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Die Türkei blockiert die Erdgassuche bei Zypern und stellt sich gegen alle anderen Mittelmeeranrainer
Im östlichen Mittelmeer droht der Streit um die Erdgasfelder zu eskalieren. Aktuell hält die Türkei dort ein Seemanöver ab. Ein Schiff des italienischen Energieunternehmens Eni, das in der Ausschließlichen Wirtschaftszone von Zypern Gas-Bohrungen durchführen sollte, steckt deswegen seit zwei Wochen südöstlich von Zypern fest. Die EU hat die türkische Blockade bei ihrem Treffen in Brüssel als Verstoß gegen Internationales Recht verurteilt.
Seit in den vergangenen Jahren große Gasvorkommen vor allem vor den Küsten Ägyptens, Israels, des Libanons und Zyperns gefunden wurden, wird die politisch-ökonomische Landschaft dort neu geordnet. Der unverhoffte Reichtum führt zu neuen Begehrlichkeiten und Streitigkeiten. So musste das Eni-Erkundungsschiff, die Saipem 12000, als sie am 9. Februar zu Bohrarbeiten südöstlich von Zypern eintraf, feststellen, dass die Türkei dort gerade eine Militärübung durchführt.
Türkische Kriegsschiffe hätten das Eni-Schiff gestoppt und mitgeteilt, wegen eines Seemanövers könne es nicht weiterfahren, teilte Eni gegenüber der Cyprus News Agency mit. Die türkische Regierung argumentiert, dass Teile der Ausschließlichen Wirtschaftszone von Zypern in Wahrheit zum türkischen Festlandssockel gehören bzw. zu dem von der Türkei abhängigen türkischen Norden der Insel Zypern.
So liegt die Saipem 12000 jetzt südöstlich der Insel Zypern. In der Live-Datenbank MarineTraffic wird ihr Status zuletzt mit "Stopped" angegeben. Von ihrem Ziel, dem Block 3 genannten Gebiet, ist sie 15 Seemeilen entfernt (siehe Karte hier). Eni kündigte an, dass das Schiff in Position bleiben werde.
Verlängertes Militärmanöver
Die Türkei wollte das Seegebiet ursprünglich bis zum 22. Februar nutzen und hat dementsprechend eine Navtex-Meldung veröffentlicht. Navtex ist ein in der Schifffahrt genutztes Informationssystem, um Sicherheitshinweise und Wettermeldungen zu verbreiten. Schon das hielt Zypern für einen Verstoß gegen Internationales Recht und illegal.
Doch inzwischen hat die Türkei die Navtex-Meldung verlängert. Nun will die türkische Marine das 600 Quadratkilometer große Gebiet bis zum 18. März für Manöverzwecke nutzen. Die Blockade könnte Erfolg haben.
Wie die Cyprus Times meldet, wird die Saipem 12000 am 8. März zu Bohrarbeiten vor Marokko erwartet. Es gebe entsprechende Vorbereitungen, wobei eine Entscheidung noch nicht getroffen sei. Das Warten vor Zypern koste das Unternehmen aber 300.000 Euro pro Tag, meldete die Cyprus Times.
Türkische Forderungen
Ganz zufällig findet das türkische Manöver natürlich nicht statt. Der türkische Energieminister Berak Albayrak sagte auf einer Energie-Konferenz in Istanbul, erst müsse der Zypern-Konflikt gelöst werden. "Die Türkei wird es nicht erlauben, dass die Rohstoffe einseitig ausgebeutet werden."
Und die politischen Vertreter der türkischen Zyprer äußerten sich ähnlich. So sagte der Außenminister des türkischen Nordzypern, Kudret Özersay, Zypern dürfe nicht einseitig die Gasvorkommen ausbeuten:
Diese Ressourcen gehören uns genauso. Daher muss man, bevor man irgendetwas unternimmt, erst mal die Zustimmung der türkischen Gemeinschaft gewinnen und ihre Bedenken ernstnehmen.
Kudret Özersay
Wenn die griechischen Zyprioten einseitige Schritte unternähmen, werde Nordzypern zusammen mit der Türkei Gegenmaßnahmen ergreifen, sagte er. Mustafa Akıncı, der Präsident der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, sagte wiederum:
Es ist notwendig, für die Zukunft aus dieser Krise zu lernen, die wir gerade erleben. Dieses Land gehört nicht allein den griechischen Zyprioten und einer internationale Anerkennung ihrer einseitigen Inbesitznahme verstößt gegen internationales Recht.
Mustafa Akıncı
Zyperns Zusage
Der Präsident der Republik Zypern, Nicos Anastasiades, versuchte unterdessen, türkische Bedenken zu zerstreuen, dass der Norden bei der Ausbeutung der Rohstoffvorkommen leer ausgehe. Schriftlich bekräftigte er , dass die Ausbeutung von Rohstoffvorkommen im Falle einer Wiedervereinigung Sache der Zentralregierung sein werde.
Unser Ziel ist es, das hydrocarbone Potenzial Zyperns vollständig und so gut wie möglich auszubeuten, und zwar so, dass alle Einwohnern von Zypern davon maximal profitieren.
Nicos Anastasiades
Um das sicherzustellen, werde ein Fond nach dem Vorbild Norwegens eingerichtet, kündigte er außerdem an. Ein entsprechendes Gesetz habe die Regierung dem Parlament zugleitet. Der norwegische Staatsfond gilt weltweit als vorbildlich. Er verwaltet die Öleinkünfte des Landes bzw. reinvestiert sie mit dem Ziel, die Einnahmen auch künftigen Generationen zu erhalten.
So etwas stellte Nicos Anastasiades mit seiner Ankündigung auch in Aussicht: "Die Äußerungen und die Rhetorik der Türkei und der türkischen Zyprioten sind nicht gerechtfertigt und haltlos und dienen nicht den Interessen der Bevölkerung von Zypern", schrieb er. Die Türkei sowie die türkischen Zyprioten sollten an den Verhandlungstisch zurückkehren. Und die Türkei solle aufhören, die Ausschließliche Wirtschaftszone der Republik Zypern zu verletzen, schloss Anastasiades.