Frauen in Führungspositionen steigern die Zufriedenheit von Mitarbeitern

Männer- und Frauenbeine in Businessdress

In Führungspositionen sind Frauen immer noch eine Minderheit. Studie zeigt jedoch: Weibliche Vorgesetzte erhöhen Zufriedenheit der Belegschaft. Warum ist das so?

Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist im Grundgesetz festgeschrieben. Dass diese Vorgabe bis heute nicht umgesetzt ist, zeigt sich auch in den Betrieben. In den Vorständen von Unternehmen sind die Chefs weiter dominant.

Frauen in Führungspositionen: Eine Seltenheit

Nur in 100 von 160 untersuchten Firmen ist aktuell mindestens ein Vorstandsmitglied weiblich, ergab eine Auswertung der Unternehmensberatung Ernst & Young. Auch Vorgesetzte sind in vielen Betrieben häufiger Männer.

Zufriedenheit unter weiblicher Führung

Eine aktuelle Befragung zeigt, dass Gleichberechtigung kein Selbstzweck ist. Frauen in Führungspositionen können Vorteile für Unternehmen und Belegschaft haben, legt eine Untersuchung im Auftrag der Personalberatung Königsteiner Gruppe nahe.

31 Prozent der Befragten gaben an, "sehr zufrieden" mit dem aktuellen Vorgesetzten zu sein. Besonders hoch ist der Zufriedenheitsgrad, wenn die Vorgesetzte eine Frau ist. In diesem Fall steigt der Anteil derjenigen, die "sehr zufrieden" sind, auf 39 Prozent.

Und 65 Prozent der Befragten mit weiblicher Führungskraft sagen, diese würde klar und direkt kommunizieren. 59 Prozent loben einen unterstützenden, einfühlsamen Stil. Die Prozentzahlen der männlichen Vorgesetzten in diesen Kategorien liegen niedriger: bei 54 Prozent und 50 Prozent.

Allerdings geben auch nur etwas mehr als ein Drittel aller Beschäftigten an, dass die derzeitige Führungskraft eine Frau sei.

38 Prozent der Befragten hat schon den Arbeitsplatz gewechselt, weil sie fachlich oder persönlich nicht mit ihrem Vorgesetzten harmonierten. Und 61 Prozent der Befragten geben dies als einen möglichen Grund für einen Wechsel an. In Zeiten von Fachkräftemangel ist dieses Ergebnis für viele Unternehmen bedeutsam.

Denn Retention Management bedeutet, Strategien zur Vermeidung von Eigenkündigungen zu entwickeln. Es dient dazu, im Rahmen eines Mitarbeiterbindungsprogramms Instrumente einzusetzen, um die Manager im Unternehmen zu halten. Die Rolle der Vorgesetzten ist dabei natürlich nicht zu unterschätzen.

Veränderungen im Führungsverständnis

"Menschen zu führen, ist eine komplexe Herausforderung. Heute mehr denn je", erläutert Berater Randolf Jessl, Geschäftsführer der Auctority GmbH:

Denn es geht nicht nur darum, als Führende die zu Führenden hinter sich und die eigenen Ideen, Entscheidungen, Empfehlungen und Anweisungen zu bekommen. Es geht zunehmend auch darum, mit Ungewissheit und sich schnell ändernden Gegebenheiten umzugehen.

Die Veränderungen durch zunehmende Digitalisierung erfordern häufig modernisierte Managementkonzepte. Da in vielen Betrieben durch agile Steuerung neue Systeme der Arbeitsorganisation erprobt werden, stellt sich für Führungskräfte die Frage nach der eigenen Rolle.

In der klassischen Hierarchieordnung berichten alle Mitarbeiter einzeln an ihren Chef. Die Chefs berichten an den Oberchef. Die Abteilungen sind klar voneinander abgegrenzt. Das gilt für das Personal genauso wie für die Themen. Es ist eine rein vertikale Kommunikation vorgesehen.

Horizontale Kommunikation ist schwierig. Möchte ein Mitarbeiter mit einem Mitarbeiter aus einer anderen Gruppe kooperieren, dann fragt der Chef, wenn er Zeit hat, den Nachbargruppenchef, der dann wiederum mit seinem Mitarbeiter spricht. So entsteht Silodenken. Jeder denkt für sich und seinen Arbeitsbereich.

Carsten Schermuly, SRH Hochschule Berlin die Problematik

Die Schwierigkeit des Rollenwandels

Viele Vorgesetzte werden nicht in der Lage sein, von der Logik "Befehl und Gehorsam" abzuweichen – und sich kaum als Coach von Beschäftigten sehen, stattdessen am bisherigen Vorgehen festhalten: Anweisungen zu geben, denen zu folgen ist und deren Einhaltung kontrollieren.

Unsere Studie zeigt, Weibliche Führungskräfte unterscheiden sich in ihrem Führungsstil oft von dem von Männern. Das wird durchaus positiv von Beschäftigten wahrgenommen. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass es vor allem ein Mix aus beiden Geschlechtern auf der mittleren und gehobenen Management-Ebene für ein Maximum an Mitarbeiterzufriedenheit sorgt und damit den größten unternehmerischen Mehrwert schafft.

Nils Wagener, Geschäftsführer der Königsteiner Gruppe

Das Marktforschungsinstitut Bilendi befragte 1.023 Arbeitnehmer. 51 Prozent der Befragten waren männlich, 49 Prozent weiblich, das Durchschnittsalter lag bei 44,8 Jahren.

Agile Führung hat eine Menge mit Kommunikation zu tun. Die in den agilen Konzepten integrierte häufige Reflexion und intensive Kommunikation fördert – richtig angewendet – persönliche Entwicklung.

Svenja Hofert, Bestsellerautorin

Ein offener Umgang mit Fehlern gehöre auch deshalb zu einer modernen Unternehmenskultur. Wie dies erreicht werden kann, wenn in den Vorständen weiterhin eine Männerriege nach dem bisherigen System der Machtverteilung arbeitet, bleibt jedoch offen.

Psychische Belastungen weiterhin hoch

Denn krankmachende Arbeitsbedingen sind weiter ein großes Problem in den Betrieben. Psychische Belastungen sind auf einem hohen Niveau. Wie groß die Gefahr ist, deshalb krank zu werden, zeigen aktuelle Zahlen der Krankenkassen. Der Arbeitsausfall wegen Depressionen, Belastungsreaktionen und Ängsten hat letztes Jahre einen neuen Höchststand erreicht.

Über alle Berufsgruppen hinweg lag das Niveau um 52 Prozent über dem von vor zehn Jahren, meldet die Krankenkasse DAK im "Psychreport 2024".

Das zeigt: allein durch verändertes Führungsverständnis und neue Vorgesetzte sind viele Probleme in der Arbeitswelt nicht zu verändern.