"Es fühlte sich an, als würden wir in einem Ofen sitzen"

Symbolbild: Paco Silva/Pixabay

Waldbrände in Kalifornien: Noch nie brannte in einem Jahr mehr Fläche

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Auf diese Bilder wäre ein Desaster-Regisseur wie Roland Emmerich stolz: Rauchsäulen, die weit in den Himmel ragen und ganze Landstriche verdunkeln. Eine Straße, die in Schutt und Asche liegt. Autofahrer, die verzweifelt den Ausweg aus einem Flammeninferno suchen. Black-Hawk-Helikopter, die in letzter Sekunde verzweifelte Touristen evakuieren.

Dies sind nicht Szenen aus einem Endzeit-Thriller. Es sind Ereignisse, die sich am Wochenende in der Gegend von Fresno im Bundesstaat Kalifornien abgespielt haben. Dort ist am Freitagabend urplötzlich ein Großfeuer ausgebrochen. Der Brand, den die Behörden mit dem Namen "Creek Fire" bedacht haben, hat sich in kürzester Zeit auf einer Fläche von bislang 30.000 Hektar ausgebreitet.

Der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, rief deswegen am späten Sonntag in fünf Bezirken den Notstand aus. Für zahlreiche Orte wurde eine Zwangsevakuierung angeordnet. Dies bedeutet, dass dort eine unmittelbare Lebensgefahr besteht.

"Der Rauch und die Trümmer kamen aus dem Nichts"

Bereits am Samstagabend wurden mehr als 200 Menschen in einer Operation, die CNN als "massive airlift", also als: "massive Luftbrücke" bezeichnet, von Militärhelikoptern evakuiert. Sie waren in einem Campingplatz in der Sierra Nevada hinter einer Feuerwand eingeschlossen.

"Der Rauch und die Trümmer kamen aus dem Nichts und trafen uns", erklärt Saul Hernandez, der sich auf einem Campingtrip befand. "Wir haben versucht, Augen und Mund zu bedecken, aber es war schwierig zu atmen. Es fühlte sich an, als würden wir in einem Ofen sitzen."

Wie ernst die Lage war, lässt sich an Bildern von einem der Rettungsflüge erkennen: Ein völlig überfüllter Helikopter, in dem die Menschen kaum Luft zum Atmen hatten. Aufgrund sich verschlechternder Bedingungen wurden auf dem zweiten Flug 100 Menschen transportiert.

"Wir arbeiten so nicht gerne", erklärte ein Vertreter der kalifornischen Nationalgarde, "aber aufgrund der Umstände dieser dringenden lebensbedrohlichen Situation haben die Piloten und das Kommando eine kluge Entscheidung getroffen, indem sie die Leute gebeten haben, in den Hubschrauber zu steigen, und so viele wie möglich auf diesem Lufttransport eingeladen haben."

Die einzige Zugangsstraße war aufgrund umgestürzter Bäume unpassierbar. Zahlreiche Camper mussten in einen See springen, um sich vor den Flammen zu retten und konnten wegen des Rauchs kaum atmen. Viele der Evakuierten, so Berichte von lokalen Medien, sollen Verbrennungen und Knochenbrüche erlitten haben, als sie versuchten, dem Feuer "um jeden Preis" zu entkommen.

Noch am Sonntag sollen sich Menschen in der Gefahrenzone befunden und auf Hilfe gewartet haben. Sie hatten die Nachricht von der Evakuierung zu spät erhalten und waren von der Hauptgruppe, die ausgeflogen wurde, getrennt worden. Wegen der Rauchentwicklung waren die Sichtverhältnisse derart schlecht, dass ein Helikopter einen weiteren Rettungsversuch abbrechen musste.

Das "Creek Fire" folgt zahlreichen Großfeuern auf dem Fuße, die seit Mitte August in ganz Kalifornien brennen und zum Teil noch immer nicht völlig unter Kontrolle sind. Auslöser für die Brände im August waren durch monsunartiges Wetter bedingte Trockengewitter, welche zu Tausenden von Blitzeinschlägen führten.

Als Ursache für das "Creek Fire", das Cal Fire zufolge zu null Prozent unter Kontrolle ist, wird die aktuelle Hitzewelle in Kalifornien gesehen. Allerdings wurde zumindest einer der aktuellen Brände durch Unachtsamkeit von Teilnehmern einer Party verursacht.

Hitzerekorde

Die Los Angeles Times berichtet, am vergangenen Wochenende seien zahlreiche Hitzerekorde gefallen. In Woodland Hills in Los Angeles County sei eine Rekordtemperatur von 49,44 Grad gemessen worden; der bisherige Rekord lag bei 48,33 Grad und stammte aus dem Jahr 2006.

Laut "San Francisco Chronicle" und "CNN" stand mit Bränden von mittlerweile 850.000 Hektar in diesem Jahr in Kalifornien mehr Fläche in Flammen als jemals zuvor. Die regelmäßig schlimmsten Monate der Brandsaison kommen jedoch erst noch. Diese endet normalerweise, falls sie endet, erst im Dezember.