Gebet für einen Sterbenden
Seite 3: Transpiration und Bügelfalte
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Mickey Rourke als Martin Fallon hat rote Haare und trägt eine Sonnenbrille. Amerikanische Kritiker hatten daran zu bemängeln, dass ein IRA-Mann nicht so aussehe. Aber wie sieht er sonst aus, ein Killer von der IRA? Ich bin nie einem begegnet, oder zumindest nicht bewusst, und kann dazu nichts sagen. Die nordirischen IRA-Kämpfer in F. L. Greens Roman Odd Man Out (1945) sind eher abgerissene und jedenfalls mörderische, vom Hass zerfressene Fanatiker, von denen es heißt, sie hätten sich nie getraut, ihre kleine Insel zu verlassen und ihr beschränkter Horizont reiche über diese Insel auch nicht hinaus. Das ist vernichtend.
Mein Bild vom IRA-Mann allerdings ist geprägt vom sanften, der Gewalt überdrüssigen James Mason, der sich in Carol Reeds Verfilmung von Greens Roman als romantischer Held durch eine stilisierte, vom expressionistischen Kino der Weimarer Republik beeinflusste Noir-Welt schleppt (Robert Krasker, Reeds Kameramann, photographierte danach das nicht minder stilisierte Wien von The Third Man), im Delirium aus den Korintherbriefen zitiert und von Kathleen Ryan geliebt wird, die damals als eine der schönsten Frauen Irlands galt. Eine Partnerin wie diese hatte wohl auch Mickey Rourke im Sinn, nur moderner.
Hodges suchte eine junge Schauspielerin, die eine naive Unschuld ausstrahlte, gepaart mit einer gewissen Bodenständigkeit, und die Anna da Costa so glaubwürdig verkörpern konnte, dass das Publikum über das Melodramatische in Higgins’ Vorlage hinwegsehen würde. Rourke dagegen wünschte sich eine Laufstegschönheit mit wallendem Haar und hatte sich bei der Besetzung der Hauptrollen ein Mitspracherecht gesichert, wovon der Regisseur erst erfuhr, nachdem er unterschrieben hatte.
Man stelle sich also einen Film mit einem Priester vor, der eine blinde Nichte hat, die Orgel spielt, aussieht wie ein Supermodel und eine stürmische Liebesnacht mit einem IRA-Mann verbringt. Glücklicherweise setzte Hodges schließlich durch, dass Sammi Davis engagiert wurde, die soeben als blutjunge Prostituierte in Neil Jordans Mona Lisa überzeugt hatte (mit Bob Hoskins als Gangster) und auch die schwierige Rolle als blinde Nichte meisterte. Außerdem traf er Vorkehrungen, um alles Glamouröse, das nur zur Travestie hätte werden können, aus dem Film zu verbannen.
Ein schönes Beispiel ist die Szene mit den da Costas im Wohnzimmer. Der Priester steht mit nackten Beinen und in kurzen Socken da (im Hintergrund der Papst und der gekreuzigte Heiland), weil er noch rasch seine Hose bügelt, bevor er zur Beichte muss. Anna empfiehlt, das Hemd zu wechseln, weil sie nicht sehen, wohl aber riechen kann. Das Melodramatische (und auch das Transzendentale) wird glaubwürdiger, wenn es in den Realismus des Alltags eingebettet ist. Im Beichtstuhl ist Transpiration wichtiger als die Bügelfalte.
Zwischen Kreuz und Beichtstuhl
An der Beichtszene mit Fallon und da Costa kann man sehen, wie sorgfältig Hodges seinen Film gearbeitet hat. Durch die Eingriffe der Produzenten hat sie stark gelitten. Neben dem Beichtstuhl, über einem alten Heizkörper, hängt ein Bild mit dem letzten Abendmahl. Da Costa hat zur Arbeit heißen Tee in einer Thermoskanne mitgebracht, weil es kalt ist in seiner Kirche. Die Zentralheizung funktioniert nicht mehr. Der Priester hat sich gerade eine Tasse eingeschenkt, als Fallon den Beichtstuhl betritt. Fallon ist gekommen, um den von da Costa beobachteten Mord zu beichten, damit der Priester nicht mehr gegen ihn aussagen kann.
In der Kinoversion lässt sich Fallon versichern, dass das Beichtgeheimnis für die katholische Kirche heilig ist (auch als Information für die Nicht-Katholiken im Publikum). Er sagt, dass er sich das Ganze leichter vorgestellt hätte und beichtet dann sofort den Mord. Da Costa wird klar, mit wem er es zu tun hat. Wütend über den Missbrauch der Beichte springt er auf, um Fallon hinauszuwerfen. Im Beichtstuhl kauert ein Häuflein Elend. Das versteht man gar nicht, weil Fallon soeben noch der Mann war, der trotz bekundeter Schwierigkeiten plangemäß den Mord gebeichtet hat, um den Zeugen mundtot zu machen.
Bei Hodges ist die Szene länger und von einer quälenden Intimität. Fallon ist ein Mensch in einer existentiellen Krise, der Probleme mit sich herumträgt, die er sich dringend von der Seele reden müsste. Statt gleich den Mord zu beichten fängt er an, aus seiner Kindheit zu erzählen, als er Süßigkeiten stahl. Da Costa erlebt das öfter und hat nicht ewig Zeit. In solchen Dingen ganz der Profi legt er Fallon nahe, zum Punkt zu kommen und aktuellere Sünden zu beichten. Das bringt eine (freundliche) Geschäftsmäßigkeit ins Spiel, die Fallon daran erinnert, zu welchem Zweck er den Beichtstuhl betreten hat.
Ohne da Costas seelsorgerische Professionalität würde Fallon womöglich noch zu weinen anfangen und schluchzend berichten, wie es einem Terroristen geht, der im Namen höherer Werte (und irgendwie auch der katholischen Religion) Menschen tötet. Igitt. Die Produzenten wollten offenbar einen mannhafteren Helden und griffen zur Schere. In ihrer Version ist aus einer zentralen und sehr starken Szene eine geworden, die eher schwach ist. Sie nimmt die Charaktere nicht ernst und degradiert die Beichte zum reinen Plotelement. Der kauernde Mann ist ein nun deplatziert wirkendes Überbleibsel aus dem Director’s Cut.
Während Fallon vor dem Beichtstuhl wartet, bis er an der Reihe ist, telefoniert Docherty, als Abgesandter der IRA, mit einem Kontaktmann, der ihm hilft, einen Judas zu finden, der bereit ist, für ein Kuvert voller Pfundnoten Fallons Versteck zu verraten. Der Judas im Bild vom letzten Abendmahl tat es für 30 Silberlinge. Im Film arbeitet der Verräter in Meehans Bestattungsinstitut. Ainsley hat versucht, mit falschen Abrechnungen Geld abzuzweigen. Dafür wird er bestraft - nach Art der Krays, die Leuten, über die sie sich geärgert hatten, auch mal eine Hand an den Fußboden nagelten.
Hodges ist sehr gut darin, das Christentum und seine Ikonographie mit der Handlung des IRA-Dramas zu verweben und alte Geschichten in neue Zusammenhänge zu stellen. In der Sargwerkstatt lässt Meehan dem betrügerischen Ainsley zwei Stichel durch die Handflächen treiben wie bei einer Kreuzigung. Dann wird der Mann zum Arzt gebracht, damit er bald wieder Beerdigungen verkaufen und Umsatz machen kann. Meehan ist ein Kapitalist und seine Religion das Geld, das sich wie ein (blut)roter Faden durch die Handlung zieht. Obwohl er feine Anzüge trägt, sagt der Film, ist der Gangster im Grunde nur ein Metzger.
Den melodramatischen Exzessen der Vorlage begegnet Hodges mit dem Mittel der assoziativen Verknüpfung, das uns fest in einer wenig erfreulichen Wirklichkeit verankert. Dochertys Kontaktmann, der die Verbindung zu Ainsley herstellt, dem Judas mit den Wundmalen, arbeitet im Schlachthof. An einer Scheibe hängt ein Blatt Papier mit einem Hinweis für die Käufer: Das rohe Fleisch muss bezahlt werden, bevor es das Gebäude verlässt. Das könnte das Motto der brutalen, profitorientierten Welt sein, die der Film uns zeigt.
Hodges hätte sicher nichts dagegen, wenn der Zuschauer dabei an das Vereinigte Königreich des Thatcherismus denkt. Margaret Thatcher war seit 1979 an der Macht, hatte das Land unter marktradikalen Gesichtspunkten umgebaut und die soziale Ungleichheit vergrößert wie Ronald Reagan, ihr Bruder im Geiste, in den USA. In Prayer wird alles zur Ware. Für die von Meehan bestatteten Leichen gilt das ebenso wie für die Prostituierte Jenny Fox, an der Billy herumdrückt wie ein Händler auf dem Viehmarkt (im echten Leben übrigens waren der gewohnt intensive Christopher Fulford und Camille Coduri ein Paar). Zum Ärger mancher Produzenten schreckte Hodges vor unangenehmen Befunden nie zurück.
Sinnbild der Gesellschaft in seinem Film ist die Schwingtür des Bordells. Sie verbindet Huren, Terroristen, Gangster, gekaufte Informanten und von Meehan bestochene Politiker, die alle dort zu sehen sind. Auch Fallon kann sich den Gesetzen des Marktes nicht entziehen. Was immer man von der IRA halten mag: Seine Mörderkarriere beginnt er als Idealist, der für die irische Wiedervereinigung und gegen die Diskriminierung der Katholiken kämpft. Am Ende seiner Laufbahn ist er ein Auftragskiller, der um des persönlichen Vorteils willen tötet. Den Gangster Krasko erschießt er für Geld und falsche Papiere, die ihm die Flucht nach Amerika ermöglichen sollen.
Osteraufstand
Mit etwas Zynismus könnte man sagen, dass die Geschichte der Irish Republican Army vor hundert Jahren mit einem zu Ostern dargebrachten Blutopfer begann, wie es sich für die Terrororganisation aus einem Land gehört, das sowohl heidnische wie katholische Wurzeln hat. Die Ereignisse der Osterwoche 1916 hatten mit religiösem Fanatismus (und religiös bedingter Diskriminierung) zu tun, mit kulturellem Nationalismus und mit dem Ersten Weltkrieg, in dem die Streitkräfte des Vereinigten Königreichs gebunden waren. Die Führer der Irish Republican Brotherhood, der Irish Volunteers (einer nationalistischen Miliz) und der zur Arbeiterbewegung gehörenden Irish Citizen Army glaubten an eine günstige Gelegenheit, die Unabhängigkeit von Großbritannien zu erzwingen.
Am Ostermontag besetzten rund 1000 Rebellen das Hauptpostamt und andere Gebäude in Dublin und proklamierten die Republik Irland. Innerhalb einer Woche wurde der Aufstand niedergeschlagen. Es gab mehrere hundert Tote, überwiegend auf Seiten der Aufständischen und unter Zivilisten. Neil Jordans Biopic Michael Collins beginnt wie ein Kriegsfilm. Soldaten schießen mit Kanonen und Maschinengewehren auf das Postamt, das Hauptquartier der schlecht bewaffneten Rebellen, denen nur die Kapitulation bleibt. Einige Männer werden als Rädelsführer identifiziert und standrechtlich erschossen.
So geht eine Kolonialarmee gegen aufständische Eingeborene vor. In der Wirklichkeit war es noch schlimmer als im Film, wo durch die dramatische Verdichtung der Eindruck entsteht, die Exekutionen hätten rasch hintereinander stattgefunden. Die Hinrichtungen der sieben Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung (darunter mehrere Poeten, ein Lehrer, ein sozialistischer Arbeiterführer und zwei Mitglieder der Gälischen Liga, die sich die Wiederbelebung der gälischen Sprache und Kultur zum Ziel gesetzt hatte) erstreckten sich jedoch über zehn Tage.
Der Gewerkschafter James Connolly konnte nicht mehr stehen, weil sich sein verwundetes Bein entzündet hatte. Also stellte man ihm einen Stuhl hin, auf dem er sitzen durfte, als das Erschießungskommando auf ihn anlegte. Über die sich quälend lange hinziehenden Exekutionen konnte man detailliert in der Zeitung lesen. Das sollte abschrecken und den Iren ein für allemal den Gedanken an die Unabhängigkeit austreiben. Das Gegenteil war der Fall. Nach Connolly sind heute ein Bahnhof und ein Krankenhaus benannt; vor der Liberty Hall in Dublin ist er als Statue zu besichtigen.
Die Anführer der Rebellion hatten darauf gesetzt, dass sie auch im Falle einer Niederlage nur gewinnen konnten, weil ihnen ihr österlicher Opfergang viele Sympathien bei den mit solchen Dingen bestens vertrauten Katholiken einbringen werde. Das hätte sich beinahe als eine Fehlspekulation erwiesen. Der Rückhalt für die Aufständischen in der Bevölkerung war zunächst gering. Insbesondere bei den irischen Frauen, deren Männer in der britischen Armee gegen Deutschland kämpften, stieß die Rebellion auf wenig Gegenliebe. Erst das harte Durchgreifen, durch das die Briten als brutale Besatzungsmacht wahrgenommen wurden, änderte die Stimmungslage.
Militärischer Sieg und politisches Desaster
Die Niederlage der Osterrebellen wurde zum Wendepunkt in der Geschichte des Landes, weil die Briten die militärische Auseinandersetzung gewannen, politisch aber ein Desaster erlebten. Die Hinrichtungen bewirkten eine Radikalisierung. Die dafür Verantwortlichen leisteten so einen Beitrag zu der Blutspur, die sich durch die folgenden Jahrzehnte der irischen (und der britischen) Geschichte zieht. Als Laie in Sachen Terrorbekämpfung denkt man sich, dass die Lektion daraus ganz klar ist: Es kann nur eine politische Lösung für solche Konflikte geben, weil auch deren Ursachen politisch sind.
In Irland gab es ein starkes Lager von konstitutionellen Nationalisten, die durch ihre Mitwirkung in den Parlamenten und innerhalb eines durch die Verfassung vorgegebenen Rahmens Veränderungen herbeiführen wollten. Ihr Ziel war die Selbstverwaltung, mit Irland als einem Teil von Großbritannien. Die militanten Separatisten lehnten das ab und bestritten die Zugehörigkeit Irlands zum Vereinigten Königreich, dessen Regeln und Gesetze deshalb für die Iren nicht bindend sein könnten. Durch die Nachwirkungen des Osteraufstands, durch Hinrichtungen, Einkerkerungen und massenhafte Hausdurchsuchungen, verschoben sich die Gewichte.
Wer einer von großen Teilen der Bevölkerung als ungerecht empfundenen Situation mit Repression begegnet und Gewalt mit noch mehr Gewalt beantwortet schafft sich neue Feinde, die er dann wieder bekämpfen muss. Das Vorgehen der Briten sorgte für eine Eskalation des Konflikts, statt ihn beizulegen. Republikanische Gruppierungen, die sich bis dahin überwiegend auf friedliche Formen des Protests beschränkt hatten, überdachten nun ihr Verhältnis zur Gewalt. Republikaner zu sein bedeutete zunehmend, im Staat einen Feind zu sehen, den es mit der Waffe in der Hand zu bekämpfen galt.
Michael Collins, einer der Überlebenden des Osteraufstandes, sprach auch vielen bis dahin gemäßigten Landsleuten aus der Seele, wenn er sagte, die Ereignisse des Jahres 1916 seien der Beweis dafür, dass Irland eben kein Teil von Großbritannien sei, sondern das Opfer imperialistischer Machtpolitik. Die Strategie, durch parlamentarische Arbeit und Abstimmungen mehr Freiheiten zu erlangen und gerechter regiert zu werden, könne darum keinen Erfolg haben. Die konstitutionellen Nationalisten verloren an Einfluss und wurden durch militante Separatisten verdrängt.
Die Folgen sind bis heute spürbar. Die republikanische Sinn Féin, die man wohl als den politischen Arm der IRA bezeichnen darf (auch wenn ihr Vorsitzender Gerry Adams das nicht gern hört), nimmt zwar inzwischen an den britischen Parlamentswahlen teil, weigert sich aber nach wie vor, die ihr zustehenden Sitze einzunehmen, obwohl das ihre Gegenspieler von der protestantischen Democratic Unionist Party weiter aufwertet. Derzeit hätte die Sinn Féin sieben Stimmen, was angesichts der Mehrheitsverhältnisse in Westminster beim Brexit eine große Rolle spielen könnte. Die Partei beteiligt sich aber nicht an den Abstimmungen.
Bonnie & Clyde gehen zur IRA
1917 ging aus der Neuorganisation der nach dem Aufstand zerschlagenen Irish Volunteers die IRA hervor, die sich nun an die Spitze des bewaffneten Kampfes stellte. Da der Osteraufstand wieder einmal gezeigt hatte, dass man den Briten militärisch nicht beikommen konnte verlegte man sich auf Guerillaaktionen oder auf das, was man heute als asymmetrischen Krieg bezeichnet. Eine neue Qualität erhielt der Konflikt im Frühjahr 1920, als - zunächst noch spontan - die ersten Flying Columns der IRA entstanden. Ein halbes Jahr später wurden diese kleinen, sehr beweglichen und unabhängig voneinander operierenden Einheiten planmäßig aufgestellt und zur tragenden Säule im Guerillakrieg.
"Bis zum Herbst 1920", schreibt Richard English in Armed Struggle, einem Standardwerk zur Geschichte der IRA, "lebten die meisten Volunteers noch zuhause, und sie wurden bei gewaltfreien IRA-Aktivitäten eingesetzt; nur eine kleine Zahl von IRA-Leuten waren in dieser Phase darüber hinausgegangen." Das sollte sich jetzt ändern. Aus der Zeit der ersten Flying Columns stammt das romantisierte, in den Medien verbreitete Bild vom bewaffneten IRA-Mann im Trenchcoat, der im Untergrund das Leben eines Gesetzlosen führt.
Mickey Rourke kleidet sich in A Prayer for the Dying zeitgemäß, in Jeans und Parka beispielsweise. Doch auf dem Plakat steckte man Fallon in einen Trenchcoat als wäre er ein Retro-Fan, zu einem Kostümball unterwegs oder ein Exhibitionist auf der Suche nach einem Opfer. Mit Uralt-Klischees, dürften sich die Verantwortlichen für diese Kreation gedacht haben, verkauft man Filme immer noch am besten. Auch der Held der Romanvorlage greift zum Trench. Jack Higgins weiß, was sich gehört. Sein Protagonist steht in einer Tradition, in der die Grenzen zwischen Terroristen und Gangstern fließend waren.
Manch ein Vorgänger von Martin Fallon legte sich ein Bonnie-&-Clyde-Image zu, ehe Clyde Barrow und Bonnie Parker ihren ersten Raubüberfall begangen hatten. Der IRA-Kommandant Tomás Malone heiratete 1920 Peig Hogan. Bevor der Bräutigam zu seiner Flying Column zurückkehrte gönnte sich das Paar revolutionäre Flitterwochen, in denen die Braut eine im Ersten Weltkrieg für die britische Armee entwickelte Mills-Granate und eine Parabellum-Pistole bei sich trug. Für die IRA waren solche Selbstinszenierungen eine gute PR.
Die Realität war weniger romantisch. Bei denen, die ihre heimatliche Umgebung verlassen hatten, stieg die Gewaltbereitschaft. Auf die in der IRA engagierten Teilzeit-Revolutionäre hatte der inmitten von Nachbarn und Familie verbrachte Alltag eine mäßigende Wirkung. Wer sich einer Flying Column anschloss wurde Vollzeit-Aktivist, löste sich aus seinem vertrauten Umfeld und legte weite Strecken zurück, um in einer oft fremden Region Anschläge zu verüben. An die Stelle familiärer und nachbarschaftlicher Beziehungen trat die Gemeinschaft mit den gleichgesinnten Kameraden in einer aufeinander eingeschworenen Truppe.
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