Gerontokratie: Wie die USA in die Hand einiger Greise geraten sind

Kalter Krieg statt Klimakrise: Biden, Feinstein, McConnell. Bilder: gov.pl, CC BY 3.0 PL / Benjamin Dunn, CC BY-SA 2.0 / Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0

Einige Spitzenpolitiker in den USA sind aufgrund ihres Alters kaum mehr arbeitsfähig. Warum das ein Problem ist. Und was es über die politische Kultur aussagt.

Die USA werden mehrheitlich von alten Männern regiert. Das beste Beispiel findet sich an der Staatsspitze: Im November nächsten Jahres wird sich Präsident Joe Biden im Alter von 81 Jahren erneut zur Wahl stellen.

Bidens derzeit wahrscheinlichster Konkurrent um den Sitz im Weißen Haus bei der nächsten Wahl wird aller Voraussicht nach der 78-jährige Donald Trump sein. Auch im Senat und im Repräsentantenhaus ist das Durchschnittsalter deutlich höher als in der Bevölkerung.

Das Thema wird von der Washington Post bis hin zur FAZ diskutiert: Die USA werden von Seniorinnen und Senioren regiert – mit weitreichenden Folgen.

Der amtierende Präsident ist bekannt für seine "kleinen Ausrutscher", die zwar nicht schlimm sind, aber sowohl politischen Gegnern als auch Verbündeten berechtigten Anlass geben, an seiner Führungsfähigkeit zu zweifeln.

So antwortete Biden im Juni dieses Jahres auf die Frage, ob er glaube, dass der russische Präsident Wladimir Putin durch die Meuterei der Wagner-Gruppe geschwächt worden sei:

Es ist schwer zu sagen, aber [Putin] verliert eindeutig den Krieg im Irak, er verliert den Krieg zu Hause. Und er ist in der ganzen Welt so etwas wie ein Paria geworden.

Andere Entgleisungen des Präsidenten waren harmloser. So beendete der 80-Jährige im selben Monat eine Rede zur gesetzlichen Regelung des Waffenbesitzes mit dem Spruch "God Save the Queen, man".

Es ist beunruhigend, dass der "Führer der freien Welt" Kriege und Staatsoberhäupter verwechselt. Auch ist der alte Mann an der Spitze des Staates nicht der einzige in den oberen Rängen der Macht, vielmehr ist Joe Biden geradezu umgeben von einer Führungsriege uralter Powerbroker mit entsprechenden Gebrechen, die sich trotz aller Kritik von Medien und politischen Gegnern weigern, ihre Sitze im Kongress zu räumen.

Zuletzt machten vor allem die älteren Mitglieder des Senats Schlagzeilen, allen voran Mitch McConnell und Dianne Feinstein. McConnell, Senator aus Kentucky, Minderheitsführer der Republikaner im Senat und einer der mächtigsten Republikaner, erstarrte im Juli dieses Jahres bei einer Pressekonferenz und blieb 19 Sekunden lang stumm, bevor er von den Kameras weggeführt wurde.

Der 81-jährige McConnell kehrte kurz darauf zurück, setzte die Pressekonferenz fort und sagte zu den Reportern: "I am fine". Ironischerweise ging es bei der Pressekonferenz unter anderem um die Frage, ob der 81-Jährige noch einmal zur Wahl antreten werde.

Diese Frage hat sich für Dianne Feinstein, eines der ältesten Senatsmitglieder, erledigt: Im Februar kündigte die Demokratin aus Kalifornien an, 2024 nicht mehr für den Senat kandidieren zu wollen. Dennoch weigert sich Feinstein beharrlich, ihren Senatssitz vorzeitig aufzugeben, obwohl die mittlerweile 90-Jährige offensichtlich Schwierigkeiten hat, ihren Pflichten als Senatorin nachzukommen.

Im Juli wirkte Dianne Feinstein bei einer Abstimmung über eine Gesetzesvorlage zum Verteidigungshaushalt so verwirrt, dass sich ein Senatskollege genötigt sah, einzugreifen. Zudem stimmte Feinstein in derselben Sitzung "falsch" ab und korrigierte sich erst nach dem Hinweis eines Mitarbeiters.

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