Golfclub, Kegelklub, Klimaclub?
Ex-Kanzlerin Merkel nannte die Klimakrise eine "Menschheitsherausforderung". Ihr Nachfolger gründet zu deren Bewältigung einen Club. Bisher im Rahmen der G7, aber auch andere Länder dürfen mitmachen.
Das Wording gibt zu denken: Golfclub, Kegelclub, Klimaclub – dass all dies mehr nach Hobby und "Nice to have" als nach "Must have" und unaufschiebbaren Problemen klingt, ist den Regierungschefs der G7-Staaten entweder nicht aufgefallen, oder es war insgeheim genau so gedacht, als sie am Montag auf Anregung des deutschen Kanzlers Olaf Scholz (SPD) einen Klimaclub gründeten.
Die Gruppe großer Industriestaaten (G7) habe sich bei einer Videokonferenz auf eine erste Satzung geeinigt, sagte Scholz am Montag auf einer Pressekonferenz, von der unter anderem die ARD-tagesschau berichtete. "Damit gründen wir den Klimaclub." Dieser solle offen für andere Länder sein und "global breit getragen werden".
Scholz hatte die Gründung bereits Anfang des Jahres zu Beginn der deutschen G7-Präsidentschaft vorgeschlagen. Der "Club" soll eine schnelle Umsetzung des Pariser Klimaabkommens unterstützen und vor allem die Emissionsminderung im Industriebereich voranbringen.
Zugleich soll er verhindern, dass Unternehmen aus Ländern, die sich ehrgeizige Ziele beim Klimaschutz setzen, unfaire Konkurrenz aus Staaten mit niedrigen Umweltstandards erhalten oder Produktionsstandorte in diese Länder verlagert werden.
Mahnung und Einladung an China
Der weltweite klimafreundliche Umbau der Industrien dürfe keinesfalls in "Zollkriege" münden, mahnte Scholz. Der Club soll grundsätzlich offen für alle Länder sein, unabhängig von Größe, wirtschaftlichem Entwicklungsgrad und politischem System. Auch China sei ausdrücklich eingeladen, sich an der Initiative zu beteiligen.
Die Volksrepublik mit ihren gut 1,4 Milliarden Einwohnern stößt in absoluten Zahlen zwar weltweit die meisten klimaschädlichen Treibhausgase aus – pro Kopf aber mit zuletzt 8,05 Tonnen CO2 pro Jahr etwas weniger als Deutschland mit 8,09 Tonnen. In den USA lagen die CO2-Emissionen 2021 mit 14,86 Tonnen pro Einwohner fast doppelt so hoch. Der weltweite Durchschnitt lag nur bei 4,7 Tonnen. Unangefochtener Spitzenreiter war aber das WM-Austragungsland Katar mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 35,59 Tonnen.
Die G7-Staaten – Deutschland, die USA, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Italien und Japan – waren zuletzt gemeinsam für rund ein Fünftel der weltweiten Emissionen verantwortlich.
Lücke zwischen Erkenntnis und Konsequenzen
Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verlieh der Angelegenheit zumindest ein ernstes Wording und sprach im Zusammenhang mit der absehbaren Klimakatastrophe von einer "Menschheitsherausforderung". Auch sie ließ dem allerdings keine Taten folgen, die den Zielen des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015 angemessen waren. So wurde die Klimapolitik der letzten Bundesregierung vom Bundesverfassungsgericht als unzureichend beurteilt.