Ex-Gouverneur von Massachusetts prüft, in republikanischen Vorwahlen gegen Trump anzutreten
Amtsinhaber gewannen Nominierungsprozess in der Vergangenheit fast immer
William Weld, der ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaats Massachusetts, lässt nach eigenen Angaben prüfen, mit wie vielen Spender und Unterstützern er rechnen könnte, wenn er im nächsten Jahr bei den republikanischen Präsidentschaftsvorwahlen antreten würde. Als Begründung gab der 73-Jährige an, der amtierende republikanische Präsident Donald Trump agiere aus seiner Sicht wie ein "Schoolyard Bully", der der amerikanischen Demokratie schade.
Ob diese Begründung ausreicht, in den republikanischen Vorwahlen mehr Stimmen hinter sich zu versammeln als der Amtsinhaber, ist fraglich. Auch deshalb, weil Weld nicht nur mit Trump, sondern auch mit dem republikanischen Establishment fremdelt: 2008 stellte er sich nicht hinter den Republikaner John McCain, sondern hinter den Demokraten Barack Obama - und bei den letzten Präsidentschaftswahlen trat er für keine der beiden großen Parteien an, sondern als Vizepräsidentenkandidat der Libertarian Party.
Lehre von 1912
Dass Weld der einzige Republikaner bleibt, der bei den Vorwahlen gegen Trump antritt, ist insofern unwahrscheinlich, als in der Vergangenheit auch republikanische Amtsinhaber, die noch einmal antreten durften, regelmäßig mehrere innerparteiliche Herausforderer hatten: 1912, bei den ersten republikanischen Vorwahlen, gewann der Ex-Präsident Teddy Roosevelt mehr Stimmen und Bundesstaaten, aber weniger Wahlmänner als als der damals amtierende Präsident William Taft. Roosevelt sah sich dadurch ermutigt, mit einer neu gegründeten "Progressive Party" zur Wahl anzutreten. Mit 27 Prozent errang er dann zwar einen höheren Stimmenanteil als Taft (für denn nur 23 Prozent der Wähler stimmten), unterlag aber dem Demokraten Woodrow Wilson deutlich.
Diese Lehre dürfte mit ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass der nächste republikanische Präsident Calvin Coolidge, der sich 1924 zur Wiederwahl stellte, ebenso wenig einen ernsthaften Konkurrenten hatte wie Herbert Hoover 1928. Die Weltwirtschaftskrise, die Hoover in seiner ersten Amtszeit nicht in den Griff bekam, änderte das. 1932 gewann Joseph France, ein Senator aus Maryland, zwar acht von insgesamt 14 Vorwahlen - aber da im Rest der Bundesstaaten die Parteifunktionäre entschieden, wurde in der Republican National Convention trotzdem Hoover als republikanischer Kandidat nominiert - und verlor anschließend mit sechs zu 42 Bundesstaaten sehr deutlich gegen den Demokraten Franklin Delano Roosevelt.
Auch Eisenhower und Reagan hatten innerparteiliche Herausforderer
Selbst der sehr beliebte republikanische Präsident Dwight D. Eisenhower hatte mit John Bricker, Joe Foss und S.C. Arnold drei innerparteiliche Herausforderer, als er 1956 als Präsident in die Vorwahlen zog. Gefährlich werden konnten sie ihm allerdings nicht. Auch Richard Nixon konnte auf der Republican National Convention mit 1323 von 1324 fast alle Delegierten hinter sich versammeln, weil sein Gegenkandidat, der republikanische Vietnamkriegsgegner Pete McCloskey, kaum Unterstützer fand.
Nixons Nachfolger Gerald Ford wurde 1976 von Ronald Reagan herausgefordert, der in den Vorwahlen schwach startete, aber anschließend zahlreiche Südstaaten gewann. In der Republican National Convention setzte sich der weder als Präsident noch als Vizepräsident gewählte Amtsinhaber dann nur knapp gegen Reagan durch. Nachdem Ford anschließend gegen den Demokraten Jimmy Carter verlor und Reagan 1980 doch noch Präsident wurde, gewann der ehemalige Schauspieler die Nominierung als Amtsinhaber 1984 souverän mit allen Stimmen bis auf zwei Enthaltungen. Sein einziger Herausforderer, der ehemalige Gouverneur Harold Stassen aus Minnesota, hatte seine chancenlose Bewerbung noch während der Vorwahlen zurückgezogen.
Johnson gab auf, nachdem Robert Kennedy einstieg
Ganz anders ging es Reagans Nachfolger George Bush senior bei seinem Antreten als Amtsinhaber 1992: Er hatte in Patrick Buchanan einen Herausforderer, der in mehrerlei Hinsicht dem späteren Donald Trump vorwegnahm (vgl. Proto-Trump) und ihm in mehreren Bundesstaaten über 30 Prozent der Stimmen abnahm. George Bush seniors Sohn George Bush junior hatte dagegen 2004 die Partei relativ geschlossen hinter sich, was auch daran lag, dass sich während des Irakkrieges kaum ein Republikaner den Anschein des Defätismus geben wollte. Der einzige, der das wagte - Senator Lincoln Chafee aus Rhode Island - zog seine Bewerbung noch vor Beginn der Vorwahlen in New Hampshire zurück, nachdem man Saddam Hussein aufgespürt hatte.
Einen Amtsinhaber, der im Nominierungsprozess aufgab, gab es bislang nur bei den Demokraten. Hier zog Lyndon B. Johnson 1968 seine Bewerbung zurück, nachdem er bei den ersten Vorwahlen gegen den dezidierten Vietnamkriegsgegner Eugene McCarthy aus Minnesota mit 50 zu 42 Prozent überraschend schlecht abschnitt und nachdem Robert F. Kennedy daraufhin etwas verspätet seinen eigenen Hut ins Rennen warf. Nachdem letzterer ermordet wurde, entschied sich die von schweren Krawallen begleitete Democratic National Convention trotz 30,63 Prozent Stimmenanteil für ihn und 38,73 Prozent für McCarthy, Johnsons Vizepräsidenten Hubert Humphrey zum Präsidentschaftskandidaten zu nominieren, für den in den Vorwahlen lediglich 2,21 Prozent der Wähler gestimmt hatten.
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