Frauen im Weltraum
Über einen neuen Trend in der militärischen Phantasie
Vor 20 Jahren waren es noch "Schweine im Weltraum", nicht direkt gedacht als Stratosphären-Chop Suey, aber falls sie da oben verbrennen sollten, war es den Ingenieuren der chinesischen Raumahrtbehörde CNSA im Pekinger Stadtbezirk Haidian quasi - egal. Heute probt man schon im Vorfeld des bemannten Marsflugs - und da müssen auch Frauen in die Weiten des Alls geschossen werden. Aber - warum eigentlich?
Betrachtet man sich den Mondlandungsfilm "First Man" (2018) mit Ryan Gosling in der Hauptrolle als Neil Armstrong, wird einem schnell klar, dass dort, in dem engen Kabüffchen, das von der NASA 1969 zum Mond geschickt wurde, eine Frau nichts verloren hatte. Claire Foy, in der hinreißenden Rolle als Armstrongs Gattin, liest den Kollegen ihres Mannes ordentlich die Leviten: "You're a bunch of boys. You haven't got anything under control." ("Ihr seid nichts weiter als ein Haufen dummer Jungs. Ihr habt rein gar nix unter Kontrolle.")
First Man - Aufbruch zum Mond (19 Bilder)
Und dass am Schluss auch noch die Szene mit der amerikanischen Flagge am Mond fehlt - die ja den gegenwärtigen US-Präser Donald Trump dazu brachte, sich zu weigern, in den Film überhaupt mal reinzusehen - lässt schon vermuten, dass der Regisseur gelinde Zweifel an der Wahrhaftigkeit der eigentlichen Mondlandung gehabt haben mag. Im Film sieht gerade diese Schluss-Szene aus, als wäre sie auf einem leeren Industriegelände oder Kaufhausparkplatz irgendwo in Arizona gedreht worden - irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit, mit viel Kunstlicht. Na, klar doch: im Film sowieso. Aber, so suggeriert der Film, in der Realität nicht minder.
"First Man" wirkt denn auch, als sei er nicht so sehr ein Bio-Pic über Armstrong, den ersten Mondfahrer, sondern die Geschichte eines echten Testpiloten und Astronauten, der nachher eine Leben lang mit der Lebenslüge einer gefaketen - einer gar nicht wirklich stattgefunden habenden - Mondlandung klarkommen musste.
Die Mondfahrten wurden jedenfalls 1972 ganz eingestellt, und eine Frau ist auf dem Mond auch nie gelandet.
Prominent platziert sind die Frauen dagegen in "Europa Report", einem sich dokumentarisch gebenden Spielfilm aus dem Jahr 2013. Das "Europa" des Titels ist "Juropa", einer der Monde des Jupiters, zu dem die Besatzung dieses Raumschiffs unterwegs ist. Es ist eine international gemischte Pfadfindertruppe aus Männern und Frauen, die offenbar trotz der unendlich langen Anflugsdauer bis zum Jupiter niemals ein sexuelles Verlangen nacheinander entwickeln.
Die Männer sprechen Amerikanisch, die Frauen Britisch, wobei ich für Letztere eindeutig Untertitel gebrauchen könnte. Im internationalen Wettbewerb hat British English zweifellos die Arschkarte gezogen.
Daneben scheint in diesem Film aber auch die Geschlechterrolle ein Hauptthema zu sein. Egal, was auf dem vereisten Mond sonst noch Sache zu sein scheint, auffallend ist, wie "affig" bzw. 'äffisch" - um nicht zu sagen "schimpansoid" - sich die Menschen in diesem Weltraumzug verhalten. Sie führen "uns", den Zuschauern, männliche und weibliche Verhaltensweisen vor. Es ist buchstäblich unerträglich, den Männern bei ihrem "Männersein" zuzuschauen. Und obwohl die Frauen und Männer geschlechtsneutralisiert dargestellt sind, also keinerlei sexuelle Begierden zeigen, sind sie letztlich eben männlich-dominant und weiblich-devot. Die Machtfrage steht immer im Vordergrund.
Die Frage: "Warum Frauen im Weltraum?"scheint mir gerade deshalb so relevant, weil sie ja üblicherweise galant übergangen wird. Mir ist es immer interessant erschienen, dass Frauen in Frauengefängnissen allesamt ihre Periode gleichzeitig bekommen, dass also der sonst beim Menschen auf unterschiedlichste Zeiten verteilte Östrus gleichgeschaltet wird. Ich hatte lange vermutet, dass bei den Neandertalern die Sexualität - wie bei manchen Tieren - z.B. im Frühjahr erwacht sein könnte, womit dann die Geburten auch alle "zu Weihnachten" fällig gewesen wären.
Beim modernen Menschen herrscht ja eher das "amerikanische" Modell vor, Sex zu jeder Zeit, Geburten dito. Trotzdem gab es z.B. in den Sechzigerjahren in Baden-Würtemberg die meisten Geburten im März, heutzutage dagegen eher im Sommer (Juli bis September). Grund? Unbekannt. Aber ein gewisser jahreszeitlicher Gleichklang ist wohl immer noch auszumachen.
In Papua Neuguinea schlafen die Frauen und Männer in separaten Häusern, wobei die kleinen Schweine (Ferkel) des Dorfes auch bei den Frauen schlafen und von ihnen an den eigenen Brüsten gesäugt werden. (Hier wartet, wie man sieht, ein feministischer Witz auf einen Geistesblitz.) Und: möglich, dass auch die Papuanerinnen den aufrechterhaltenen Milchfluss als empfängnishemmend betrachten.
Andererseits mag die Trennung in Männer- und Frauenhäuser bedeuten, dass die Papuaner so etwas wie einen kollektven Östrus kennen, wie ich ihn bei den Neandertalern vermutete. Erst Jahre später stießen Genetiker auf einen winzigen Fingerknochen einer bis dahin unbekannten Menschenart, in einer Höhle in Denisova, Sibirien. Geringe DNA-Reste dieser ausgestorbenen Bevölkerung waren noch bei den Papuanern anzutreffen. Das Überraschende war dabei, dass die Denisovaner eng verwandt sind mit den Neandertalern.
Die Schlussfolgerung, die sich hier anbietet, wäre vielleicht, dass zukünftige Weltraumbesatzungen nicht nur vorwiegend, sondern vielleicht sogar ausschließlich mit Frauen besetzt werden sollten. Und, falls die Sache mit dem kollektiven Östrus irgendwie Sinn macht, auch ausschließlich mit Frauen aus Papua-Neuguinea.
Teil 2 "Geschirrspülen im All" folgt
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