Fridays for Future: Keine Schonzeit für Biden und Co.

Klimaprotest von Fridays for Future in den USA. Foto: Felton Davis / CC BY 2.0

"Hören Sie mit dem Bullshit auf": Jugendbewegung schreibt offenen Brief an Teilnehmer des "Leaders Summit on Climate" und ruft zu Protesten auf

Mit dem Republikaner Donald Trump wurde in den USA ein Präsident abgewählt, der in Sachen Klimaschutz für Totalverweigerung stand. Insofern war er für seine Zielgruppe, die Anhängerschaft des fossilen Kapitalismus und der Autoindustrie, auch vollkommen glaubwürdig. Die Jugendbewegung Fridays for Future konnte Trump zumindest keine "leeren Versprechungen" vorwerfen. Seinem Nachfolger Joseph Biden dagegen schon. Formal hat sich der neue Präsident die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaschutzabkommen eingeleitet und sich zu dessen Ziel bekannt, die menschengemachte Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Fridays for Future genügt das nicht: Anlässlich des von Biden ausgerichteten "Leaders Summit on Climate" hat die Bewegung zu weltweiten Protesten aufgerufen. Schon die Teilnehmerliste des digitalen Gipfeltreffens, das an diesem Donnerstag begann, spricht aus der Sicht der Bewegung gegen den Gedanken der "Klimagerechtigkeit": Eingeladen wurden nach Angaben der US-Regierung 40 "World Leaders" - "darunter viele, die bereits bewiesen haben, dass ihnen die Klimakrise egal ist", wie Fridays for Future kritisiert. Die jungen Aktiven sorgen sich daher um die Repräsentanz der am stärksten betroffenen Menschen und Regionen, die "MAPA", was in der Klimabewegung für "Most affected People and Areas" steht, beim "Leaders Summit on Climate" - zu Deutsch "Führergipfel zum Klima".

Auch EU-Spitzenvertreter eingeladen

Tatsächlich sind neben den Präsidenten anderer Großmächte wie Russland und China zwar auch Regierende stark betroffener Länder wie Indien, Bangladesch, Südafrika, Nigeria, Kenia und der Republik Kongo eingeladen - auch an die Marshall-Inseln wurde gedacht - aus der EU jedoch nicht nur die Staatschefs von Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien und Polen, sondern auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) und EU-Ratspräsident Charles Michel. Somit ist die EU durchaus stärker repräsentiert als das heute schon massiver betroffene Afrika.

Der im globalen Süden generell höhere Betroffenheitsgrad und die Einsichten der Regierenden im jeweiligen Land müssen aber nicht zwangsläufig deckungsgleich sein: Mit dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro steht ein erwiesener Klimaschutz-Vollverweigerer auf der Gästeliste.

"Mein Land ist von Taifunen und Dürren verwüstet worden. Ich habe Angst, in meinem eigenen Schlafzimmer zu ertrinken, weil die Staats- und Regierungschefs, vor allem aus dem Globalen Norden, ständig leere Versprechungen ausspucken und Gipfeltreffen abhalten, um sich für weit entfernte Netto-Null-Ziele zu beglückwünschen", zitierte die deutsche Sektion von Fridays for Future in einer Pressemitteilung Mitzi Jonelle Tan, Klima-Aktivistin von den Philippinen.

"Sie haben immer 'ehrgeizige' Themen für Ihre Gipfeltreffen, aber wir haben Ihre eingeübten Reden und leeren Versprechen satt", heißt es in einem offenen Brief von Fridays for Future an die Teilnehmer des Treffens. "Hören Sie mit dem Bullshit auf. Wir haben keine Zeit mehr, aber alles, was Sie tun, ist Gipfeltreffen abzuhalten, um sich wichtig zu fühlen und sich selbst zu gratulieren."

Gefordert werden "konkrete Pläne, Roadmaps und Meilensteine", um Klimaneutralität zu erreichen, darunter ein verbindliches CO2-Budget pro Jahr und ein Ende der Investitionen in fossile Energieträger.

Bemerkenswert ist, dass die scharfe Kritik an Bidens Veranstaltung selbst von Medien, die sonst wohlwollend über Fridays for Future berichten, bisher kaum zur Kenntnis genommen wird. Die Zeit schrieb an diesem Donnerstag stattdessen über den US-Präsidenten: "Da rettet gerade jemand den Ruf alter weißer Männer". Es lasse hoffen, "mit welchem Enthusiasmus Biden da gerade Tempo macht".

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