern eine eheähnliche Gemeinschaft mit einem detallierten Partnerschaftsvertrag. Diese führt jedoch logischerweise nicht zu den gleichen rechtlichen Vorteilen wie eine Ehe, weshalb also das Konstrukt "Ehe inklusive Unterhaltsverzicht für die Zukunft" nicht vorgesehen ist.
Reaktionärer Lebensentwurf
Abgesehen von dem rechtlichen Aspekt der Unmöglichkeit, Ehe mit einem Unterhaltsverzicht per se auszustatten, stößt der Wunsch Kristinas im gesamten Umfeld auf Unverständnis, da er keinem "modernen Weltbild", sondern vielmehr einen "reationären Lebensentwurf, der Frauen zurück ins Mittelalter schleudert" entspricht (O-Ton einer Freundin Kristinas). Eine Ehe, die nicht auf (romantischer) Liebe, sondern auf rein pragmatischen Erwägungen beruht, wird insofern als eine Form der rückschrittlichen Fastprostitution der Frau angesehen.
Für Kristina stellt sich das anders dar. Da sie, wie sie sagt, ihre eigene Haut sowieso zu Markte trägt, indem sie ihre Arbeitskraft für geringes Geld tagtäglich verkauft, hat sie kein Problem damit, dies zu besseren Konditionen jemand anderem anzubieten. Auch dass sie kochen, sich hübsch machen und sexuell zur Verfügung stehen will, sieht sie nicht als Problem an:
Köchinnen, Models und Begleitungen stellen sich doch auch zur Verfügung und kochen oder sehen attraktiv aus und dienen als Begleitung für jemanden, dafür gibt es eine finanzielle Vergütung - worin liegt der Unterschied?
Auch der Tausch Sex gegen Geld ist für sie nicht verwerflich. "Viele Frauen und auch Männer setzten Sex in der Ehe als Waffe ein, das finde ich weitaus verwerflicher", sagt sie. "Jetzt verkaufe ich meinen Körper in nicht-sexueller Hinsicht, aber ihn auch in sexueller Hinsicht (mit)zuverkaufen, sollte mir überlassen bleiben." In dem "reaktionären Lebensentwurf" sieht sie ihre Form der Emanzipation;
Emanzipation bedeutet für mich, dass ich die Möglichkeit habe, mich zu entscheiden. Ich kann weiter im Supermarkt arbeiten, aber warum? Wenn sich ein Mann findet, der mit meinen Konditionen einverstanden ist, dann ist das doch für beide in Ordnung. Niemand wartet dann auf die große Liebe, sondern wir respektieren einander, wir sind füreinander da und jeder hat etwa davon.
Dass insbesondere ihre Freundinnen sie als Hure beschimpfen, sieht sie eher als ein Zeichen von altmodischem Denken:
Hure ist kein Schimpfwort. Huren sind Dienstleisterinnen. Mehr nicht. Einerseits wird von Frauen dafür gekämpft, dass Prostitution als Beruf anerkannt wird, andererseits wird es plötzlich als schlimm empfunden, wenn jemand eine Kombination aus Hure, Köchin, Haushälterin und Begleiterin anbietet und dafür entsprechende Gegenleistungen verlangt. Das ist schizophren.
Auch die Idee, dass Ehen grundsätzlich auf Liebe basieren müssen, hält sie für eher engstirnig. "Menschen suchen jahrelang nach der großen Liebe und warten und warten. Und in der Zwischenzeit verpassen sie viele Chancen auf ein Zusammenleben mit einem Partner, der sie respektiert und bereit ist, das Leben zumindest zeitweise mit ihnen zu teilen."
Die früheren Vernunftehen, die heutzutage fast verfemt sind, hält sie für sinnvoll:
Solange niemand zu etwas gezwungen wird, sollte es den Leuten selbst überlassen bleiben, warum sie heiraten oder eine Beziehung eingehen wollen. Es ist vermessen, mir zu sagen, dass mein Lebensentwurf nicht mit Emanzipation zu vereinbaren ist, ich nur geldhungrig sei oder aber im Mittelalter lebe. Ich lebe in der Neuzeit und genau deshalb will ich auch selbst entscheiden.
Ihren Lebensentwurf hält sie für fair und geht davon aus, dass dieser ohnehin vielen Partnerschaften/Ehen zugrunde liegt. "Auch wenn viele nur von Liebe reden, wollen sicherlich viele Frauen einen Ernährer. Sie geben es nur nicht zu."
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