Flug STS-122 - ein Meilenstein europäischer Weltraumgeschichte

Hochspannung pur - Wirbelsturm sorgte für Schweißperlen

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Ein Wirbelsturm in der Nähe vom Kennedy Spacecenter sorgte kurzfristig dafür, dass der Start des Space Schuttle in Frage gestellt wurde. Doch dann besserte sich das Wetter zunehmend, und es konnte grünes Licht für den Count Down gegeben werden.

Das Space Shuttle Atlantis – dessen Start schon mehrmals aufgrund technischer Probleme verschoben worden ist - ist gestern mit nur 4 Minuten Verspätung um 20.49 Uhr MEZ vom Launchpad 39A am Kennedy Space Center in Florida erfolgreich in Orbit gestartet. Mit an Bord eine wichtige Fracht: das europäische Forschungslabor Columbus, das sich nun auf dem Weg zur Internationalen Raumstation befindet. Die Ankunft des Space Shuttle an der ISS ist für Samstagvormittag, den 9. Februar geplant. Neben den fünf NASA-Astronauten befinden sich an Bord auch der deutsche ESA-Astronaut Hans Schlegel und sein französischer Kollege Léopold Eyharts.

Bilderbuchstart vor nun wieder strahlendblauem Hintergrund. Bild: Nasa/PVN

Gemeinsames Ziel der Crew wird die Montage und Inbetriebnahme des Weltraumlabors Columbus sein. Zusätzlich werden bei einem Außenbordeinsatz (EVA) die Astronauten die externen Versuchseinrichtungen an Columbus anbringen sowie weitere Aufbau und Wartungsarbeiten durchführen. Die Mission Columbus wird nach dem Abdocken des Space Shuttles von Léopold Eyharts fortgeführt, der für ca. drei Monate Mitglied der ISS-Expeditionscrew sein wird, während Schlegel nach rund eineinhalb Wochen wieder mit Atlantis zur Erde zurückkehren wird.

Fühlbare Spannung - Atlantis kurz vor dem Start, Booster-Seperation in Vorbereitung, ein letzter Blick aus der Luke, erfolgreicher Lift-off, Count Down-Anzeige, ein Blick in das Johnson Space Control Center kurz nach dem Start. Bilder: Nasa/PVN

Columbus

Das Weltraumforschungslabor Columbus ist Europas wichtigster Beitrag zur Internationalen Raumstation ISS und auf eine dauerhafte, multidisziplinäre Forschung im All ausgelegt. In diesem können bis zu drei Astronauten auf 25 Kubikmetern an wissenschaftlichen Experimenten arbeiten. Es ist 6,9 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern. Die Außenwand besteht aus mehreren Lagen Aluminium, Kevlar und Nextel, die das Labor vor Beschädigungen durch Mikrometeoriten und Weltraummüll, ebenso vor kosmischer Strahlung schützen, sowie einer starken Temperatur-Isolierung. Im Inneren ist das Forschungsmodul mit 16 sogenannten Racks ausgestattet, in denen ähnlich wie bei Einbauschränken Laborausrüstung, Computer und technische Systeme untergebracht sind. Sie können Versuchseinrichtungen von bis zu 700 Kilogramm Masse aufnehmen und besitzen eine eigene Stromversorgung, Kühlsysteme sowie Video- und Datenleitungen. Die Solarflächen der Ramstation werden Columbus mit 20 kW Strom versorgen, von denen 13,5 kW für die wissenschaftlichen Einrichtungen genutzt werden können.

Höhepunkte der Reise (mit 4 Minuten Zeitunterschied). Bild: DLR

Externe Experimente

Die European Technology Exposure Facility (EuTEF) und das SOLAR-Observatorium sind die beiden europäischen Nutzlasten, die während des dritten EVA an der Außenhülle des Labors installiert werden sollen. Hierbei wird Léopold Eyharts den Roboterarm der Station lenken, der einen der EVA-Astronauten zwischen der Ladebucht des Space Shuttles, wo sich EuTEF und SOLAR zunächst befinden, und der äußeren Nutzlasthalterung von Columbus, wo die Experimente angebracht werden sollen, befördert. EuTEF beinhaltet verschiedene Experimente, unter anderem eine Vielzahl von biologischen Versuchen. SOLAR wird für rund zwei Jahre eine Spektralanalyse unserer Sonne vornehmen.

Interne Wissenschaftsaufgaben

Während ihrer Missionen werden Hans Schlegel und Léopold Eyharts an einer Reihe von Experimenten für die europäische Wissenschaft arbeiten. Die Versuche erstrecken sich über eine große Bandbreite von Themen, solche, welche die Schwerelosigkeit benötigen, kommen aus den Bereichen der Humanphysiologie, Biologie, Flüssigkeitsforschung und Strahlungsbelastung.

Weitere Aufgaben

Während des zweiten EVAs werden zudem der deutsche Astronaut Hans Schlegel und der NASA-Astronaut Rex Walheim einen Stickstofftank-Komplex ersetzen, der sich am Gitter P1 befindet. Die alte Tankanlage wird in der Ladebucht des Shuttles untergebracht und dann zurück zur Erde transportiert. Während ihres dritten Außenbordeinsatzes (EVA) werden die Astronauten ein ausgefallenes Gyroskop, eine Art Kreisel, abbauen, das zeitweilig an einer externen Lagerplattform angebracht war. Es wird in der Ladebucht des Shuttles verstaut zurück zur Erde gebracht. Die Gyroskope sind notwendig, um die orbitale Lage der Station zu kontrollieren.

Ein künstlerischer Blick in das Columbusmodul, das hier schon an der ISS angedockt ist. Bild: ESA

Kontrolle

Sobald das europäische Modul an der Raumstation angekoppelt ist, übernimmt das Columbus-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen die Verantwortung für das europäische Weltraumlabor. In Abstimmung mit den Missionskontrollzentren der NASA und der russischen Raumfahrtbehörde RKA wird das wissenschaftliche Programm des Weltraumlabors von Oberpfaffenhofen aus koordiniert. Hier werden etwa 75 Wissenschaftler und Ingenieure die europäischen Aktivitäten auf der Internationalen Raumstation steuern. Dazu gehören:

  1. Training für Betriebspersonal sowie Vorbereitung und Durchführung von Missionssimulation
  2. die Überwachung und Steuerung der technischen Systeme des Labors und der Experimente an Bord der Raumstation
  3. die Kommunikation zwischen ISS, Bodenstationen und Kontrollzentren
  4. Empfang, Verarbeitung, Verteilung und Auswertung von Daten sowie
  5. die Betriebsablaufplanung an Bord und am Boden (Missionsplanung)