Fischerei am Abgrund - Klimawandel und Überfischung gefährden Bestände
Seite 2: Nachhaltige Kriterien beim Fischfang
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Gemeinsam mit NABU, Deutscher Umwelthilfe, WWF und Geomar veröffentlichte die Verbraucherzentrale eine Liste, die zwischen gutem Fisch und bedingt empfehlenswerten Fisch unterscheidet
Maßgeblich sind vor allem Herkunft, Art und Fangmethode:
• Die Bestandsgrößen müssen nachweisbar und aktuell über dem Mindestwert liegen, der den maximalen Dauerertrag produzieren kann. Der Fischereidruck muss nachweisbar und aktuell kleiner sein als der, der den maximalen Dauerertrag produzieren kann.
• Die mittlere Körpergröße im Fang muss deutlich über derjenigen liegen, bei der die Tiere geschlechtsreif werden.
• Die Fangmethoden sollen die Umwelt, andere Arten und die natürliche Größenstruktur des Bestandes möglichst wenig beeinträchtigen. Maschenweiten müssen so groß sein, dass Jungfische und kleinere Arten hindurchschlüpfen können. Beim Einsatz von Schleppnetzen darf der Meeresgrund nicht berührt werden. Grundschleppnetze, Dredgen und Fischsammler (FAD's) sind ausgeschlossen.
Einige Fischbestände verfehlten Kriterien wie ausreichende Bestandsgröße, Vermeidung von Beifang oder Einsatz schonender Fangmethoden nur knapp und wurden daher nur mit dem Zusatz "bedingt empfehlenswert" aufgenommen. Eine gute Klimabilanz habe Fisch aus lokaler Zucht, wie etwa Forelle oder Karpfen.
Er muss weder weit transportiert noch lange gelagert werden, wodurch Treibhausgase eingespart werden. Auch lokale Arten können überfischt sein und mit umweltschädigenden Methoden gezüchtet oder gefangen werden. Kabeljau gilt nur als nachhaltig, wenn er in den Gewässern um Spitzbergen, der Barentssee oder der Norwegischen See gefangen wurde.
Welcher Fisch ist wirklich nachhaltig?
Wer nachhaltig gefangenen Fisch kaufen will, sollte sich nicht auf das Siegel der Organisation Marine Stewardship Council (MSC) verlassen. Denn dieser zertifiziert auch Fischereiflotten, die mit zerstörerischen Fangmethoden arbeiten oder auf deren Schiffen Menschen ausgebeutet werden, kritisiert Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. Die Organisation zertifiziert industrielle Groß-Fischereien, die zerstörerische Grundschleppnetze einsetzen. Auch massive Beifänge an Haien, Schildkröten oder bedrohten Seevogelarten wie Albatrossen schließt die Vergabe des Siegels nicht aus.
Einem Bericht der französischen NGO Bloom zufolge kommen 83 Prozent der MSC-zertifizierten Fischfänge aus zerstörerischer, industrieller Fischerei. Wer solche Praktiken nicht unterstützen möchte, greift am besten zu heimischem Bio-Fischprodukten. Vertrauenswürdige Siegel sind Naturland, Followfood oder Wild Ocean.
Bioland und Naturland legen Wert auf eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen – in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht. Das EU-Bio-Logo kennzeichnet vor allem Fischprodukte aus ökologischer Aquakultur, die den EU-Standards zur ökologisch-biologischen Bewirtschaftung entsprechen. Stammt Zuchtfisch aus Ländern mit eher niedrigen Sozialstandards, sollte er besser zusätzlich durch den Aquaculture Stewardship Council (ASC) und/oder Naturland zertifiziert sein.
Häufig gibt es Zuchtfisch aus kleinen regionalen Aquakulturen, die nicht zertifiziert sind, aber trotzdem nachhaltig und ökologisch wirtschaften. Generell sind pflegeleichte Friedfische wie Karpfen den Raubfischen vorzuziehen.
Meerestiere brauchen Rückzugsräume
Die Meere bedecken 70 Prozent der Erde. Unter der Wasseroberfläche befinden sich felsige Gebirge, Vulkane, Algenwälder und Millionen Lebewesen vielfältigster Arten. Für meisten Menschen unsichtbar schreitet hier das Artensterben voran. Um Licht ins Dunkel der Weltmeere zu bringen, kartierten Umweltforscher und Biologen der australischen Universität Queensland erstmals besonders sensible Zonen der Ozeane, die ihrer Ansicht nach möglichst schnell zu Schutzgebieten erklärt werden sollten, um zu verhindern, dass noch mehr Unterwassertiere und mit ihnen ganze Landschaften aussterben.
Wir brauchen Gebiete, die frei von menschlichen Einflüssen wie Fischerei, Handelsschifffahrt oder Pestizidabfluss sind, erklärt Studienautor Kendall Jones. Um Wasservögel, Fische und Meeressäuger ausreichend zu schützen, müssten ihm zu Folge 26 bis 41 Prozent der Weltmeere unter Schutz gestellt werden. Gemeinsam mit seinem Team bestimmte Jones für jede Art den minimalen Platz, den diese zum Überleben benötigt.
Anfang März einigten sich die Vereinten Nationen nach fünfzehnjährigen Verhandlungen überraschend auf ein Abkommen zum Schutz der Hohen See. Es ist völkerrechtlich bindend und soll fast 60 Prozent der Weltmeere abseits von Staatsgrenzen schützen. Demnach sollen wirtschaftliche Aktivitäten fernab der Küsten auf ihre Umweltverträglichkeit hin geprüft, Gewinne sollen fair zwischen den Ländern des globalen Südens und Nordens geteilt werden.
Das Abkommen folgt damit auf das Weltnaturschutzabkommen von Montréal vom Dezember 2022. Umweltverbände wie der NABU drängen nun auf seine schnelle und wirksame Umsetzung. Schutzgebiete werden in Deutschland fatalerweise zuallererst als Wirtschaftsraum gesehen, lautet die Kritik. Das müsse sich grundlegend ändern. Ausgewiesene Schutzgebiete müssen frei von menschlicher Nutzung bleiben, auch frei von Tiefseebergbau.
In seinem Zehn-Punkte-Plan zeigt NABU konkrete Schritte zur Umsetzung der Meerespolitik. Das dürfte auch im Sinne von Greenpeace sein, denn seit Langem fordert die Organisation ein echtes Meeresschutzabkommen.