Gescheiterte Staaten und Klimakatastrophe

Abweichungen im gespeicherten Grundwasser in den Flusscken von Euphrat und Tigris zwischen 2003 und 2009. Bild: NASA/UC Irvine/NCAR

Nach Satellitenbildern und geologischen Messungen könnte der gescheiterte "arabische Frühling" eine Klimakomponente aufweisen

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Während im amerikanischen Wahlkampf die Kandidaten der Republikaner noch um die Wette streiten, wer am schrillsten die globale Erwärmung abstreiten kann, arbeiten andere, wie die NASA und DLR, an der Messung deren Auswirkungen in der ganzen Welt.

Im Rahmen des Projektes GRACE (Gravity Recovery and Climate Experiment) fliegen zwei Satelliten in einer Polarbahn um die Erde. Der Abstand zwischen beiden wird hochpräzis mit Hilfe von GPS und Mikrowellen gemessen - jede Änderungen gibt Auskunft über die Anziehungskraft der Erde auf eine Masse in der Umlaufbahn. Das Experiment läuft seit mehreren Jahren und so könnten Zeitreihen erstellt werden, die zeigen, wie das in den verschiedenen Kontinenten gespeicherte Wasser (das besonders massiv und gravitatorisch wirksam ist) sich verändert hat. Abb. 1 zeigt für April 2015, mit Falschfarben, der Unterschied im gespeicherten Wasser relativ zum Durschnitt der Periode 2002-2015.1 Je brauner eine Weltregion, desto mehr Wasser hat sie tendenziell verloren. Je blauer, desto mehr Wasser hat sie gewonnen.

Abb. 1: Die "Grundwasser-Speicherungsanomalie" nach GRACE. Braune Regionen haben 2015 in Vergleich mit der Periode 2002-2015 Wasser verloren. Regionen in Blau haben Wasser dazu gewonnen. Die Farbintensität ist proportional zum Verlust bzw. Gewinn. Bild: Nasa

Das Bild zeigt dramatische Änderungen. Kalifornien z.B. leidet seit Jahren an extremer Dürre und Trockenheit. Das Schmelzen des Nordpols ist auch in der Abbildung deutlich zu beobachten. In Alaska schwinden die Gletscher. In Mittelosten sind vor allem Irak, Syrien, Iran, Israel und Ägypten betroffen. Auch Libyen und Tunesien haben viel Wasser verloren. Andere Regionen wie Mexiko oder Nordrussland haben unter dem Strich mehr Regen bekommen.

Hunger und politische Instabilität

Bereits 2011 hat das New England Complex Systems Institute (NECSI) eine Studie vorgelegt, die die Unruhen in Nordafrika und dem Mittelosten mit der Steigerung der Preise der Nahrungsmittel in Verbindung bringt.2 Abb. 2 zeigt die von NECSI ermittelte Korrespondenz zwischen dem Index der FAO (Food and Agriculture Organization) für Grundnahrungsmittel und den politische Unruhen in einigen Ländern.

Abb. 2: Zeitlicher Verlauf des Preisindex der FAO für Nahrungsmittel (Vertikale Achse). Unruhen in verschiedenen werden angezeigt und korrespondieren deutlich mit Preissteigerungen. Die Zahlen im Klammer stellen die Anzahl der Toten bei den Unruhen dar.

Von 2004 bis 2008 gab es im FAO-Index fast eine Verdopplung, die sofort von politischen Unruhen in afrikanischen und asiatischen Ländern begleitet wurden. Für das Jahr 2008 wurden 60 "food riots" in 30 verschiedenen Ländern gezählt. Im Jahr 2011 gab es eine neue Spitze, die diesmal mit dem Fall von mehreren Regierungen in der Region zusammenfällt. Besonders im Jahr 2011 gab es viele Toten (die Zahlen in Klammern) bei all jenen Unruhen. Nach der Analyse von NECSI spielen verschiedene Faktoren bei den Preissteigerungen eine Rolle, darunter auch die Konversion von Anbauflächen für die Produktion von Ethanol.