GroKo: Licht und Schatten in der Energiepolitik
Seite 4: China stellt um
In China plant man derweil, den Kohleanteil an Energienutzung bis 2020 auf 58 Prozent abzusenken. Das betrifft allerdings nicht nur den Kraftwerkssektor, in dem 2015 nur knapp die Hälfte der Kohle verbrannt wurde. Der Rest findet unter anderem Verwendung in der Stahlproduktion und wird zu einem erheblichen Teil für die Heizung von Gebäuden eingesetzt. Doch das wird gerade geändert.
Das Ziel scheint in erreichbarer Nähe zu liegen. 2015 betrug der Anteil der Kohle an der Energienutzung (Verstromung, Industrie, Landwirtschaft, Wärmeversorgung und Verkehr) noch 64 Prozent, aber 2017 könnte er bereits auf 60 Prozent gefallen sein. Dazu trug unter anderem bei, dass in einigen Regionen im Norden des Landes, der Umstieg von Kohle auf Erdgas forciert wird.
Das ganze geschieht derart rasant, dass es dort im Dezember zu Versorgungsengpässen beim Gas kam. Trotz dieser Probleme wird die Umstellung eher noch energischer voran getrieben.
Ziel ist neben der Bekämpfung der enormen Luftverschmutzung die Reduzierung der Treibhausgase. Bis 2021, so ein Anfang Dezember von verschiedenen Ministerien und zentralen Behörden veröffentlichter Plan, sollen die gut ausgebauten Fernwärmenetze im Norden umgestellt sein.
Statt der Kohle werden künftig neben dem Erdgas Biomasse, industrielle Abwärme, Solarenergie und auch Strom zum Einsatz kommen. Letzteres vermutlich vor allem als zusätzliche Heizung, um Stromspitzen abzufangen, wie es auch in Dänemark seit einigen Jahren praktiziert wird, und wofür demnächst auch in Deutschland mit lokalen Wärmespeichern - siehe oben - die Voraussetzungen geschaffen werden könnten.
Insgesamt entfallen in China übrigens nach einer Analyse de Global Carbon Projects etwa ein fünftel der Treibhausgasemissionen auf Produkte, die exportiert werden. Mit anderen Worten: Ein Teil der durch den hiesigen Konsum verursachten Emissionen erfolgen in der Volksrepublik.
In der EU und in Nordamerika ist das Verhältnis entsprechend umgekehrt: Der dortige Konsum verursacht Treibhausgasemissionen, die den in den jeweiligen Länderbilanzen ausgewiesenen Beitrag zum Klimawandel übersteigen. Im Falle der EU machen diese ausgelagerten Emissionen knapp zehn Prozent der Inlandsemissionen aus, im Falle der USA ist die Diskrepanz geringer.