Französische Rechte: Klandestine Bündnisse im Kampf gegen "Islamisten"

Spezialeinheit der Polizei: RAID. Foto: Domenjod / CC BY-SA 4.0

Die Festnahme von ehemaligen Polizisten, Soldaten und Familienvätern, denen vorgeworfen wird, dass sie Imame, aus der Haft entlassene radikale Islamisten sowie verschleierte Frauen angreifen wollten, verweist auf ein Netzwerk

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Die Möglichkeit, dass sich Rechtsradikale organisieren, um einen bewaffneten Kampf gegen Personen, die sie als radikale Muslime identifizieren, zu führen, wurde vor ziemlich genau zwei Jahren in Frankreich ein Thema mit größerer Aufmerksamkeit.

Der damalige Chef des französischen Inlandgeheimdienstes DGSI, Patrick Calvar, warnte damals verblüffend eindringlich: "Frankreich steht am Rande eines Bürgerkriegs". Die Warnung machte Schlagzeilen im Figaro und im L'Express und zog darüber hinaus Kreise über die Landesgrenzen hinaus.

Der Geheimdienstchef hatte zuvor vor Abgeordneten der Nationalversammlung von seiner Angst vor der Radikalisierung gesprochen und eben, wie die Berichte in den genannten Medien aufzeigten, nicht nur die Islamisten gemeint, sondern auch sogenannte "Ultrarechte", die sich zur "Selbstverteidigung" aufrüsten könnten und nach einer weiteren Serie von Attentaten "entsprechend loslegen".

Am gestrigen Sonntag nahmen Spezialeinheiten der französischen Polizei zehn Männer aus dem Milieu der Ultrarechten fest, die angeblich loslegen wollten, wie hierzulande die Tagesschau berichtet. "Anschlagspläne gegen Muslime vereitelt", lautet die Überschrift zum Bericht.

Ultrarechte Polizisten, Soldaten und Familienväter

Als zentrale Referenz wird auf einen Tweet des Innenministers Gérard Collomb verwiesen, der feststellt, dass die Festgenommenen Verbindungen zur "ultradroite" haben und dass sie im Verdacht stehen, eine Aktion vorbereitet zu haben, aber darüber hinaus keine Informationen an die Öffentlichkeit gibt.

Demnach wurden die Männer in Polizeigewahrsam genommen, der in Frankreich bis zu 96 Stunden dauern kann. Die Aktion der RAID fand in der Nacht von Samstag auf Sonntag bzw. am Sonntagmorgen um 6 Uhr morgens statt.

Sie wurde in mehreren voneinander entfernten Orten Frankreichs - auf Korsika, in der Gironde, in der Vienne und in der Charente - durchgeführt und führte konkret zu Waffenfunden, zu offenbar überzeugenden Indizien, die auf eine Art Labor zur Herstellung von Granaten und Explosivstoffen schließen lassen und zum Verdacht, dass "Racheakte" gegen Muslime geplant waren.

Die Männer im Alter zwischen 32 und 69 Jahren sollen zum Teil Familienväter sein und der Polizei völlig unbekannt. Anderseits finden sich darunter aber auch ehemalige Polizisten, Gendarme und Soldaten, wie bfmtv berichtet, das sich dabei auf den Spezialisten für die extreme Rechte, Jean-Yves Camus, beruft. Der Parisien nennt sogar einen Namen: Guy S., einen pensionierten Polizisten.

AFO: Eine Organisation für verdeckte Operationen

Der Mann gilt als Chef der "ultrarechten" Organisation namens AFO (Action des forces opérationnelles), die er im Herbst 2017 zusammen mit Dominique C., der ebenfalls in Polizeigewahrsam sein soll, geschaffen hat.

Die Organisation, die "verdeckte Operationen" durchführen sollte, gehört zu einem rechten Netzwerk, das im April dieses Jahres schon einmal Thema war, weil sich der Inlandsgeheimdienst DGSI Sorgen darüber machte, dass auffällig viele Polizisten und Soldaten in ultrarechten Gruppierungen zu finden seien.

Die französische Publikation Mediapart hatte dazu einen Hintergrundbericht veröffentlicht, wonach 50 Personen im Visier der Aufsicht des Inlandsgeheimdienstes Direction générale de la sécurité intérieure (DGSI) stehen.

Genauere Informationen zu konkret Verdächtigen wurden aber nicht genannt, tatsächlich stringente Hinweise fehlten. "Einstweilen soll nur gewarnt werden, so der Eindruck, den der Mediapart-Artikel macht", hieß es dazu an dieser Stelle (Französische Geheimdienste: Besorgnis über Polizisten und Soldaten in ultrarechten Gruppierungen).

Nun scheint es ganz so, als ob die Personen, die am Wochenende in Polizeigewahrsam genommen wurden, für die konkrete Bestätigung des Verdachts sorgen, wonach sich im Netzwerk der Ultrarechten tatsächlich zu Waffengewalt bereite "Vaterlandsverteidiger" mit terroristischen Zielen aufhalten.