Folgen des Kohleausstiegs: In Berlin könnte das Trinkwasser knapp werden

Der Kohleausstieg bringt die Wasserversorgung Berlins in Gefahr.

Die Spree führt in Berlin noch Wasser. Mit dem Kohleausstieg könnte es deutlich weniger werden.

(Bild: Photomat / Pixabay)

Umweltbundesamt warnt vor Engpässen bei Wasserversorgung im Großraum Berlin. Künftig ist Sparen von Wasser angesagt. Was vorgeschlagen wird und was Kritiker dazu sagen.

Der Großraum Berlin gewinnt sein Trinkwasser zu einem erheblichen Teil aus der Spree. In Zukunft könnte das zu einem Problem werden, denn durch den Kohleausstieg in der Lausitz wird der Fluss deutlich weniger Wasser führen. Das Umweltbundesamt (UBA) warnt vor großen Engpässen bei der Versorgung mit Trinkwasser.

"In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird", erklärte UBA-Präsident Dirk Messner am Montag. "Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen."

Messner stellte am Montag eine neue Studie vor, die sich mit den Folgen des Kohleausstiegs in der Lausitz beschäftigt. Der Bergbau hatte über ein Jahrhundert lang dafür gesorgt, dass die Spree deutlich mehr Wasser als zuvor führte.

Weniger Wasser durch Kohle-Aus

Für die Kohleförderung wird Grundwasser abgepumpt und in den Fluss geleitet. Seit Beginn des Abbaus der Braunkohle im 19. Jahrhundert sollen es laut UBA rund 58 Milliarden Kubikmeter Grundwasser gewesen sein – mehr als das Volumen des Bodensees.

Gut die Hälfte des Wassers, das die Spree heute bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommermonaten steigt dieser Anteil auf bis zu 75 Prozent, so die Ergebnisse der vorgelegten Studie.

Umweltbundesamt

Nach dem Ende des Kohlebergbaus in der Lausitz fehlt dieses Wasser. Laut Studie kann dies in trockenen Sommermonaten dazu führen, dass die Spree örtlich bis zu 75 Prozent weniger Wasser führt. Sowohl der Spreewald als Tourismusregion wäre davon betroffen als auch die Wasserversorgung von Berlin.

René Schuster vom Umweltnetzwerk Grüne Liga wies allerdings darauf hin, dass man nicht so tun dürfe, "als würden Kohletagebaue Wasser herstellen". Was in die Spree geleitet werde, sei der wichtigste Bodenschatz in der Lausitz: das Grundwasser.

Wasser soll gespart werden

Bleibt der Wasserbedarf entlang der Spree und in Berlin gleich oder steigt er sogar, dann "drohen insbesondere in trockenen Jahren immer häufigere und länger andauernde Wasserengpässe". Weiter heißt es von der Behörde, dass vom zunehmenden Wassermangel etwa Berlins größtes Trinkwasserwerk in Friedrichshagen betroffen sein wird.

Auch die Verdünnung des gereinigten Berliner Abwassers mit Spreewasser – etwa 220 Millionen Kubikmeter pro Jahr – wird zunehmend problematisch.

Umweltbundesamt

Das Umweltbundesamt betont, dass künftig alle Nutzer in der Region deutlich mehr Wasser sparen müssten. Dennoch reichten Einsparungen nicht aus, um das prognostizierte Wasserdefizit auszugleichen.

Wasser importieren, Speicher ausbauen

Unerlässlich sei deshalb, Wasser aus anderen Regionen zu importieren. Flüsse wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder sollten dafür angezapft und deren Wasser in die Lausitz geleitet werden. Die notwendige Infrastruktur müsse dafür errichtet werden – aber das benötige Zeit.

Zudem sollten Wasserspeicher ausgebaut werden. Momentan verfüge die Region über Speicher mit einem Volumen von rund 99 Millionen Kubikmeter Wasser. Von diesem Speichervolumen seien bislang aber nur etwa 50 Prozent nutzbar, so das UBA. Bevor neue Speicher gebaut werden, müssten deshalb die bestehenden saniert werden.

Die Studie empfiehlt, dass etwa der Cottbuser Ostsee künftig als Wasserspeicher dienen könnte. Nach aktuellem Stand ist er aber noch weit davon entfernt, gefüllt zu sein. Niedrigwasser in der Spree ließ es primär in den Sommermonaten der letzten Jahre nicht zu, den See zu fluten. Auch in diesem Jahr wurde Ende Mai die Flutung pausiert.

Grüne Liga pocht auf Verursacherprinzip

Nach Ansicht des Umweltnetzwerks Grüne Liga verursacht der Braunkohletagebau den Wassermangel zu einem erheblichen Teil selbst. Weswegen auch der Betreiber der Tagebaue, die Leag, für die Lösung des Wasserproblems herangezogen werden müsste.

"Die Studie blendet die nach dem Verursacherprinzip notwendigen Beiträge der Tagebaubetreiber […] aus", so Schuster. Doch ihr Beitrag müsste so schnell wie möglich diskutiert und verbindlich festgelegt werden.

Schuster warnte auch, dass die geplanten Wasserimporte wohl als Erstes dafür genutzt würden, um die Tagebauseen der Leag zu füllen. "Das Unternehmen muss einen verursachergerechten Anteil der Kosten tragen, sonst droht ein neues Milliardengeschenk des Staates an die fossilen Konzerne."

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