Grundstück des Unabombers zu verkaufen
Der "home-grown terrorist", der die technische Zivilisation aus der Wildnis Montanas wieder in die Natur zurückbomben wollte, ist heutzutage nicht mehr attraktiv
In Montana können "Liebhaber" eine besondere Immobilie kaufen, nämlich das Grundstück, auf das sich einst der Mathematiker Theodore Kaczynski zurückgezogen hatte, um von der Wildnis aus die durch Technik und Wissenschaft getragene Zivilisation mittels Briefbomben zu unterminieren. Angepriesen wird es als "Teil der berüchtigten US-Geschichte", allerdings ist es nur das 1,4 Hektar große, aber leere Grundstück bei Lincoln, das man erwerben kann, die Holzhütte befindet sich bereits in einem Museum.
Genannt der Unabomber (UNiversity and Airline BOMbing) hatte der konsequente Kulturkritiker sich in ein winzige Hütte im Wald und in ein primitives Leben in der Natur zurückgezogen und ab 1978 18 Jahre lang vor allem Wissenschaftler und Techniker an den Universitäten und hohen Mitarbeiter von Fluggesellschaften zu bedrohen und in Angst und Schrecken zu versetzen – auch in der Zeit, als die digitale Revolution mit all ihren Versprechungen und dem langen Boom ausgerufen wurde (Maschinenstürmer im Netz, Das Netz)). Ein Detail ist besonders interessant, schließlich soll der Mathematiker auch im Kalten Krieg an den berüchtigten CIA-Experimenten mit Drogen teilgenommen haben. Die könnten ihn vielleicht zu einem amerikanischen Taliban gemacht haben.
3 Menschen tötete er so aus der Ferne, 24 verletzte er. 1996 wurde er festgenommen, nachdem er sein – im Übrigen durchaus lesenswertes - Manifest mit dem Titel Die industrielle Gesellschaft und ihre Zukunft veröffentlicht hatte, seit 1998 sitzt er seine lebenslange Strafe im Supermax-Gefängnis in Colorado ab (Der Unabomber auf privatem Rachefeldzug).
Was auch immer geschehen mag, so ist gewiss, dass die Technologie für die Menschen eine neue materielle und soziale Umwelt schafft, die völlig verschieden von derjenigen ist, an die die natürliche Selektion den Menschen körperlich und geistig angepasst hat. Wenn der Mensch dieser neuen Umwelt nicht durch eine künstliche ingenieurmäßige Transformation angepasst wird, dann wird er es durch einen langen und schmerzvollen Prozess der natürlichen Selektion. Doch ersteres ist viel wahrscheinlicher als letzteres. Es wäre besser, das ganze verfaulte System zu zerstören und die Konsequenzen zu ziehen.
Unabomber
Kaczynski hatte in Harvard studiert und zuletzt an der Universität von Berkeley als Dozent gearbeitet, bis er 1969, in der Zeit der Studentenproteste und der Hippie-Bewegung, die universitäre Karriere abbrach und sich nach Montana zurückzog. Dort baute er die primitive, gerade einmal 10 Quadratmeter große Hütte, in der er viele Jahre lebte und die nun im Newseum in Washington ausgestellt als Erinnerung ausgestellt wird. Zuvor hatte das FBI die Hütte zur Untersuchung nach Sacramento gebracht. Das kann man schließlich nicht mit jedem Haus machen, in dem ein Verbrechen geplant wurde.
Großes Interesse an dem Grundstück des Unabombers scheint es bislang zu geben. Der Immobilienmakler hat den Preis bereits von 154.500 Dollar auf 69.500 heruntergesetzt. In Zeiten des Terrorismus mit massenhaften Toten ist der Unabomber nicht mehr so wichtig, zudem hatte er die westliche Zivilisation von innen heraus kritisiert und nicht von außen wie die islamistischen Terroristen angegriffen. Schon auch deshalb sind die besser erträglich als der US-Wissenschaftler. Der Immobilienmakler sagt, dass mit diesem Ort viel Geschichte verbunden sei, zudem liege er in einem Gebiet, wo man gut fischen und jagen könne. Strom und Wasser gebe es zwar noch nicht, aber die Infrastruktur sei vorhanden, um sich anzuschließen. Es sei ein schönes Grundstück – und sehr abgelegen.
Unklar ist freilich, wer das Geld bekommt, wenn das Grundstück verkauft werden sollte. Trotz der Preissenkung ist es noch teurer als üblich.