Funktioniert Verbrechensbekämpfung mit Big Data?
Im Precobs-Testgebiet München ging die Zahl Einbrüche in den letzten Monaten deutlich zurück
Seit September testet die Polizei in München und Mittelfranken eine Software namens Precobs ("Pre Crime Observation Systems"). Das Programm versucht, anhand von bekannten Verhaltensmustern von Einbrechern vorherzusagen, wo in den nächsten Stunden oder Tagen Einbrüche stattfinden. In diesen Gebieten kann die Polizei dann ihre Präsenz deutlich verstärken und eventuell Verbrecher auf frischer Tat ertappen und festnehmen.
Die Evaluierung des Systems soll in München bis Ende Mai laufen. Die aktuelle Verbrechensstatistik der bayerischen Landeshauptstadt München liefert aber bereits jetzt einen Anhaltspunkt, der dafür spricht, dass das Ergebnis positiv ausfällt: München verzeichnet nämlich für das gesamte Jahr 2014 einen deutlichen Anstieg der Einbrüche. In den letzten Monaten gingen diese Straftaten aber deutlich zurück.
Beim Bayerischen Landeskriminalamt, das für die Auswertung hauptsächlich zuständig ist, will man allerdings noch keine verbindlichen Aussagen dazu machen. Fest steht lediglich, dass die Machbarkeitsstudie von den beiden Ersttestregionen auf ganz Bayern ausgeweitet wird. Das entschied der bayerische Innenminister Joachim Herrmann bereits im November.
In Zürich ist man schon einen Schritt weiter: Dort nutzt die Fachgruppe Fahndung Straßenkriminalität der Stadtpolizei das Programm des Oberhausener Sozialwissenschaftler Thomas Schweer bereits seit letztem Jahr regulär und erreichte damit nach eigenen Angaben eine Senkung der Einbrüche um ein knappes Drittel und eine Verdoppelung der Verhaftungen von Einbrechern.
Die international bedeutendste Kriminalitätsvorhersagesoftware wird von IBM entwickelt und heißt Blue C.R.U.S.H. ("Criminal Reduction Utilizing Statistical History"). Das Big-Data-System arbeitet nicht nur mit Polizeidaten, sondern auch mit Informationen aus sozialen Netzwerken. Die Polizei kann damit "Heat Lists" mit potenziellen Gefährder erstellen, auf die sie ein besonderes Auge werfen kann. Vorausgesetzt, sie hat genug Personal.
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