"Feng Qingyang" bringt König Donald in die Zwickmühle

Seite 2: "Außen Hui, innen Feng Shui!"

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Einiges anders als seine Vorgänger will Donald bekanntlich im Bereich der geschlossenen Werkstätten und verschwundenen Arbeitsplätze machen, von denen er behauptet, dass böse Chinamänner sie gestohlen und in ihr fernes Reich entführt hätten. Und er, Donald, werde sie befreien und heim in's Reich zurückholen, hatte er angekündigt, was erst Mal viele gut fanden.

Doch wie so oft bei Donalds Ideen blieb unklar, wie das denn funktionieren sollte. Auf den größten und beliebtesten Marktplätzen des Landes, die man "Wal Mart" nannte, kamen gut 70 % aller Produkte aus China, und die Käufer überall im Königreich waren mit ihrer Qualität und den Preisen sehr zufrieden. Wenn Donald nun Strafzölle auf die Einfuhr verhängen würde, müssten alle Waren auf den Märkten im selben Maß teurer werden, was bei den Massen der ohnehin schon armen Leute - 44,5 Millionen der Untertanen sind auf Essensmarken angewiesen - große Unzufriedenheit hervorrufen würde.

So heftig Donald "die chinesischen Räuber von Arbeitsplätzen" beschimpft hatte, so wenig konnte er tun, zumal sein Königreich mit unendlichen Milliarden von "Staatsanleihen" bei den Chinesen verschuldet war. Wenn die morgen auf den Markt geworfen würden, wäre der exzeptionalistische Taler über Nacht nichts mehr wert, denn niemand würde für die Milliarden Zettel dann noch gutes Geld bezahlen. Was also tun?

So gern König Donald in dieser Sache den starken Mann markiert hätte, er sah keine Möglichkeiten dazu. Vor allem nachdem ihm ein Besucher aus dem Reich der Mitte angekündigt wurde, den man in seiner Heimat "Feng Qingyang" nannte, nach einem berühmten Schwertkämpfer, der zurückgezogen in den Bergen lebt und zu unvorhersehbaren Wutausbrüchen neigt. Im Königreich kannte man ihn unter dem Namen "Alibaba", obwohl er eigentlich Jack Ma hieß. Weil ihn die berühmteste Weisheitsschule des Landes, die man Harvard nannte, 10 Mal als Studenten abgelehnt hatte und auch die großen Werkstätten ihn nicht einstellen wollten ging er nach China und gründete seinen eigenen Laden, den er "Alibaba" nannte und wurde in 15 Jahren zu einem der reichsten Männer der Welt. Alibaba habe jetzt pro Tag 100 Millionen Kunden, aber, entschuldigte sich Feng Qingyang, sie hätten ja auch gerade erst angefangen. Keine Frage, dass so ein "Winner" bei Donald sofort eine Audienz erhält - und der kleine Alibaba gab dem mächtigen Imperator eine Lektion, wie sie ein großer Zen-Meister nicht besser hätte erteilen können:

"In den letzten 30 Jahren haben die Werkstätten in deinem Königreich Tonnen von Geld verdient", sagte er lächelnd, und lobte die berühmten Unternehmen des Landes in hohen Tönen. "Aber das Problem ist: Ihr habt das Geld an der falschen Stelle ausgegeben. Ihr habt in den letzten 30 Jahren 13 Kriege geführt und dafür mehr als 14, 2 Trillionen Taler verbraucht. Stell dir vor, ein Teil davon wäre in den Aufbau der Infrastruktur und in Arbeitsplätze geflossen. Ihr habt vergessen, das Geld für eure eigenen Leute auszugeben. Kein anderes Land hat euch Jobs gestohlen. Ihr habt nur versäumt, euer Geld auf rechte Weise zu verteilen."

Feng Qingyang. Screenshot aus dem YouTube-Video

Mit der Weisheit aus dem Reich der Morgenröte hatte sich König Donald bis dato nicht wirklich beschäftigt, auch wenn er bei den Schlössern und Türmen, die er als Baulöwe im Fernen Osten errichtete, seine Architekten stets mit der kennerhaften Parole "Außen Hui, innen Feng Shui!" ans Werk geschickt hatte. Jetzt war er für einen Moment sprachlos. Was bildete sich dieser Zwerg ein, dem Imperator des exzeptionalistischen Königreichs Versäumnisse und Fehler vor zu rechnen? Andererseits: Er hatte ja nicht unrecht, diese regime change-Politik, dieser Nato-Zirkus, war ultrateuer und ineffizient.

Aber bevor ihm eine passende Antwort einfiel, fuhr Alibaba fort: "Ich möchte für die Werkstätten in eurem Land den Zugang zu Milliarden Kunden in meinem Land herstellen und werde, mit eurer Erlaubnis, hier eine Million Arbeitsplätze schaffen." Und er setzte noch hinzu, dass er Donalds Liste der großartigen Projekte für den Eisenbahn - und Straßenbau gesehen habe, die sicher sehr teuer werden - daran würde sich das Reich der Mitte mit seinen neuen "CIC"-Investmentfonds sehr gern beteiligen. Nun fiel König Donald erst recht nichts mehr ein, außer seinem Standard, den er dann auch auf der Pressekonferenz verkündete: dass er mit Alibaba zusammen "große Sachen" machen werde.

Bloody Henry und Dr. Zbig

Tatsächlich hatte ihn dieser Feng Qingyang in eine echte Zwickmühle gebracht. Mit einem Angebot, das er eigentlich nicht ablehnen konnte, das aber gleichzeitig seinem angekündigten Handelskrieg mit China total widersprach. Und nicht nur in den königlichen Gemächern herrschte jetzt eine kognitive Dissonanz, die Donald bisweilen zum Raufen seiner prächtigen Eichhörnchenfrisur brachte, auch in den Tiefen des Reichs, bei den Meistern der Intelligence, war große Verwirrung ausgebrochen. Hatten doch zwei steinalte Eminenzen des Schattenspiels - der Großmeister Kissinger, den man nur "Bloody Henry" nannte, und Dr. "Zbig To Jail" Brzezinski, der schon ein halbes Dutzend Könige beriet, für die kommenden Züge im geopolitischen Schach sehr unterschiedliche Strategien vorgeschlagen.

Während Dr. Zbig, der seit seiner Jugend an einem "Russophobie" genannten Leiden laborierte, im Reich des Wladimir nach wie vor den ultrabösen Großfeind sieht, den man mit allen Mitteln und militärischer "Full Spectrum Dominance" weltweit bekämpfen müsse, sieht Bloody Henry, obwohl gewalttätigen Eskapaden bis hin zum Bombenteppich niemals abgeneigt, darin einen großen Fehler. So nämlich würde man die beiden Großreiche Russland und China nur zusammentreiben, die aber auseinandergehalten werden müssen, weil sie zusammen viel zu stark würden.

Deshalb müsse man mit den Russen künftig zusammenarbeiten und auch die Halbinsel Krim, die König Wladimir bekanntlich allein mit der Magie seiner Gedankenstrahlen und ohne einen Schuss abzugeben erobert hatte, als russisch akzeptieren. Mit unipolarer Dominanz, wie sie Dr Zbig. bis zuletzt König Obama geflüstert hätte, käme das exzeptionalistische Königreich nicht weiter, meint Großmeister Kissinger und empfiehlt König Donald ein multipolares "Gleichgewicht der Kräfte" anzustreben. Das gute alte "divide et impera" also.

Da Dr. Zbig als der ursprüngliche Erfinder der terroristischen Wickelmützen-Söldner gilt, deren "Kalifat" Donald den totalen Krieg angesagt hat, scheint das königliche Ohr derzeit eher den Ratschlägen von Bloody Henry zuzuneigen. Zumal dem Angebot von Alibaba weitere von seinen Kollegen aus dem Reich der Mitte folgen werden, die Donald eigentlich nicht ablehnen kann. Denn er will ja keinen Krieg (und auch keinen Handelskrieg) ... er will nur gewinnen.