Europäisch-russischer Marsianer
Seite 2: Mars - Planet des Lebens?
Seitdem die US-Raumfahrtbehörde NASA der Weltöffentlichkeit am 6. August 1996 in einer vielbeachteten Pressekonferenz vor laufenden Kameras einen kleinen, unscheinbaren Stein präsentierte, der vom Planeten Mars stammen und in dessen Innern faden- und wurmartige Strukturen zu sehen waren, die von bakterienartigen marsianen Lebensformen herrühren sollten, begann eine endlose Diskussion. Von dem temporären Marsfieber ließ sich sogar der damalige US-Präsident William Jefferson Clinton eine Zeit lang infizieren. Heute ist der Stein vieles schuldig geblieben. Ob sich in dem 1940 Gramm schweren und kartoffelknollen-großen Meteoriten ALH84001 jedoch wirklich archaische Bakterien verewigt haben, ist eine bis heute ungeklärte Frage.
Ebenso kontrovers diskutiert wurde auch das Vorhandensein und die Häufigkeit von Methan (CH4) auf dem Mars. Methan ist ein zuverlässiger Biomarker. Da jedes chemische Element einen unverwechselbaren Fingerabdruck im Lichtspektrum hinterlässt, verraten sich dadurch alle Biosignaturen. Die Anwesenheit von Methan kann auf außerirdisches Leben hindeuten, aber nur indirekt. Denn einerseits können Stoffwechselprodukte von einfachen Mikroben oder sogar Vielzellern die Konzentration dieses Gases in der Marsatmosphäre forcieren. Andererseits verflüchtigt sich Methan auch während bestimmter geologischer Prozesse in die Atmosphäre - wie etwa bei vulkanischen oder hydrothermalen Vorgängen auf der Erde.
Zwar konnte Mars Express als erster Forschungsorbiter den atmosphärischen Methangehalt von einer Umlaufbahn aus bestimmen. Doch da die Instrumente der Sonde seinerzeit an ihre Messgrenze stießen, konnten diese nur geringe Mengen von Methan nachweisen. Der weitaus besser ausgerüstete Orbiter der ExoMars-Mission soll just nach diesen Methan-Quellen suchen. Dass die Frage von elementare Wichtigkeit ist, liegt in der Natur des Mars. Denn Methan kann schlichtweg nicht kurz nach seiner Entstehung vor 4,5 Milliarden Jahren in dessen Atmosphäre gelangt sein, weil infolge der Ultraviolett-Strahlung der Sonne die Gasmoleküle binnen einiger hundert Jahre zerfallen. Aber woher kommt das Spurengas? Sind die Verursacher etwa doch Methanbakterien?
Einig ist sich das Gros der Exobiologen immerhin darin, dass unser Nachbarplanet in seiner Urzeit weitaus lebensfreundlicher war als heute und zumindest Bazillus und Co. beste Voraussetzungen geboten hat, sich zu vermehren. Heute haben die Bioastronomen dank ihrer beflissenen Forschungssonden genug Indizien für die Existenz von Wasser auf dem Mars gesammelt. Schließlich detektieren die orbitalen Spione auf dem Roten Planeten das Lebenselixier Wasser zu Genüge: im gefrorenen oder gasförmigen Aggregatzustand.
Zu guter Letzt gelang es aber dem emsigen Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) vor zwei Jahren sogar, Indizien für die zeitweilige Existenz von flüssigem Wasser auf dem Roten Planeten zu sammeln. Trotz allem entdeckte bis heute weder eine Sonde noch ein Rover auch nur die geringste Lebensspur auf dem Nachbarplaneten. Was über oder unter dem rötlichen Boden kreucht und fleucht, bleibt vorerst ein großes Geheimnis.