Flatrate-Schwindel

Nur ein früh aufgeflogener Streich oder grenzenlose Naivität von Jugendlichen mit Start-up-Mentalität?

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Gerald Levin, der Chef von AOL-Time-WarnerPoweruser, sowie andere Teilnehmer an einer von der SPD organisierten Konferenz zur Zukunft des Internet haben gerade wieder einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass das Fehlen einer Flatrate das Wachstum des Internet in Deutschland behindert. Natürlich wünschen sich viele User, das Internet für möglichst wenig Geld im Monat rund um die Uhr nutzen zu können. Ab dem 10. Juli sollte nun ein besonders günstiges Flatrate-Angebot für nur 30 DM im Monat zur Verfügung stehen. Der Anbieter war Flatpark. Mittlerweile ist das Angebot aber schon wieder aus dem Netz verschwunden. Die Domain wird vom Provider puretec gehostet. Der Besitzer der Domain soll ein 15jähriger Teenager sein, der mit seinen Freunden allerdings auch auf anderen Wegen oder Domains zu Geld zu kommen sucht.

Das Angebot von Flatpark war ganz einfach: 30 DM im Monat, weiter nichts. Nicht benannt wurden die zukünftige Zugangsnummer und die Zugangsbedingungen per ISDN oder DSL. Das hätte, neben dem Umstand, dass gegenwärtig niemand eine Flatrate zu diesem Preis anbieten kann, alle hellhörig werden lassen. Mittlerweile sind alle Inhalte der Domain verschwunden. Lediglich bei dem Infodienst "Onlinekosten" finden sich noch die Anmeldemodalitäten. "Onlinekosten" nahm am 7.7. das Angebot auch kritisch unter die Lupe und gab bekannt, dass sie dem Angebot nicht trauen, zumal in der Vergangenheit schon viel Schindluder mit angeblichen Flatrate-Angeboten getrieben wurde. Für ein seriöses Angebot fehlten schlicht und ergreifend die Details, wie Umfang oder Zugangsmöglichkeiten zur Flatrate. Nicht einmal die inzwischen übliche Mengenbegrenzung des Traffic wurde benannt. Lediglich eine Bereitstellungsgebühr von einmal 55 DM und eine Email-Adresse im Gegenwert von fünf DM halbjährlich wurden noch als Sonderkostenanteil verlangt.

Nett ist auch eine Passage in der AGB, auf die hingewiesen wird:

"Der Kunde verpflichtet sich, bei eventuell kommenden Insolvenzen der Flatpark GmbH Hilfe zu leisten, und das Unternehmen wieder populär zu machen, das beinhaltet Werbung bei Bekannten und Freunde des Kunden und auch Geldzahlungen außerhalb der angegebenen Kosten. Diese Kosten werden von dem Provider vorgesetzt und müssen eingehalten werden. Bei Nichtzahlung kann der Provider gerichtliche Schritte einleiten lassen."

Nun machen sich die "Onlinekosten"-Redakteure eher Sorgen um den Jugendlichen bzw. seiner Gruppe, denn das Angebot kann man eigentlich nicht mehr als Dummejungenstreich auffassen. Unklar ist schon, wie die Jugendlichen glaubten, darüber ans Geld zu kommen und nicht des Schwindels bezichtigt zu werden, zumal der Besitzer der Domain sich unter richtigem Namen eingetragen hat. "Grenzenlose Naivität" attestiert Onlinekosten wohl zurecht den Jugendlichen. Wer den Versuch, den Flatrate-Schwindel zu inszenieren, nachvollziehen will, kann bei Onlinekosten noch einige abgespeicherte Seiten finden. Im Gästebuch bei Jeasel.de, eine andere Seite derselben Gruppe, haben sich schon einige eingetragen, die sich lustig über den Schwindelversuch machen. Einer schreibt hämisch: "freue mich schon darauf eine strafanzeige gegen euch zu stellen :()"