Folgen des Klimawandels: US-Wirtschaft könnte dauerhaft Schaden erleiden
Hurrikane treffen die USA immer wieder heftig und richten enorme Schäden an. Mit dem Anstieg der globalen Temperatur werden die Folgen heftiger. Warum das für die US-Wirtschaft zum Problem wird.
Als Hurrikan "Ian" Ende September über den US-Bundesstaat Florida zog, hinterließ er eine Spur der Zerstörung: Mindestens 50 Todesfälle wurden gezählt; etwa 10.000 Menschen wurden auch Tage später noch vermisst; und knapp 1,5 Millionen Haushalte blieben ohne Strom. US-Präsident Joe Biden hatte erklärt: Dies könnte der tödlichste Hurrikan in der Geschichte Floridas gewesen sein.
Die Schäden durch diesen Wirbelsturm waren groß – aber in Zukunft könnten sie ein Ausmaß erreichen, dass wirtschaftliche Folgen im nationalen Maßstab nicht mehr kompensiert werden können. Das hat das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) kürzlich in einer Studie gezeigt. Denn mit steigender globaler Temperatur wächst auch der Schaden, der durch einen Hurrikan entstehen kann.
"Tropische Wirbelstürme ziehen ihre Energie aus den sich erwärmenden Meeren", sagte Robin Middelanis, Hauptautor der Studie. Zusätzlich könne wärmere Luft mehr Wasser aufnehmen, das dann in heftigen Regenfällen und Überschwemmungen freigesetzt werden könne.
Es ist also wahrscheinlich, dass die Schäden durch Hurrikane größer werden, wenn wir unser Erdsystem weiter aufheizen.
Robin Middelanis
Das gelte auch für den Fall, dass die Zahl der Wirbelstürme nicht zunimmt: Die stärksten unter ihnen könnten demnach verheerender werden.
Unter diesen Voraussetzungen nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass die Folgen wirtschaftlich nicht mehr zu kompensieren sind. "Unsere Berechnungen zeigen zum ersten Mal, dass die US-Wirtschaft, immerhin eine der stärksten auf unserem Planeten, irgendwann nicht mehr in der Lage sein wird, die Produktionsausfälle in Lieferketten aus eigener Kraft auszugleichen", so Middelanis.
Die Wissenschaftler untersuchten in der Studie die Folgen des Hurrikans "Harvey", der 2017 über Texas und Louisiana zog. Der Dauerregen führte zu massiven Überflutungen, Häuser trugen massiv Sturmschäden davon und es kam zu Stromausfällen.
Die Behörden sprachen damals von einer Katastrophe historischen Ausmaßes. Dutzende Menschen starben, Millionen musste ihre Wohnungen verlassen. Der Gesamtschaden wurde auf bis zu 180 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Von diesem Schaden gingen die Forscher aus und errechneten, wie es sich bei unterschiedlichen Niveaus der globalen Erwärmung entwickeln würde. Sie betrachteten dabei nicht nur die direkten Schäden, sondern rechneten mit ein, dass sich die Verluste über unterbrochene globale und nationale Lieferketten ausbreiten. Die indirekten wirtschaftlichen Auswirkungen können erheblich werden.
"Wir haben eine globale Erwärmung von bis zu 5 °C untersucht – die leider vielleicht bereits bis zum Ende unseres Jahrhunderts erreicht werden könnte, wenn die Klimapolitik versagt", sagte Anders Levermann, Co-Autor der Studie und Leiter der Komplexitätsforschung am PIK.
Man habe zwar nicht genau bestimmen können, wo der Kipppunkt für die US-Wirtschaft liegt – man sei sich aber sicher, "dass die derzeitigen Kapazitäten der US-Wirtschaft irgendwann für den Ausgleich der Produktionsausfälle nicht mehr ausreichen werden.
Die Simulationen zeigten auch: Der Energiesektor in den USA ist besonders anfällig für Schäden durch Wirbelstürme. Kommt es hier zu Produktionsausfällen, ist es möglich, dass Länder wie Norwegen, Venezuela, Kanada oder Indonesien einspringen – auf Kosten der US-Wirtschaft.
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