Großbritannien will Kurden Munition aus Zeiten der Sowjetunion liefern
Der britische Premierminister Cameron widersetzt sich Forderungen nach einem stärkerem militärischen Einsatz im Irak
Großbritannien will kurdischen Einheiten im Kampf gegen die IS-Milizen unterstützen, indem die Royal Air Force aus osteuropäischen Ländern, die früher dem Warschauer Pakt angehörten, "Waffen und Munition liefert, die aus Zeiten der Sowjet-Union stammen", zitiert der Guardian eine Ankündigung des britischen Premierministers Cameron. Um welche osteuropäischen Staaten es sich genau handelt, wird nicht erwähnt. Ergänzt wird lediglich, dass "die Kurden keine britischen Waffen angefordert haben".
"Sie wollen Munition und Waffen, die sie bereits benutzen", so Camerons Worte, "das wird geliefert und Großbritannien spielt eine Rolle dabei, dies sicherzustellen". Bemerkenswert ist demgegenüber die Aussage des Sohnes des Präsidenten der autonomen Region Kurdistan im Irak, Masrur Barzani, Chef des Sicherheitsrates und der Geheimdienstes, der der BBC gegenüber äußerte, dass seine Streitkräfte moderne und schwere Waffen benötige, damit sie es mit der Bewaffnung aufnehmen könnten, in deren Besitz der Islamische Staat in letzter Zeit gelangt sei.
In Washington, so hatte Reuters in der vergangene Woche berichtet, hatten die Kurden wochenlang eine starke Lobbyarbeit betrieben, um ihre Forderungen nach der Aufrüstung der Peshmerga-Truppen mit "hochentwickelten Waffen" ("sophisticated") geltend zu machen und durchzusetzen. Dabei konnten sie auch darauf setzen, dass amerikanische Konzerne, wie Exxonmobil und Chevron, in Arbil gute Geschäfte machen, was, wie der New Yorker darlegt durchaus eine Rolle am Interesse der USA spielt, die Stadt vor dem Zugriff der IS-Milizen zu schützen, die schon manche Ölfelder- und Raffinierien erbeutet haben.
In Paris hatte Präsident Hollande, der gestern erklärte, dass er umgehend Waffen an die Kurden schicken werde - "hochentwickelte Waffen" ("sophistiqué"), wie Fabius einem TV-Sender sagte -, vergangene Woche ein längeres Gespräch mit dem Präsidenten des irakischen Kurdistan, Masud Barzani, geführt.
Vor vier Tagen weilte Außenminister Fabius in Arbil, wo auch der französische Öl-Konzern Total eine Niederlassung hat, nachdem man 2012 einen größeren Deal mit der kurdischen Führung machte, dem die irakische Regierung unter Leitung al-Malikis wie anderen ähnlichen Verträgen nicht zustimmte.
Doch hätte Großbritannien mit BP, das in Kurdistan im Geschäft ist, auch eine ähnliche Interessenslage, um auf die Sicherheit der kurdischen Ölfelder besonders zu achten. Aber Cameron zeigte sich gegenüber Forderungen von Politikern und "Kriegshelden" nach einem stärkeren britischen Einsatz, z.B. mit Kampfjets, widerspenstig.
Er betonte gestern, dass sich Großbritannien vor allem an der Hilfe für die Geflüchteten in den Bergen bei Sindschar beteiligen wolle, mit Transportflugzeugen und Chinook-Hubschraubern.
Als Erklärung für sein Widerstreben gegen eine militärische Intervention wird auf die kommenden Wahlen verwiesen, auf die skeptische Haltung der britischen Öffentlichkeit gegenüber militärischen Interventionen seit dem Irak-Krieg-Desaster - und nicht zuletzt auf die spektakuläre Niederlage vor dem Parlament, die Cameron im letzten Jahr geschah, als er über einen militärischen Einsatz in Syrien abstimmen ließ (Britisches Unterhaus sagt Nein zu militärischer Aktion gegen syrisches Regime).