Ex-CIA Agent als erfolgreicher Blockadebrecher

Der Online-Reiseanbieter cubalinda.com bietet US-Bürgern Reisen nach Kuba an - juristischer Beistand inklusive

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Seit zwei Jahren betreibt der ehemalige CIA-Agent Philip Agee das Reiseunternehmen cubalinda.com. US-Bürgern wird so die Möglichkeit geboten, trotz Handelsembargo Ferien auf der Zuckerinsel zu verbringen. Da der Aufenthalt beim Klassenfeind von der Bush-Administration mit Bußgeldern sanktioniert werden kann, hält der umtriebige Agee auf seiner Website gleich die nötigen Standardbriefe an die zuständigen Behörde zum Download bereit.

Bereits ab 150 US-Dollar ist man dabei. Vier Tage und drei Nächte auf Kuba - ein verlockendes Angebot für US-Bürger, die nur wenige Flugstunden von der Karibikinsel entfernt zu Hause sind. Doch so einfach geht das nicht. Aufgrund der seit über 40 Jahren andauernden Blockadepolitik der US-Regierung gegenüber Kuba, ist an einen direkten Flug von den USA auf die Karibikinsel nicht zu denken. Wer seinen Urlaub trotz den behördlichen Restriktionen auf Kuba verbringen will, findet alle nötigen Informationen auf cubalinda.com . Seit gut zwei Jahren betreibt der heute 67 Jahre alte Ex-CIA Agent Philip Agee das Reiseportal und liegt damit voll im Trend. Hinter den Gästen aus Spanien und Großbritannien sind die US-Amerikaner zur drittgrößten Touristengruppe angewachsen, die auf Fidel Castros Insel Urlaub macht. Im vergangenen Jahr haben insgesamt rund 160.000 US-Bürger das Land besucht.

Nachdem Philip Agee 1968 den Dienst bei der CIA quittieren musste und seine Erfahrungen als Agent in Lateinamerika Jahre später in Buchform der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hatte, versuchte er sich 1979 während der Geiselnahme von US-Bürgern in der iranischen Hauptstadt Teheran als Vermittler anzubieten. Als Tauschmaterial offerierte er den Geiselnehmern Geheimdienstdokumente über den Iran. Dieser Aktion folgte der Entzug von Agees Reisepasses durch das US-Außenministerium. Während der folgenden Jahre hielt sich der arbeitslose Agent mit sandinistischen, grenadischen und zuletzt auch deutschen Papieren u. a. in Hamburg auf.

Und dort macht er die "Entdeckung", die ihn auf jene Geschäftsidee brachte, die einerseits Ruhe in sein rastloses Leben und gleichzeitig eine sichere Einnahmequelle brachte. Als er Mitte der 90er Jahre an einem weiteren Buch über den Kalten Krieg schrieb, sei es immer öfter vorgekommen, dass er Bücher über Amazon.com bestellt habe, schreibt Agee. Wenn man Bücher über das Web verkaufen kann, so könne er doch auf die selbe Art und Weise Reisen nach Kuba anbieten. Kuba - ein Land, mit dem sich der geläuterte (wenn nicht gewendete) Schlapphut und Kalte-Krieg-Experte nach dem Zusammenbruch der sozialistischen Staatenwelt in Osteuropa intensiver befasste und den Tourismus als eine Überlebensmöglichkeit für das Land betrachtete. Neben den handfesten kommerziellen Interessen hinter dem Online-Reiseangebot, standen auch politische Erwägungen bei der Gründung von cubalinda.com Pate: In konkretem Anschauungsunterricht sollte das von der US-Regierung über Jahrzehnte gehegte und gepflegte Feindbild Kuba der Realität gegenüber gestellt werden.

Nach dreijähriger Vorlaufzeit und der Übersiedlung Agees auf Castros Insel, war es im Januar 2000 so weit: Die erste Version von cubalinda.com wurde online geschaltet. Gebucht werden können seither Reisen nach Kuba über Drittstaaten wie Kanada, Mexico oder Jamaica, die Geldtransaktionen werden über europäische Banken abgewickelt. Von der kubanischen Regierung werden dem Reiseunternehmen keinerlei Steine in den Weg gelegt - im Gegenteil. Die Parteizeitung Granma findet regelmäßig lobende Worte für den Embargobrecher. Schließlich bringen die Touristen Devisen ins Land und stützen so die in den übrigen Sektoren vor sich hin kriselnde Volkswirtschaft.

Doch als gerissener Geschäftsmann weiß Agee aus den Krisen der anderen Kapital zu schlagen. Nach den Attentaten vom vergangenen 11. September meldete sich der ehemalige US-Staatsdiener in der Parteizeitung zu Wort und pries Kuba als "eines der sichersten Länder der Welt" an. Während sich die amerikanischen Touristen auf der Zuckerinsel durchaus in Sicherheit wähnen mögen, beginnt der Stress aber nach der Heimkehr. Eine Buß- oder gar Haftandrohung kann ins Haus flattern. Nicht-autorisiertes Reisen nach Kuba und insbesondere das Geldausgeben in "Feindesland" sind Anlass für die juristischen Unannehmlichkeiten. Damit diese Sanktionen niemanden vom Reisen abhalten, stehen auf cubalinda.com Standardbriefe ans zuständige "Office of Foreign Assets Control of the Departement of the Treasury" (OFAC) zum Download bereit.

Mit cubalinda.com hat Philip Agee eine e-Business Marktlücke entdeckt, die vorderhand von den dot.com Pleitegeiern nicht so schnell behelligt werden dürfte. Längerfristig könnte sich aber cubalinda.com selbst überflüssig machen, nämlich wenn eines Tages freier Personenverkehr zwischen den USA und Kuba auch ohne clevere Intermediäre möglich sein wird. So lange die Bush-Administration in Washington am Ruder ist, wird dies aber garantiert nicht eintreffen.