Es begann mit einem rechten Picknick

Seite 2: Missbraucht die AfD den Umsturz in der DDR?

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Im Vorfeld des 30. Jahrestags des Mauerfalls werden solche Debatten auch in Deutschland an Bedeutung gewinnen. Die AfD propagiert im Wahlkampf in Ostdeutschland, dass mit ihrer Wahl die Wende 1989 vollendet würde.

Jetzt werfen Bürgerrechtler der AfD in einer Erklärung vor, sie würde das Erbe der sogenannten Friedlichen Revolution fälschlicherweise aneignen. Auch hier wäre Differenzierung angebracht.

DDR-Oppositionelle erinnern an die revolutionäre Phase der Ereignisse in der DDR vor 30 Jahren. Doch ihnen ging es in ihrem Kampf gegen die autoritäre DDR-Bürokratie gleichzeitig um einen Kampf für eine anarchistische und sozialistische Gesellschaft. Auf diese Tradition beruft sich die AfD nicht.

Sie sieht sich als Fortsetzung der Massen, die Deutschlandfahnen schwenkend bereits im Oktober 1989 gegen linke DDR-Oppositionelle vorgegangen sind. Es gibt heute noch die ostdeutsche Zeitung telegraph, die in der Tradition der linken DDR-Oppositionellen steht. Sie veröffentlicht auch Dokumente aus dem Herbst 1989, aus denen deutlich wird, dass die AfD sich durchaus als Vollstrecker der Wende sehen kann.

So schrieb ein Beobachter der so hoch gelobten Demonstrationen im November 1989 in den hektographierten Blättern des telegraph am 29.November 1989:

Aber es ist nicht mehr die gewohnte Leipziger Demo: überall Deutschlandfahnen, Transparente wie "Wiedervereinigung jetzt", "Weizsäcker - Präsident aller Deutschen", "Einigkeit und Recht und Freiheit". Während der Ansprachen verdichtet sich das Gefühl, unter die REPs geraten zu sein. Auf die wenigen klaren Absagen an die Wiedervereinigung (SDP Vereinigte Linke) ein Mensch aus Heidelberg)(sic!) folgen Pfiffe und der Schlachtruf "Deutschland einig Vaterland" in Fußballstadionmanier. Selbst als ein Redner notwendige gute Nachbarschaft mit unseren polnischen und tschechischen Freunden fordert, wird er ausgepfiffen - diese Ausländerfeindlichkeit bekam Nahrung durch staatliche Stimmungsmache in der DDR in den letzten Tagen.. Nur vereinzelt andere Plakate: "Gegen Aufkauf der DDR durch die BRD- kein viertes Reich". "Alle Herrschaftssysteme sind brutal, weil sie auf Gewalt aufbauen", "Gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus" - auf der Rückseite die Faust, die das Hakenkreuz zerschlägt, "Umweltreich statt Deutsches Reich". Wir sind nur ca. 50 Andersdenkende, hauptsächlich Punks und Anarchisten, und beschließen, in die entgegengesetzt Richtung zu laufen…. Aus der dumpfen Menge schlägt uns entgegen "Ihr seid das letzte", "Schämt euch was", "Geht erst mal arbeiten", "Wichser", selbst als "Stasischweine" und "Faschos" (Gipfel der Demagogie!) werden wir beschimpft. Plötzlich weiß ich, wie Adolf-Hitler-Wähler aussehen. Es riecht förmlich nach Pogrom".

Aus dem telegraph vom 29. November 1989

Wenn sich die AfD auf diesen Teil der Wende bezieht, ist das keine Vereinnahmung, sondern nur konsequent. Es liegt an den Bürgerrechtlern, die sich von der AfD distanzieren wollen, erst einmal zu klären, wie sie zu den nationalistischen Aufwallungen vor 30 Jahren stehen.

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