Ganz großes Kino

Seite 3: Die Brüder Özoğuz

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Yavuz und Gürhan Özoğuz, die Brüder der Beauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung, Aydan Özoğuz (SPD), sind seit vielen Jahren als Aktivisten einer politisch dem Iran nahestehenden islamischen Szene bekannt.

In dem von ihnen betriebenen Internetportal Muslim-Markt.de finden sich Vertreter verschiedener islamischer Strömungen, der Linken, der Friedensbewegung und auch Jüdinnen und Juden mit eigenen Beiträgen oder als InterviewpartnerInnen.

Dazu gehören u.a. die schon erwähnten Evelyn Hecht-Galinski und Andreas Neumann. Die Brüder organisierten den Al-Quds-Tag, als der noch in Bonn stattfand, inzwischen werben sie dafür und lassen - sofern es ihnen nicht untersagt wird - in norddeutschen Innenstädten über das Existenzrecht Israels abstimmen.

Der Älteste der Geschwister, Yavuz Özoğuz, wurde 1959 in Istanbul geboren und kam mit seinen Eltern Anfang der 1960er Jahre nach Hamburg. Dort wurde 1963 sein Bruder Ibrahim Gürhan und 1967 seine Schwester Aydan geboren. Die Brüder, Verfahrensingenieur der ältere, Verfahrenstechniker, der jüngere, hatten zunächst mit Glauben nichts am Hut. Das erläuterte Yavuz in einem Interview mit der taz. Demnach waren sie eher links eingestellt, der Imperialismus machte ihnen zu schaffen.

An sich erstaunlich, dass die beiden eine Wandlung zu nicht nur tief gläubigen, sondern sehr aktiven Schiiten durchlebten. Aber, so sagt er in der taz, 1979 hatte Yavuz sozusagen die Erleuchtung und wusste sofort, dass die "Revolution" im Iran die Lösung aller Menschheitsprobleme bringen werde.

Die Brüder sind geschäftlich ziemlich umtriebig. Neben technischen Gewerken handeln sie auch mit Zertifikaten für die "Halāl-Schlachtung", betreiben das Internetportal Muslim-Markt.de, bieten u.a. Formulare an für Eltern, die ihre Töchter vom Schwimmunterricht befreien lassen wollen (Einf.: Der Autorin ist ein bedauernswerter Fehler unterlaufen, statt - wie im ursprünglichen Text - "Schul-Unterricht" muss es "Schwimm-Unterricht" heißen. Sie entschuldigt sich dafür bei den Gebrüdern Özoğuz. Es liegt ihr fern, diese als bildungsfeindlich zu diffamieren), betätigen sich als Buch-Autoren und managen die Internetauftritte des Islamischen Zentrums Hamburg (IZH). Das besagt zumindest ein Gutachten, das im Zusammenhang mit dem Verbotsverfahren des Muslim-Markts für das Bundesinnenministerium angefertigt wurde.

In dem Gutachten wird erwähnt, dass "Yavuz Özoğuz nach Angabe der Islamwissenschaftler Amin Azimi/Matthias Brückner fast sämtliche Websites des IZH sowie der an dieses angeschlossenen Institutionen: IZH, Al-Fadschr, Bescharat, Salam Kinder! und Islamische Akademie Deutschland und die Seite der IRAB betreibt". Darin steht zudem, dass die beiden Brüder den Al-Quds-Tag organisierten, als dieser noch in Bonn stattfand.

Inzwischen ist der bekanntermaßen in die neue Hauptstadt umgezogen, so dass die beiden nur noch auf ihrer Webseite Werbung dafür machen. Vom IZH aus sollen zum letzten Al-Quds-Tag etwa 200 Personen mit Bussen gefahren sein. Yavuz Özoğuz soll durch Rufen von Parolen aufgefallen sein.

Propagandisten der Führung in Teheran

Das IZH, das dem geistlichen Oberhaupt des Irans unmittelbar unterstellt ist, vertritt somit die Linie des Mullah-Regimes in Teheran. "Das Islamische Zentrum Hamburg (ist, Einf. d.A.) europaweit etabliert und agiert über lokale Grenzen hinaus", ist auf der Webseite des IZH zu lesen.

Die Rede ist also von der ständigen Vertretung der iranischen Mullahs an der Alster, die von dort aus - laut Udo Wolter mit Hilfe der Gebrüder Özoğuz - europaweit agieren. Die beiden sind demzufolge Propagandisten der Regierung in Teheran, einem der repressivsten Regimes der Welt.

Aber auch die Gebrüder Özoğuz lieben die Öffentlichkeit, z. B. in norddeutschen Innenstädten, wo sie als Gruppe namens "Die Feder" öffentlich über das Existenzrecht Israels abstimmen lassen. Kürzlich wurde ihnen das in Bremen allerdings verboten. Ob die umtriebigen Brüder an der Holocaust-Konferenz 2006 in Teheran teilnahmen, ist nicht bekannt. Bekannt aber ist, dass sie im Anschluss Lea Rosenzweig, Ehefrau des ehemaligen Wiener Oberrabiners Moishe Arye Friedman, für den Muslim-Markt interviewten.

Dieser hatte als Vertreter der jüdisch-orthodoxen Sekte "Neturei Karta" an der Holocaust-Konferenz in Teheran teilgenommen. Die "Neturei Karta" sind Israel gegenüber feindlich eingestellt, weil ihrer Ansicht nach nur der Messias die Jüdinnen und Juden ins gelobte Land führen kann. Und solange dieser nicht erscheint, haben sie nicht das Recht, sich dort niederzulassen.

Die Kinder der Familie wurden, nachdem ihr Vater an der Konferenz teilnahm, von der Talmud-Thora-Schule Machsike-Hadass in Wien verwiesen. Darüber sprach Frau Rosenzweig im Muslim-Markt. Das ist ganz so zufällig nicht, denn die "Neturei Karta" sind treue Teilnehmer des Al-Quds-Tags. Friedman wurde daraufhin aus der jüdischen Gemeinde Wiens ausgeschlossen.

Im Archiv des Muslim-Markts ist auch ein Interview mit dem islamischen Geistlichen Hudschat-ul-Islam wal Muslimin Sabahattin Türkyilmaz zu finden. Derselbe Scheich, der im Muslim-Markt so wunderbar unliebsame Themen wie Zwangsehen und Ehrenmorde negiert, wurde, nachdem die sogenannte "Ehe für alle" beschlossen wurde, deutlicher.

Der verehrte Scheich

Im Internet-Blog Offenkundiges.de ist ein Interview aktuelleren Datums mit ihm zu lesen. Auf die Frage: "Wie beurteilt der Islam praktizierte Homosexualität?" antwortet er:

Religiöse Vorschriften und Urteile stehen im Einklang mit der gottgegebenen Natur des Menschen, der Fitra. Kein religiöses Gesetz steht im Widerspruch zu der Natur des Menschen. Daher sind die islamischen Vorschriften universell für alle Menschen gültig und sind allen Menschen eine Rechtleitung. Die Urteile der Religion über die Homosexualität beschränken sich nicht darauf, religiöse Menschen anzuleiten, sondern dienen der gesamten Menschheit.

Homosexualität ist keine Erbkrankheit und auch keine erworbene physische Krankheit. Homosexualität ist dem Islam zufolge eine moralische Perversion, die im Widerspruch zu der Natur des Menschen steht. Homosexualität führt dazu, dass der Mensch die menschlichen Werte verliert, sich von moralischen Werten entfernt und dass ihm die Wege zu den göttlichen Werten verschlossen bleiben.

Der Ursprung der Homosexualität liegt aus religiöser Sicht in satanischen Bestrebungen, die Natur des Menschen zu verändern, den reinen Geist des Menschen zu töten und somit zu verhindern, dass der Mensch zum Stellvertreter Gottes, chalifatullah, wird. …

Die religiösen Gebote und irdischen Strafen für Homosexualität sind individueller Natur, nur einzelne Personen werden unter speziellen Umständen bestraft. Die durch die Homosexualität verursachten Schäden dagegen sind gesellschaftlicher, sogar globaler Natur. Der Islam sieht eine individuelle Bestrafung vor, um vor gesellschaftlichem oder globalem Unheil zu schützen.

Wie bei allen anderen Urteilen, gilt auch hier: Wenn die Straftat eindeutig belegt ist und alle zugehörigen islamischen Bedingungen erfüllt sind, dann fällt der zuständige Richter in einem islamischen Staat das Rechtsurteil, die Fatwa. Dieses Urteil kann nur der Richter eines islamischen Staats fällen und nur in diesem Staat kann das Urteil von der Exekutive umgesetzt werden. Niemand anderem obliegt diese Aufgabe! Insbesondere besitzen Einzelpersonen unter keinen Umständen das Recht, ein Urteil zu fällen oder gar umzusetzen.

Hudschat-ul-Islam wal Muslimin Sabahattin Türkyilmaz

Diese "Fatwa" bedeutet in nicht wenigen islamischen Staaten das Todesurteil. Im Iran werden "subversive Elemente" im Allgemeinen am Baukran aufgeknüpft, von der Hamas ist bekannt, dass Schwule an LKW-Reifen gebunden und verbrannt wurden.

Die Einschätzung des von den Brüdern Özoğuz offensichtlich verehrten Scheichs zum Thema Homosexualität ist in Bezug auf die Karls-Preis-Verleihung nicht ganz unwesentlich. Abgesehen davon, dass solch kruden Thesen in der Linken nirgendwo Platz haben sollten, war ursprünglich auch "Prinz Chaos II." für den Kulturteil im "Babylon" angekündigt.

Der "Prinz" ist bekennender Schwuler und lebt auf einem Schloss in Thüringen, wo er alljährlich im Mai das "Paradiesvogelfest" ausrichtet. Das Leben eines Paradiesvogels dürfte im Iran vermutlich eine sehr geringe Halbwertzeit haben. Allerdings sagte der Künstler wie auch Jebsen die Teilnahme ab.

Ob sich die Gebrüder Özoğuz unter den Gästen befanden, ist nicht bekannt. Sicher aber ist, dass die Propagandisten der Teheraner Regierung nicht zu den Bündnispartnern linker Gruppierungen zählen sollten.

Was die illustre Schar, die sich im "Babylon" ein Stelldichein geben wollte, offenbar zusammenhält, ist die obsessive Beschäftigung mit dem Nahost-Konflikt und das Bestreben, den Staat Israel zu delegitimieren. Irgendwie die passende Veranstaltung in einer Zeit, in der nicht weit entfernt vom "Babylon" Laken mit aufgedrucktem Davidstern in Brand gesetzt wurden. Voll im Trend sozusagen.