Global Positioning System ist jetzt für die zivile Nutzung genauer
Die amerikanische Regierung will mit dem Beenden der "Selective Availabilty" vermutlich möglicher Konkurrenz zuvorkommen und sich weiterhin die "Lufthoheit" sichern
1978 wurde der erste der Navstar-Satelliten des Global Positioning System (GPS) in die Umlaufbahn geschossen. Seitdem sorgen mindestens 24 Satelliten für eine genaue Lokalisierung, Geschwindigkeits- und Zeitmessung bei jedem Wetter. Auch wenn das GPS schon seit Beginn der 80er Jahre für nichtmilitärische Zwecke genutzt werden darf, war dessen Genauigkeit bislang für zivile Zwecke bewusst reduziert worden. Auf Anweisung des amerikanischen Präsidenten Bill Clinton wurde nun die Störung der GPS-Signale am 1. Mai beendet.
Mit der Aufhebung der "Selective Availability" soll die Nutzung des GPS für "friedliche zivile, kommerzielle und wissenschaftliche Anwendungen" gefördert und die Wirtschaft ermuntert werden, mehr Geld in GPS-Techniken zu investieren. Schon letztes Jahr hatte Vizepräsident Al Gore angekündigt, dass das bestehende System in den nächsten Jahren durch 18 zusätzliche Satelliten modernisiert und verbessert werden soll. Zudem werden für den zivilen Gebrauch zwei weitere Frequenzen freigegeben.
Clinton führt für den Beschluss natürlich nur löbliche Gründe an. Nach Rücksprache mit Ministerien und Geheimdiensten sei man zu der Einsicht gekommen, dass den "globalen Interessen im Bereich des Transport, der Sicherheit, der Wissenschaft und der Wirtschaft" am besten mit der Beendigung der Störung gedient seien. Die genaueren Daten würden im Augenblick keine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen. Allerdings werde die militärische Nutzung weiterhin voll bestehen bleiben. Man könne in Krisenzeiten GPS-Signale für bestimmte Regionen blockieren, was die Bedingung für die Freigabe der Signale war.
Die Signale für die Navigationssysteme sind jetzt bis zu 10 Mal genauer als früher. Konnte man zuvor ein Schiff oder ein Auto etwa auf 100 Meter genau lokalisieren, so ist dies jetzt mit einer Genauigkeit zwischen 10 und 20 Meter möglich. Die amerikanische Regierung erhofft sich durch die Freigabe eine stärkere Nutzung des GPS. Das bringt für die USA nicht nur wirtschaftliche Vorteile mit sich, sondern man verspricht sich damit wohl auch, dass das amerikanische Militär eine bessere Kontrolle ausüben kann, wenn durch die kostenlose Nutzung mehr Anwendungen mit dem GPS arbeiten und womöglich konkurrierende Systeme anderer Länder weniger genutzt oder erst gar nicht gebaut werden.
Möglicherweise rührt die Eile daher, dass die EU ein eigenes Global Positioning System schaffen will. Ursprünglich war die Freigabe des GPS erst für das Jahr 2006 anvisiert gewesen. Das Galileo-System soll im Jahr 2005 einsatzfähig und 2008 vollständig realisiert sein. Vorgesehen sind mindesten 21 Satelliten in einer Umlaufbahn in Höhe von 24000 Kilometern, die wahrscheinlich durch weitere geostationäre Satelliten in einer Höhe von 36000 Kilometern ergänzt werden. Galileo soll als multimodales und globales Navigationssatellitensystem dienen, das Europa im Bereich der Verkehrssteuerung und der Telematik, der Überwachung oder in Notfällen unabhängig vom GPS macht, aber auch die in dieser Branche tätigen Hersteller und Dienstleistungsunternehmen fördern und dadurch neue Arbeitsplätze schaffen soll.
Galileo soll Teil des Global Positioning and Navigation Satellite System (GNSS-2) werden. Die erste Generation des Systems, GNSS-1, basiert noch auf den Signalen des amerikanischen GPS und des russischen Glonass. Mit EGNOS, dem European Geostationary Navigation Overlay System, sollen die Daten genauer und konsistenter werden. Mit Galileo und GNSS-2 will dann Europa unabhängiger von den Amerikanern und Russen werden.