Europas Menschen stürmen das Internet

Nach der ersten European Cyberstudy würde die Mehrheit der auf eine einsame Insel verschlagenen Europäer mittlerweile den vernetzten PC dem Telefon oder dem Fernseher vorziehen

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Nach einer Befragung, die Roper Starch im Auftrag von AOL durchgeführt hat, wächst das Internet in Europa explosiv. Die Menschen drängeln sich, endlich vernetzt zu werden, und einkaufen wollen angeblich auch immer mehr. Die Hälfte der Europäer, die online sind, würde sagen, dass das Internet für ihr Leben notwendig geworden sei. Für 62 Prozent hat sich dadurch sogar das Leben verbessert.

Natürlich wurde auch die Frage gestellt, was man am liebsten auf eine einsame Insel mitnehmen würde: ein Fernsehgerät, ein Telefon oder einen PC mit Internetzugang. Bücher oder Zeitungen hat man schon gar nicht mehr in diese Liste aufgenommen. Und natürlich, AOL wird es freuen, haben 62 Prozent gesagt, das sie sich als modernere Robinson einen mit dem Internet verbundenen PC wünschen würden.

Die Befragung ist allerdings nicht, wie der Titel European Cyberstudy vermuten lässt, auf europäischer Ebene durchgeführt worden, sondern nur in Frankreich, Großbritannien und Deutschland. Da kann es also durchaus noch den einen oder anderen europäischen Robinson geben, der sich eher für den Fenseher entscheidet oder nicht glaubt, dass das Internet wichtig für die Kinder ist, was immerhin 77 Prozent der Befragten meinen.

Die Studie spricht sehr betont nicht von Internetbenutzern, sondern von "Verbrauchern", was schließlich das Interessante für AOL ist. Betont wird daher auch, dass Einkaufen zu einer wichtigen Online-Aktivität geworden sei. Über die Hälfte hätten schon einmal etwas online gekauft (was eigentlich ja nicht gerade sehr dramatisch ist), über 40 Prozent auch schon mehrere Male. Weil das vielleicht nicht so gut klingt, wird noch herausgestellt, dass immerhin 68 Prozent sich im Internet über Waren informieren.

Da im letzten Jahr 36 Prozent der Online-Europäer erst ans Netz gegangen seien, preist Michael Lynton, Präsident von AOL, die Befragung habe es "kristallklar" gemacht, dass "der Online-Boom in Europa gerade erst los geht. Die Verbraucher gehen in Rekordmengen online und machen das Medium zu einem wichtigen Bestandteil ihres täglichen Lebens." Und weil AOL sich schon immer auf die Verbraucher konzentriert habe, stellt man für die bestehenden und künftigen Geschäftspartner klar, dass das Internet bei den Menschen das Einkaufsverhalten verändert. Je länger sie online sind, dest mehr Einkäufe würden sie online tätigen. Durschnittlich haben neue OnlineVerbraucher, um in der Sprache von AOL zu bleiben, in den drei Monaten vor der Befragung 85 Euro ausgegeben, wer drei Jahre online ist, hat im selben Zeitraum 125 Euro verbraucht, und wer noch länger online ist 209 Euro.

Ob das Einkaufen aber so wichtig ist, wie dies AOL gerne glauben lassen würde, lässt sich doch bezweifeln, sieht man vielleicht einmal vom Online-Banking ab, das von 27 Prozent der Internetbenutzer regelmäßig benutzt wird.. 85 Prozent der Internetbenutzer suchen zwar nach Informationen, was aber keineswegs solche sein müssen, die etwas mit Einkaufen zu tun haben müssen. 84 Prozent gehen online, um zu kommunizieren, und 71 Prozent, um Nachrichten zu erhalten.

Aber so genau wollte man das auch anscheinend gar nicht wissen. Interessanter ist da schon die Vermittlung der Gründe an die verbliebenen Online-Verweigerer, warum das Internet gut für die Kinder ist. 32 Prozent der Eltern mit einem "Online-Kind" - ein schönes Wort - meinen gar, das Internet habe die Qualität seiner Beziehungen zu anderen Familienmitgliedern und Freunden verbessert. 48 Prozent sagen, das Internet sei für die Kinder besser als Fernsehen. Angeblich wollen 68 Prozent zusammen mit ihren Kindern online gehen, was man durchaus bezweifeln darf. Sicher stimmen wird, dass 72 Prozent meinen, ihre Kinder hätten beruflich Vorteile, wenn sie sich mit dem Internet auskennen. Dass hingegen 61 Prozent der Überzeugung sind, die "Aussetzung an die Technologie" habe eine "positive Auswirkung auf die Qualität der Hausarbeiten", mag vielleicht eine Hoffnung sein.

Was die positiven Auswirkungen Kindern und dem Internet angeht, gibt es Unterschiede. Für die Deutschen stehen die beruflichen Vorteile im Vordergrund (und damit wohl auch die Lust am Hintergrund), die Engländer glauben eher, dass das Internet sich positiv auf die Hausarbeiten auswirkt, und die Franzosen sind stärker - und wahrscheinlich wirklichkeitsnäher - von den Folgen des Internet auf die Hobbies der Kinder beeindruckt. Insgesamt scheinen die Franzosen mehr dem Freizeitaspekt (Unterhaltung, ICQ und andere Kommunikation) zugewandt zu sein - oder geben dies eher zu. Die Deutschen verwalten ihr Geld online oder spekulieren an der Börse, während die Briten die besseren E-Commerce-Kunden sind.