Gelbwesten: Der Protest und die inszenierte Debatte

Seite 2: Der Gedanke, dass sich etwas ändern könnte

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Aus Paris kommen aktuell wieder Signale, dass Macron an einem Treffen mit Vertretern der Gelben Westen interessiert ist. Die Meldung kommt mit einer anderen, die Macron im Kreis der großen Chefs in Versailles präsentiert.

Die beiden Kommunikationskreise - der Protest der Gelben Westen und die Basisarbeit der Regierung - bleiben getrennt, kommentiert die Libération. Anstelle des von der Regierung ausgelobten "Hochamtes der Partizipation" gebe es demokratischen Stillstand.

Mit der Lagebeschreibung "Der Gedanke, dass sich etwas ändern könnte, ist nicht mehr denkbar" wurden die beiden französischen "Reichtumsforscher" und Soziologen Michel und Monique Pinçon-Charlot an dieser Stelle 2013 zitiert. Sie sind nun durch die Gelben Westen wieder im Gespräch in Frankreich.

Monique Pinçon-Charlot ist überzeugt, dass beim Protest der Gelbwesten viele Ungleichheiten, die sich den letzten Jahren angesammelt haben, kulminieren und dass es sich um einen Verteilungskampf im Sinne eines Klassenkampfes handelt. Der sei nicht so leicht auf die Seite zu schieben.

Demnach hat sich durch die Gelbwesten politisch bereits etwas verändert. So dürfte der "demokratische Stillstand" auch nicht von langer Dauer sein. Irgendwann müssen die beiden Lager, die Regierung und die Protestierenden, wieder Verbindung aufnehmen. Die Frage ist aber: wie?

Aufseiten der Gelben Westen werden weiter zwei Forderungen hochgehalten, die die gegenwärtige Regierung nicht akzeptiert: der Rücktritt Macrons und Plebiszite mit gesetzgeberischen Kompetenzen. Wie soll da eine Brücke gebaut werden?