Griechenland hat die EU abgewählt

Seite 2: Griechenland in Troikahand

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In keinem Fall ist Griechenland ein wünschenswertes Mitglied der Währungsunion. Das Land ist in einem bemitleidenswerten Zustand: Wirtschaftlich unseriös, von politischen Streitereien gelähmt und finanziell verrottet.

Es gibt Sätze, die offenbar zeitlos sind. Denn die oben stehende, hoffnungslos negative Analyse der Gemengelage in Griechenland von Henry Parker Willis ist bereits über 100 Jahre alt. Damals ging es um die Mitgliedschaft Griechenlands in der lateinischen Münzunion, dem Vorgänger der jetzigen Währungsunion, die 1927 fatal gescheitert ist.

Der Auslöser des Endes der Währungsunion war damals schon wieder - möchte man sagen - Griechenland. Womit wieder einmal bewiesen ist: Die Geschichte ist ein sehr guter Ratgeber. Man muss nur aufmerksam zurückblicken, denn vieles, womit wir uns heute herum schlagen, war schon einmal da.

"Wir werden jeden Cent zurückzahlen. Deutschland bekommt sein Geld zurück - und zwar mit hohen Zinsen." Im März 2011 betonte der damalige Regierungschef Griechenlands, Giorgios Papandreou, noch vollmundig, dass sein Land nicht dauerhaft alimentiert werden brauche. Er versicherte auch, bei den Rettungspaketen handele es sich lediglich um Kredite, die das Land natürlich mit hohen Zinsen zurückzahlen werde.

Wie aber von jedem rational denkenden Menschen eigentlich abzusehen war, benötigte Griechenland wenige Monate später einen Schuldenschnitt. Dieser betraf zwar zunächst nur private Gläubiger. Allerdings musste auch die deutsche Hypo Real Estate mit dem Schuldenschnitt mehrere Milliarden abschreiben, da sie Griechenland-Anleihen im Wert von rund acht Milliarden Euro besaß.

Durch die im Jahr 2009 vollzogene Verstaatlichung der Bank wiederum trägt diese Lasten nun letztlich niemand anderes als der deutsche Steuerzahler. Leider ist der Schuldenschnitteffekt mittlerweile völlig verpufft und Griechenland hat abermals eine Rekordstaatsverschuldung von desaströsen 178 Prozent aufzuweisen. Außer einer kurzen Atempause hat der Schuldenschnitt also zu nichts geführt - die Insolvenzverschleppung wird lediglich immer nur weitergeführt.

Ohne die fragwürdigen Staatsanleihenaufkäufe und Eingriffe der EZB, ohne die Rettungspakete und ohne den Schuldenschnitt hätte der Staatsbankrott Griechenland und seine Bevölkerung schon längst von ihrem Leiden erlöst.

Einmal mehr in der Geschichte ist Griechenland Schauplatz einer Tragödie! Denn das Land befindet sich in einer beispiellosen wirtschaftlichen Depression. Die Industrieproduktion ist heute auf dem Niveau von 1983. Selbst mit der schwachen Währung der Drachme ging es den Griechen besser.

Auch in Griechenland liegt der Automobilmarkt am Boden. Mehr noch: Seit 2009 sind nach Schätzungen des Autohandels mehr als eine Million Fahrzeuge abgemeldet worden. Die Anzahl der Neuzulassungen sank von Januar bis Ende 2014 nach Zahlen des Branchenverbandes ACEA um 40 Prozent auf lediglich rund 55.000 Fahrzeuge. Damit verzeichnet Griechenland den stärksten Rückgang in der Europäischen Union.

Seit 43 Monaten in Folge sinken bereits die realen Einzelhandelsumsätze im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die gesamte griechische Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Auch wenn vereinzelt behauptet wird, es gehe wieder aufwärts in dem Land, ist das Gegenteil der Fall. Denn es wird vielmehr tagtäglich schlimmer. Immer mehr Menschen rutschen dauerhaft unter die Armutsgrenze, der Mittelstand wird nach und nach ausgelöscht, die Kriminalität ist auf dem Vormarsch und noch dazu ist das Land laut Transparency International weiterhin das korrupteste Land in der EU.

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