Globales Wasserchaos: Alarmierende Prognosen angesichts Erderhitzung

Dürren nehmen überall auf der Welt immer häufiger zu und werden extremer, eine Auswirkung der Erderhitzung im Zuge des Klimawandels. Bild: Global Water Partnership / CC BY-NC-SA 2.0 Deed

Studie zeigt: Der Wasserhaushalt der Erde ist bereits gravierend gestört. Die Auswirkungen sind fatal. Was auf uns zukommt, wenn nicht gehandelt wird.

Die Welt wird trockener, zumindest was das Süßwasser angeht. Im Jahr 2022 war es in vielen Gebieten trockener als normal, womit sich ein Trend aus dem Jahr 2021 fortsetzt.

Das geht aus einem Bericht über den Zustand der globalen Wasserressourcen hervor, den die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) letzte Woche veröffentlicht hat. "Mehr als 60 Prozent der großen Wasserreservoirs verzeichneten einen unter- oder normalen Zufluss, was eine Herausforderung für die Wasserversorgung aller Nutzer in einem zunehmend wechselhaften Klima darstellt", schreibt die WMO zu ihrer Veröffentlichung.

Mehr als 3,6 Milliarden Menschen, d.h. mehr als 45 Prozent der Weltbevölkerung, haben nach Angaben der Vereinten Nationen mindestens einen Monat im Jahr keinen adäquaten Zugang zu Wasser. Bis zum Jahr 2050 könnte dies sogar fünf Milliarden Menschen betreffen.

Doch während einerseits zu wenig Wasser verfügbar ist, fordern andererseits extreme Niederschläge Menschenleben und hinterlassen wirtschaftliche Schäden. "Der Wasserkreislauf gerät durch den Klimawandel und menschliche Aktivitäten aus dem Gleichgewicht", fasst die WMO die Problematik zusammen.

Die Gletscher und die Eisdecke ziehen sich vor unseren Augen zurück. Steigende Temperaturen haben den Wasserkreislauf beschleunigt – und auch gestört. Eine wärmere Atmosphäre speichert mehr Feuchtigkeit. Es kommt zu viel stärkeren Niederschlägen und Überschwemmungen. Und das andere Extrem sind mehr Verdunstung, trockene Böden und intensivere Dürren,

… erklärte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.

Europa beispielsweise erlebte eine zunehmende Dürre, eine verstärkte Verdunstung geht mit einer geringeren Bodenfeuchte in den Sommermonaten einher. Schwere Dürren gab es außerdem in Teilen der USA, am Horn von Afrika, im Mittleren Osten, im Becken des La-Plata-Flusses in Südamerika und im Becken des Jangtse in China.

In Europa wiederum führte der Wassermangel in Donau und Rhein zu Unterbrechungen der Stromerzeugung in Frankreichs Atomkraftwerken, denen nicht ausreichend Kühlwasser zur Verfügung stand.

Dürren einerseits, Überschwemmungen andererseits

Während in vielen Flusssystemen das Wasser fehlte, kam es in anderen zu schweren Überschwemmungen, die gravierendsten davon im Bereich des Indus in Pakistan. Dort waren 33 Millionen Menschen von den Fluten im vergangenen Jahr betroffen, mindestens 1.700 Menschen starben und acht Millionen mussten ihre Häuser verlassen.

Die Schadenshöhe wird auf 30 Milliarden US-Dollar geschätzt. Zu Überschwemmungen kam es auch im Osten Australiens, in Neuseeland, Kanada, Niger und Südafrika.

Nicht nur veränderte Niederschlagsmuster beeinflussen den Wasserhaushalt auf der Erde, sondern auch das verstärkte Abschmelzen von Gletschern und geringerer Schneefall in den Gebirgen. Weniger Schnee in den Anden in den Jahren 2021 und 2022 beeinträchtigte die Wasserversorgung in Chile und Argentinien.

Die Gletscherschmelze auf dem tibetischen Plateau hat Einfluss auf die Flusssysteme der Region wie den Indus, Amu Darya, Jangtse und den Gelben Fluss. In den Alpen war die Schneedecke deutlich geringer als im Durchschnitt der letzten 30 Jahre, was den Zufluss von Rhein, Donau, Rhone und Po maßgeblich verringerte.

Erst kürzlich meldete die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung, dass das Volumen der Schweizer Gletscher in den letzten zwei Jahren um zehn Prozent geschrumpft ist. Das entspricht der Eismenge, die im gesamten Zeitraum von 1960 bis 1990 verloren gegangen ist. Die starke Eisschmelze kann auch zu gefährlichen Gletscherabbrüchen führen wie im Sommer 2022 an der Marmolata in den italienischen Dolomiten.

Um Wassermanagement und Frühwarnsysteme zu verbessern, müsste die Überwachung des Wasserhaushalts verbessert werden, mahnt die WMO an. Zwar sind in den diesjährigen Bericht zum Zustand des globalen Wasserhaushalts deutlich mehr Daten eingeflossen als in den ersten derartigen Bericht im Vorjahr, aus manchen Regionen lägen aber nach wie vor kaum Daten vor. So seien Regionen wie Afrika, der Mittlere Osten und Asien in dem Bericht stark unterrepräsentiert.