Fünfte Kolonne des Kalifats?

Kurden verweigern sunnitischen Arabern die Rückkehr

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Seit US-Flugzeuge Stellungen des "Islamischen Staats" im Nordirak bombardieren, konnten die kurdischen Peschmerga dort nicht nur den Vormarsch der Terrorgruppe stoppen, sondern auch einige Gebiete zurückerobern. Die Washington Post berichtet nun, dass die Peschmerga sunnitischen Arabern aus Gwer und anderen zurückeroberten Ortschaften die Rückkehr in ihre Heimat verweigert.

Als Grund dafür machen die Kurdenmilizen Sicherheitsbedenken geltend: Viele sunnitische Araber hätten mit den Kalifatsterroristen zusammengearbeitet, deren Einmarsch mit vorbereitet und dem Kalifen Abu Bakr al-Bagdadi die Treue geschworen, weshalb man ihnen nicht trauen könne.

Flankiert werden diese Befürchtungen durch vier Terroranschläge in der von Kurden gehaltenen Ölmetropole Kirkuk, bei denen am Wochenende mindestens 20 Menschen ums Leben kamen. Im vom IS eroberten Mosul, wo bis zum Juni zahlreiche Kurden lebten, enthaupteten die Salafisten für ein neues Propagandavideo mit dem Titel "Botschaft in Blut" einen Angehörigen dieser Volksgruppe vor der Großen Moschee und zeigen zahlreiche weitere kurdische Gefangene, denen das gleiche Schicksal drohen soll.

"Botschaft in Blut"

Hinzu kommt, dass Hunderttausende von irakischen Kurden, Turkmenen, Jesiden, Christen und Schiiten Zuflucht im Kurdengebiet gefunden haben und winterfeste Unterkünfte suchen, während die sunnitischen Araber in den von der Terrorgruppe besetzten Gebieten gerade die Ernte einbringen, die ihre vertriebene andersgläubige Nachbarschaft gesät hat.

Auch in Syrien sind zahlreiche Kurden und Christen auf der Flucht vor den Kalifatstruppen, die dort weiter Angst und Schrecken verbreiten: Nach der vollständigen Eroberung der Provinz ar-Raqqa fielen den Terroristen nach eigenen Angaben 250 syrische Soldaten lebend in die Hände und wurden für ein Propagandavideo gefilmt, geschlagen und getötet.

Im Libanon, der seit dem 2. August ebenfalls Kriegsschauplatz ist, konnte die Armee in dem in der Nähe der Stadt Arsal gelegenen Dorf al-Rahweh vier Soldaten aus einem Hinterhalt von Terroristen befreien und dabei ein kanonenbestücktes gepanzertes Fahrzeug zerstören. Außerdem beschoss das libanesische Militär gestern Terroristenstellungen in Aqabat al-Jurd Wadi Hmeid, Wadi Zaarour und Aqabit Nouh. Zu den Verlusten auf beiden Seiten gibt es unterschiedliche Angaben.

Knapp 200 Kilometer südlich davon befinden sich 43 UN-Blauhelmsoldaten von den Fidschi-Inseln in der Hand der salafistischen al-Nusra-Front, die seit Mittwoch den einzigen Grenzübergang zwischen Syrien und Israel kontrolliert. 81 philippinische Blauhelmsoldaten, die ihre Waffen nicht abgeben wollen, werden in ihrem Stützpunkt von den Terroristen belagert.

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