Franziskus Justus Rarkowski (1873-1950)

Seite 2: Und der Generalvikar von Wehrmacht und Bundeswehr?

Schon seit Jahrzehnten können nur noch rechtskatholische Ignoranten bestreiten, dass die zugespitzte Bezeichnung "Hitlers Feldbischof" für den obersten Vertreter der nominell katholischen Wehrmachtseelsorge angesichts der Flut von entsprechenden Zeugnissen nicht polemisch, sondern durchaus sachgerecht ist.

Beharrlicher musste freilich das Ehrenkleid von F. J. Rarkowskis Generalvikar - nachfolgend auch erster Generalvikar der Bundeswehr - reinlich gehalten werden. Mit Klugheit und Umsicht, so wird immer noch weitererzählt, habe Georg Werthmann als der "zweite Mann" der Militärseelsorge 1939-1945 viel Schlimmes verhütet.

Hat er nun geholfen, der Gottesliebe in den Abgründen des Völkermordens einige Inseln zu erhalten, oder hat er - ohne Anhänger der NSDAP zu sein - sich mit "geistlichen Waffen" am Lebensraum-, Ressourcen- und Vernichtungskrieg der NS-Wehrmacht gen Osten beteiligt?

Zum Christfest 1941 predigte Generalvikar Georg Werthmann den Lesern eines ökumenischen Massendrucks für die Kriegsfront als geistlicher Vertreter des Militärs:

Doch das wisst ihr selbst genug, dass Weihnachten das Fest der Kameradschaft ist. Sie war der Reichtum eures Soldatenlebens in den schweren Kampftagen dieses Jahres, die hinter euch liegen, und die oft gigantische Wucht des Ringens mit dem bolschewistischen Gegner hat dieser Kameradschaft eine besondere Tiefe und Kraft gegeben.

Nun aber ist es Weihnachten geworden, die Hand streckt sich dem treuen Waffengefährten entgegen, und das Herz grüßt die Heimat […], die ihr […] schütztet vor allen Hassern und Neidern, vor allem aber vor dem Untermenschentum und dem Vernichtungswillen östlicher Barbarei. […]

Geht mutig und froh an eure Aufgaben, wenn die Weihnachtskerzen erloschen sind, und haltet euch bereit, jeden Augenblick wieder nach dem Schwerte zu greifen, wenn es zur Sicherung unseres großen Reiches nottut."

Wehrmacht-Generalvikar G. Werthmann, Advent 1941

Das in Wirklichkeit laut eigenem Bekunden von Georg Werthmann verfasste, von F.J. Rarkowski nur unterzeichnete Hirtenschreiben für die Fastenzeit 1944 warnte kampfmüde Soldaten vor der "Melodie des Versuchers", sah an der Kriegsfront im Osten "die Tore der Schule Gottes weiter aufgetan als" irgendwo sonst und endete mit dem Wunsch, die "Kraft des Herrn" möge die Soldaten der Wehrmacht befähigen, "das Beste zu geben für Führer, Volk und Vaterland".

ISBN 978-3-7543-2454-7

Kriegsworte von Feldbischof Franziskus Justus Rarkowski. Edition der Hirtenschreiben und anderer Schriften 1917 - 1944.

Bearbeitet von Peter Bürger, mit Beiträgen von Johannes Apold und Heinrich Missalla. ISBN 978-3-7543-2454-7 (Paperback, 624 Seiten, Preis 19,80 Euro) Leseprobe mit Inhaltsverzeichnis hier auf der Verlagsseite

Oder: ISBN 978-3-7543-2143-0 / Ausgabe mit festem Einband

Internetseite mit bisher erschienenen Bänden zum Editionsprojekt "Kirche & Weltkrieg".