"Food Fascism"
In Haryana überprüft die Polizei Moslems, ob ihr Biryani Rindfleisch enthält
In Indien machen derzeit Polizisten aus dem Bundesstaat Haryana Schlagzeilen, die in vorwiegend von Moslems bewohnten Dörfern prüfen, ob das im Straßenverkauf beliebte Gericht Biryani Rindfleisch enthält. Dazu nehmen sie Proben, die in Labors untersucht werden.
Die Rindfleischverbote in indischen Bundesstaaten haben ihren Hintergrund in der Religion, im Hinduismus. Haryana, wo die Hindu-Partei BJP regiert, hat eines der strengsten Verbotsgesetze, das auch das Schlachten männlicher und sehr alter und leidender Tiere unter Strafe stellt. Auch der Verkauf von Rindfleisch wird mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft - außer der Verkäufer kann nachweisen, dass es aus Dosen kommt und importiert wurde - wobei die Beweislast bei ihm liegt.
Viele BJP-Politiker wollen ein Verbot, wie es in Haryana gilt, auch landesweit durchsetzen. Solch ein "#BeefBan" wird in Sozialen Medien heiß diskutiert und teilweise als "Food Fascism" verurteilt. Auf Twitter vergleichen manche Inder die Strafmaße für Verstöße gegen das Kuhtabu und sexuelle Belästigung und kommen zum Ergebnis, dass Kühe in ihrer Heimat besser geschützt werden als Frauen, die mit hohen Vergewaltigungs- und Mordraten leben müssen. Dass in Indien so auffällig viel vergewaltigt wird, versuchte ein Politiker im Khap Panchayat, im Kastenrat von Haryana, 2012 mit der der wachsenden Beliebtheit von chinesischem Essen zu erklären, das zu "hormoneller Unausgeglichenheit" führen würde.
Andere Inder kritisieren, dass die Einschränkungen vor allem Moslems träfen, in deren Religion es kein Rinder-, sondern ein Schweinetabu gibt. Allerdings essen in Indien nicht nur Moslems Rindfleisch, sondern auch viele Hindus - sei es, weil sie auf den kulinarischen Genuss nicht verzichten wollen oder weil es teilweise billiger zu haben ist als Huhn oder Fisch. Die Jugendorganisation der kommunistischen Partei CPI(M) provozierte 2015 sogar mit einem Rindfleischfest in Thiruvananthapuram im Bundesstaat Kerala, bei dem sie das Tabuprodukt Interessenten umsonst servierte.
Fleischverbote in anderen Ländern
Auch in anderen Ländern gibt es Speisetabus, die ihren Weg in Gesetze fanden: In Saudi-Arabien ist alles, was mit Schweinefleisch zu tun hat, streng verboten - so streng, dass man sogar importierte Cadbury-Schokolade auf Schweine-DNA testet. In Israel dagegen ist Schweinezucht zwar offiziell illegal - aber Schweinefleisch wird dort nicht nur von Zuwanderern aus Russland geschätzt. Inzwischen gibt es sogar ein eigenes Schweinefleisch-Kochbuch auf Hebräisch.
Deutschland verbietet aus Artenschutzgründen den Verkauf von Walfleisch - wer es kosten will, muss das in Island, Norwegen oder Japan tun. Einige Fanatiker wollen Fleisch sogar ganz verbieten, verfügen bislang aber noch über nicht genug Einfluss, um das durchsetzen zu können. An solch mangelndem Einfluss scheiterte auch der im Februar nach zahlreichen Affären zurückgetretene FIFA-Boss Sepp Blatter, der den Südkoreanern den Genuss von Hundefleisch verbieten wollte.
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