Gelbwesten: Macron und die Filterblase in Paris
Seite 2: Gewalt und Medien
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Eine ähnliche Blickfeldbegrenzung zeigt die Regierung auch bei der Frage der Gewalt und Medien unterstützen sie bei dieser Verengung. Wobei hier zunächst angemerkt werden muss: Marlène Schiappa wurde bedroht, Parlamentarier wurden bedroht, und auf Polizisten wurde eingedroschen, wie etwa der Fall des Boxers zeigt - dass man sich aufseiten der Regierung und der Staatsgewalt in aller Schärfe gegen diese Aktivitäten wendet, ist notwenig und nachvollziehbar. Grundrechte sind tabu.
Allerdings wird über diesen Fokus auch ein großer Teil der Wirklichkeit ausgeblendet. Davon können die Bewohner der Vorstädte und der sogenannten Problemzonen ein altes Lied singen: die haarsträubende Gewalt der Polizei, wie sie auch an dieser Stelle bei Artikeln zu den Protesten der Gelbwesten immer wieder zur Sprache kam.
Der Protest der Gelbwesten mache jetzt eine Erfahrung, die man selbst 2005 und später kennengelernt habe, kommentieren Bewohner der Vorstädte die Ereignisse. Sie sympathisieren mit den Gelben Westen, sind aber noch zurückhaltend, was das Mitmachen angeht, wie nicht nur aus diesem Bericht hervorgeht.
Zur erwähnten Erfahrung gehört, dass die Polizeigewalt nicht zu einem Thema wurde, das Verhältnisse grundlegend änderte. Im Fall der häufig aus Einwandererfamilien stammenden Bewohner der Vorstädte oder Problemzonen war es leicht, die Aggressivität mit einer einseitigen Gewichtung darzustellen und dies als das richtige und gültige Bild der Wirklichkeit darzustellen, auch weil es viele Interessen gibt, dies so einfach zu sehen.
Bei den Protesten der Gelbwesten ist dies anders, weil sich hier eine breite Bevölkerung repräsentiert sieht, wie ja auch die gegenwärtige italienische Regierung große Sympathie bezeugt.
Medien auf Regierungslinie
Allerdings stellen Medien, wie auch Le Monde in Leitartikeln, nach wie vor besonders die Gewalt der Gelbwesten in den Vordergrund. In manchen Medien, exemplarisch bei BMTV, liegt der Schwerpunkt genau darauf, die Gelbwesten als "Ultra-Gewalt" zu porträtieren, die gegen die Staatsmacht vorgeht, die die öffentliche Ordnung garantiert. Weshalb die "Ultra-Ultragewalt" der Staatsmacht mit Polizei und neuen schärferen Gesetzen berechtigt sei, wie man es in Sendungen des BMTV propagiert.
Diese Darstellung deckt sich mit der Position der Regierung. Der zufolge hat sie es nun weniger mit "vernünftigen" politischen Forderungen zu tun, auf die man ja übrigens schon eingegangen ist, sondern mit einer von Gewalt und abseitigen Forderungen bestimmten Bewegung, die im Hintergrund von radikalen Rechten gesteuert wird.
Dagegen sprechen nun Zeugenaussagen, wie sie aber auch von traditionellen Medien wie Le Monde überliefert werden, wonach die Polizei mit ihrer blinden Gewalt auch "Mamies und Papies" getroffen hat - übrigens ganz so, wie es der oben genannte Boxer als Grund für sein wütendes Ausrasten geschildert hat.
Unter Gelbwesten führte die Darstellung des Protestes, wie bei BMTV üblich, zu wütenden Reaktionen. Im unguten, aber noch harmlosen Fall, führte der Ärger und der Zorn zum Ausschluss von Pressevertretern bei Versammlungen. In üblen Fällen führten sie zur Gewalt gegen Journalisten. Betroffen waren besonders BMTV-Reporter.
Ausnahmen
Die Polizei gehe mit außergewöhnlicher Gewalt vor und verletze dabei das Gesetz und Pflichten, die ihr vorgeschrieben sind, wirft ihr der Journalist David Dufresne vor. Er hält den Journalisten und Medien einen harten Spiegel vor. Sie würden "einseitig" arbeiten mit "einer Stimme", sie würden die Debatte so führen, dass sie das Verständnis dessen, was vorgehe, verhindern. Zur Ehrenrettung der Branche kann gesagt werden, dass er von traditionellen Medien wie France Inter unterstützt wird.
Dufresne hat sich einen Namen als Dokumentarist gemacht, der zum Beispiel die Kommunikationsarbeit des Front National vor Augen führte und dies, wie ersichtlich wird, ganz bestimmt nicht als Anhänger einer rechten Bewegung.