Gaspreisdeckel: Katars Energieminister nennt Pläne der Europäischen Union "heuchlerisch"
Eine Obergrenze für Gaspreise würde Europas Probleme nur verschärfen, heißt es aus Katar. Die Kritik wird auch in manchen EU-Ländern geteilt. Wieso ein Preisdeckel schaden könnte.
Die Europäische Kommission arbeitet an einem Preisdeckel für Erdgas – doch bei wichtigen Lieferanten stößt diese Idee auf erhebliche Skepsis und auf Ablehnung. Die Vorschläge der EU-Kommission seien "heuchlerisch", sagte der katarische Energieminister Saad Al Kaabi am Sonntag in einem Interview mit Bloomberg.
Eine Idee der EU-Kommission ist, die Gaspreise mithilfe eines dynamischen Preismechanismus zu begrenzen. Dieser könnte bereits in diesem Winter in Kraft treten und die ständig steigenden Energiekosten begrenzen.
Sich in die Märkte einzumischen, widerspreche jedoch den Wettbewerbsregeln, die Europa bisher auf die Produzenten angewandt habe, sagte Kaabi, der neben seinem politischen Amt auch Vorstandsvorsitzender des weltweit größten Flüssiggasproduzenten Qatar Energy ist.
Auf die Versorgungssicherheit könnte sich der Preisdeckel negativ auswirken. Anreize, in die Gasproduktion zu investieren, könnten dadurch verringert werden, betonte Kaabi.
Aber vor allem könnten es passieren, dass einige potenzielle Abnehmer nicht mehr beliefert würden. Wenn konkurrierende Importeure nur einen Cent mehr böten, so Kaabi, könnten sie Ladungen anlocken, die sonst nach Europa gehen würden.
In Europa selbst wächst auch die Skepsis. Kürzlich meldete die österreichische Regierung Bedenken gegenüber einer geplanten Preisobergrenze an. Energieministerin Leonore Gewessler soll davor gewarnt haben, dass die Gaspreisobergrenze die Versorgungssicherheit gefährden und sich auf bestehende und langfristige Verträge auswirken könne.
Saad Al Kaabi stellte das im Interview mit Bloomberg noch einmal heraus: Nachdem der Krieg in der Ukraine die europäischen Gaspreise in die Höhe schnellen ließ, habe sich Katar verpflichtet, keine Ladungen aus Europa umzuleiten, obwohl man dazu verträglich berechtigt sei.
An diese Zusage wolle man sich auch weiterhin halten, aber "nichts ist von Dauer und wir haben das Recht, mit unseren Mengen zu tun, was wir wollen". Man habe ein Versprechen für eine bestimmte Dauer gegeben, so Kaabi. "Wenn es für uns angemessen ist, die Produktion umzuleiten, werden wir das tun."
Qatar Energy will seine Produktionskapazität für Flüssigerdgas (LNG) bis zum Ende des Jahrzehnts um mehr als 60 Prozent erhöhen. Damit würde das Unternehmen seine Produktion auf rund 126 Millionen Tonnen pro Jahr erhöhen. Dafür sollen in den nächsten vier bis fünf Jahren zwei neue Gasfelder erschlossen werden.
Ob und wie viel Gas davon nach Europa geliefert werden, ist noch offen. Qatar Energy verhandelt immer noch mit den deutschen Energiekonzernen RWE und Uniper über die Lieferung von Flüssigerdgas. Dagegen seien die Gespräche mit einigen asiatischen Abnehmern weiter fortgeschritten.
Bis 2025 werden die Schwierigkeiten Europas mindestens andauern, erklärte Kaabi; besonders wenn die Winter streng werden und die Gaslieferungen aus Russland nicht auf ein normales Niveau zurückkehren.
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