Esoterik: Symptom einer politischen Krise
Seite 2: Fazit
Eine hochinteressante Tagung. Einigermaßen einig waren sich die Redner in der Betrachtung des Verhältnisses von Esoterik und Demokratie als Spannungsverhältnis. Zwei andere Punkte aber blieben letztlich offen: Erstens die unterschiedlichen Definitionen von Esoterik und zweitens das Verhältnis von Religion und Esoterik.
Fast jeder Redner stellte eingangs seine Definition von Esoterik vor. Dabei ging es oft um eine Beschreibung der Phänomene, manchmal aber auch um die grundsätzliche Frage: Nennt man – historisch beschreibend – Esoterik, was irgendwann im Lauf der Wissenschafts- und Religionsgeschichte als Wissen zurückgewiesen wurde?
Oder ist Esoterik logisch zu definieren, als nämlich das, was per se nicht qualitativ und quantitativ herauszufinden, nicht naturwissenschaftlich zu erforschen ist?
Das zieht eine je unterschiedliche Bewertung nach sich: Ist Esoterik vielleicht "bloß" das Wissen, was irgendwann vom Mainstream unterdrückt wurde, oder ist es das Weltbild, das behauptet, die Welt erklären zu können? – Da gab es eine gewisse Spannung unter einigen Referenten.
Eine weitere Spannung war spürbar in der Frage einer unterschiedlichen Betrachtung und Bewertung des Verhältnisses von Christentum und Esoterik: Beider Glaubenssätze lassen sich nicht wissenschaftlich beweisen, in beiden geht es um eine höhere Macht, beide Überzeugungen beeinflussen womöglich die Einstellung des jeweils Gläubigen zu Staat und Gesellschaft.
Liegt der Unterschied darin, dass im Christentum (heutzutage) Naturwissenschaft und Religion als eigene, unterschiedliche Kategorien anerkannt werden?