Gescheiter als ein PC
Internationales Wissenschaftsprojekt setzt auf unsere Hilfe
Dieses Mal geht es nicht um die Suche nach außerirdischer Intelligenz, im Gegenteil, für dieses neue Wissenschaftsprojekt soll die menschliche Intelligenz eingesetzt werden.
Das internationale Projekt „Galaxienzoo“ sucht interessierte Laien, die die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit unterstützen. Bei seti@home muss Rechnerkapazität zur Verfügung gestellt werden, das neue Projekt setzt auf menschliche Hilfe, ähnlich dem NASA-Projekt Stardust@home, in dem Teilnehmer Staubkörner auf Bildern identifizieren müssen. Vielleicht ist ja dem ein oder anderen astronomiebegeisterten Laien der Unterschied zwischen einer elliptischen und einer Spiralgalaxie bekannt, dann bringt er schon gute Voraussetzungen mit, den kleinen Test für die Teilnahme an diesem Projekt zu bestehen: die Klassifizierung von Galaxien.
Auch wenn man es im ersten Moment nicht glauben kann, aber bei der Erkennung von Mustern ist das menschliche Gehirn den Computern immer noch deutlich überlegen. Rund eine Millionen unterschiedlichster Galaxien müssen klassifiziert werden. Was für eine Handvoll Wissenschaftler Jahre dauern würde, könnte man nun mit einer genügenden Anzahl an interessierten Otto-Normalverbrauchern in wenigen Monaten schaffen.
Die Teilnehmer bekommen außergewöhnliche Aufnahmen von Galaxien zu sehen, die zum größten Teil noch nie von einem menschlichen Auge betrachtet worden sind. Die Bilder wurden im Zuge des internationalen Sloan Digital Sky Survey - Projektes mit Hilfe eines 2,5-m-Teleskopes im amerikanischen Bundesstaat New Mexico gemacht. Zum Teil sind die Aufnahmen relativ schnell und einfach einzuteilen, zum Teil muss man aber schon etwas genauer hinsehen, denn bei den Spiralgalaxien soll auch angeben werden, in welche Richtung die Spiralarme verlaufen. Dies ist besonders wichtig, denn Untersuchungen an einigen hundert Galaxien deuten darauf hin, dass die Rotation der Galaxien im Kosmos eine Vorzugsrichtung besitzt. Die Astronomen hoffen nun, dass sie eine genaue Übersicht über die unterschiedlichen Arten von Galaxien und deren Verteilung am Himmel erhalten, um sie mit den vorhandenen Modellen zu vergleichen. Wenn sich der Befund mit einer größeren Anzahl von Galaxien und ihrer bevorzugten Rotationsrichtung bestätigt, dürfte es den Theoretikern einiges an Kopfzerbrechen bereiten. Denn bislang ist völlig unklar, woher eine solche Vorzugsrichtung physikalisch kommen soll.
Unendliche Vielfalt
Die Galaxien, gebildet aus Milliarden von Sternen, beleuchten die entferntesten Winkel unseres Universums. Sie kommen in sehr unterschiedliche Formen vor und haben auch sehr unterschiedliche Eigenschaften; sie können groß oder klein, alt oder jung, rot oder blau, geordnet oder ungeordnet, strahlend oder dunkel, rotierend oder statisch, rund oder elliptisch, und sie können isoliert aber auch in Clustern vorkommen. Kurz um, im Universum befindet sich ein sehr bunter Galaxienzoo.
Anfang des 20. Jahrhunderts hat der Astronom Edwin Hubble den galaktischen Zoo in zwei Hauptkategorien unterteilt: es gibt Galaxien, die wie ein Rugbyball geformt sind (= elliptischer Sternenhaufen) und es gibt Galaxien, die wie Strudel geformt sind (= Spiralgalaxie). Daneben gibt es noch die Einteilung in Balkenspiralen (Nebenart der Spiralgalaxie) und irregulären Galaxien (weder Spiralarme noch elliptische Form) mit den jeweiligen Unterklassen. Mehr als 80 Jahre danach herrscht unter den Wissenschaftlern noch immer eine Meinungsverschiedenheit darüber, wie diese zwei Hauptarten entstanden sind und in welchem Zusammenhag sie stehen. In den theoretischen Simulationen haben Astronomen herausgefunden, dass aus der Fusion zweier Spiralgalaxien eine elliptische Galaxie entstehen kann, und dass aus einer elliptischen Galaxie durch Zunahme weiterer Sterne eine Spiralgalaxie erwachsen kann. Dass dieses auch in der Realität passiert, konnte mittlerweile nachgewiesen werden, aber trotzdem werfen diese Prozesse noch jede Menge Fragen auf. Mit den über eine Millionen Galaxien-Abbildungen hofft man nun, etwas mehr Einblick in die Arten und deren Entstehung zu erhalten.
„Ob jemand fünf Minuten, 15 Minuten oder fünf Stunden dabei ist – jede Teilnahme ist für uns sehr wertvoll“, so Kevin Schawinski, Astrophysiker an der Oxford Universität, an der die Daten analysiert werden. Wenn das kein passender Aufruf ist.