Frankreich: Wird die Wahl manipuliert?
Seite 2: WikiLeaks-Enthüllungen über Fillon
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Mehrere Stichproben aus den 3.630 WikiLeaks-Dokumenten, die auf Global Intelligence Files basieren, erweisen sich allerdings bei der ersten Sichtung als sehr viel harmloser als Penelopegate. Mag sein, dass Spezialisten in langer Suche das ein oder andere Papier entdecken, das eine bislang unbekannte Seite von Fillon ans Tageslicht bringt. Aber ob sie die Wucht haben können, welche die Veröffentlichungen der Clinton-Mails hatten, erscheint im Augenblick eher unwahrscheinlich.
Obendrein ist die Wucht der Welle, mit der Fillon im Augenblick zu kämpfen hat, kaum zu toppen: Nicht nur wird der Fortsetzung seiner Kandidatur täglich mehr Boden entzogen und der Kandidat als immer nervöser geschildert. Auch bei einer Fortsetzung klebt ihm die Affäre schwer am Fuß. Seine Glaubwürdigkeit, die mit Ehrlichkeit verbunden war - er wurde als Untadeliger herausgestellt -, hat einen schweren Dämpfer bekommen.
Der stärkste Gegenkandidat zu Fillion bei den Vorwahlen der Republianer hieß Juppé. Der Bürgermeister von Bordeaux betonte allerdings gegenüber mehreren Medien, dass er nicht willens sei, als Kandidat eines Plan B einzuspringen. Bei dem anderen Rivalen Fillons liegt der Verzicht nicht nahe. Es ist der frühere Präsident Sarkozy, unter dem Fillon Premierminister war, und der sich nach dem Vorwahlsieg Fillons vernehmlich darüber ärgerte, dass sich sein früherer Untergebener gut gemeinten Ratschlägen seinerseits gegenüber verschließe.
Nicht zufällig tauchen nun Spekulationen darüber auf, dass der "Maulwurf" der Affäre aus dem Kreis des ambitionierten Ex-Präsidenten stammen könnte. Als möglicher Maulwurf genannt wird Rachida Dati, Justizministerin unter Präsident Sarkozy und noch immer im Kreis seiner engen Unterstützer. Einen Nachweis oder auch nur näher begründete Indizien gibt es dafür nicht. Die Redaktion des Canard Enchaîné gibt ihre Quellen selbstverständlich nicht preis.
Im Augenblick sieht es aber nicht so aus, als ob das Comeback Sarkozys als Präsidentschaftskandidat bei den Republikanern auf mehrheitliche Begeisterung stößt. Den anderen Kandidaten, die von Medien als möglicher Ersatz aufgegriffen werden, Gérard Larcher, François Baroin, Xavier Bertrand oder Laurent Wauquiez, traut man nicht unbedingt die Populärität zu, die es braucht, um Marine Le Pen ernsthaft zu gefährden.