Es geht noch (p)rüder
Achtjähriger Junge wird in Michigan als Sittenstrolch verurteilt und muss Umerziehungskurs absolvieren
Die Mullahs machen wieder einmal mobil. Doktorspiele unter Kindern müssen streng bestraft werden.. So geriet ein nicht einmal halbwüchsiger Schuljunge in die Mühlen der Justiz, weil er es gewagt hatte, gleichaltrige Mädchen in angeblich unsittlicher Weise anzufassen. Gerichtsstand ist aber nicht Mekka, sondern Mount Clemens, Michigan.
Macht macht sexy, heißt es im Volksmund. Nun ja. Das gilt unzweifelhaft für Schröder oder Bohlen, gilt bestimmt nicht für Putin oder Stoiber. Mehr Macht müßte demnach sexier machen. Wer hat die meiste Macht? Die Vereinigten Staaten von Amerika. Und da gibt es ja jede Menge Prachtburschen und Femme Fatales, Schauspieler wie Tom Cruise, Cameron Diaz, George Bush, Brad Pitt, Condy Rice, Bill Gates, Brittany Murphy, we name them. Manche sollen sogar Donald Rumsfeld erotisierend finden (muss am Namen liegen).
Aber wie finden die Herren der Welt sich selbst? Geht es nach ihrem Oberboss, müßte die Antwort wohl lauten: Zu geil für diese Welt, daher schmieden wir uns schon mal die nächste. Zugeschnitten auf das leicht nach Westen verlegte New Jerusalem mit einem schönen großen Zaun an der Südseite. Und im Elysium muss es natürlich auch rein sein (schon früher putzte nur Der General alles richtig sauber) und dem Reinen sowieso. Dem katholisch-abgeschlafften Sündenbabel (a.k.a. Altes Europa) per Schiff entwichene angelsächsische Workaholics hatten vor ca. 400 Jahren Gott dankend ein schönes, fast unberührtes Betätigungsfeld gefunden. Es gab nur ein paar störende undisziplinierte Wilde (nicht katholisch, aber rot und außerdem aus Asien!) zu kujonieren und davon abgesehen genügend Agenda-1776-Feldarbeit für viele Generationen, dass man gar nicht erst auf die Idee kam, mehr Zeit im Bett zu verbringen als unbedingt nötig. Und so ging es dahin.
Die eigenen "No Sex please, we`re british"-Altvorderen wurden schließlich lästig und hinausgeworfen, die Agendas wurden ob des grenzenlosen Wachstums weiterhin laufend aktualisiert. Bis der gen Westen drängende Calvinist eines Tages auf einen Strand taumelte und verdattert auf den warmen Pazifik hinausglotzte. Endstation. Damn. Jetzt hieß es nämlich unweigerlich: Hosen runter und rauf aufs Surfbrett. Aber abgesehen vom liederlichen Kalifornien (mit dem katholischen Regenten Arnie!) hat sich Amerika eigentlich noch ganz gut im Griff. Der Alkoholiker säuft nicht öffentlich, er schnuppert nur in der braunen Papiertüte (oder trinkt den Klaren aus der Wasserflasche). Der gute Bürger schlägt seine Frau nicht vor dem Kirchgang, glaubt nur an die Bibel bzw. die FOX-News und verpfeift seinen arabischen Nachbarn bei der Homeland Security lieber einmal zuviel als zuwenig für terroristisches Falschparken auf dem angestammten Parkplatz.
Und wie heißt es so schön: Wehret den Anfängen. Wehret also den Kindern bzw. mit den Kindern. Im Puritanika herrscht allgemeine Wehrpflicht und die Kinder sind die Pimpfe. Wer schon einigermaßen eine Waffe halten kann, der wird daran ausgebildet und wer sie dann bedienen kann und ins Schwarze trifft, der kann dann auch dafür ins Gefängnis gehen. Das Hantieren mit dicken Dingern, die ziemlich bumsen, kann natürlich aufreizend wirken. Das ist ein Problem, das schon aus aufrechten kleinen Soldaten des Herrn verderbte Sünder machen kann. Denn der amerikanische Krieger in spe darf sich von solcher Wehrkraftzersetzung nicht schwächen lassen. Es geht um Puritanika, dem die internationalen Terroristen an die Eier wollen.
Und daher geht es nicht an, dass ein achtjähriger Nachwuchssoldat aus Mount Clemens, Michigan sich einfach an vier Klassenkameradinnen vergreift. Der Schüler der Alexander Macomb Academy wurde vor ein paar Monaten von einer Schulaufführung des Films "Mary Poppins" augenscheinlich so erregt, dass er dabei ein siebenjähriges Mädchen "streichelte" und drei weitere Schulkameradinnen "ungebührlich über der Kleidung" anfasste. Diese Schweinereien brachten dem juvenilen Delinquenten, dessen Name wegen seines jungen Alters nicht veröffentlicht wurde, eine Anklage wegen eines Verbrechens (schwere Körperverletzung) bzw. eines Vergehens (Nötigung) ein.
Des Vergehens hat der Bub sich nun schuldig bekannt, der Verbrechensvorwurf wird nur nach erfolgreicher Teilnahme an einem Rehabilitationsprogramm für jugendliche Sexualstraftäter in Wayne County eingestellt. Der Achtjährige wird Einzelsitzungen bekommen, weil die auf Jugendliche zugeschnittene Gruppentherapie nach Meinung der Staatsanwaltschaft inhaltlich für Kinder nicht geeignet ist. Weitere daraus resultierende Denkanstöße bei der Jurisprudenz sind nicht wahrscheinlich. Unweigerlich denkt man an Brothers in Crime wie den sechsjährigen Jonathan Prevette, der 1996 einem gleichaltrigen Mädchen ein Bussi auf die Wange drückte oder den elfjährigen Raoul Wüthrich (vgl. Gefährliche Doktorspiele), der 1999 durch unsittliche Berührungen Inzest mit seiner Stiefschwester begangen haben sollte. Der Vater des Jungen aus Michigan könnte auch angeklagt werden. Der Sohn hat außer der Zwangstherapie jetzt zwei Jahre auf Bewährung. Danach kommt er langsam in die Pubertät und wird deshalb vermutlich ins Hochsicherheits-Kloster zwangsverlegt werden müssen.