Hakenkreuz-Game im Anmarsch
Zweite Testversion von Return to Castle Wolfenstein
Daran werden wir Deutschen uns wohl gewöhnen müssen: Auch wenn wir nun den USA im Bündnisfall gegen Afghanistan mit Soldaten beistehen werden, bleibt für viele Amerikaner im Spiel der Nazi-Deutsche immer noch die Gestalt des Bösen. Das demnächst erscheinende Computerspiel "Return to Castle Wolfenstein" (RTCW) macht mit den Nazisymbolen keine Ausnahme und der deutsche Jugendschutz ist angesichts der vielen NS-Symbole alarmiert.
Erst kürzlich brachte es der Schauspieler Till Schweiger auf den Punkt, als er sagte, dass man sich nicht auf Nazi-Rollen festlegen lassen sollte, wenn man als Deutscher in Hollywood erfolgreich sein will. Till Schweiger hat sich vorgenommen, solche Rollenangebote abzulehnen. Im Castle Wolfenstein kommen die Deutschen allerdings ohne diese Nazi-Rollenzuweisung nicht davon. Im gesamten Spiel sind Hakenkreuzfahnen, NS-Uniformen und andere NS-Kennzeichen als Sinnbild des ewig Bösen zu sehen. Alle diese Symbole dürfen in Computerspielen, die für den deutschen Markt bestimmt sind, nicht enthalten sein. Aber noch ist es nicht so weit. Der deutsche Vertrieb hüllt sich noch in Schweigen, ob das Spiel für den deutschen Markt vorgesehen ist und welche Änderungen zu erwarten sind. Die "echten" Freaks werden sich die Originalversion sowieso direkt über den grauen Markt besorgen.
Am Spielgeschehen hat sich trotz der Quake-3-Engine nicht viel verändert. In erster Linie geht es immer noch gegen die Nazis, doch auf den zweiten Blick zeigt sich, dass sich die Hersteller diesmal jede Menge haben einfallen lassen. RTCW bleibt vorerst ein Multiplayer-Game, und hier bieten sich verschiedene Rollen an. Es gibt den einfachen Soldaten, der verschiedene MPs nutzen kann, um einen möglichst großen Schaden zu verursachen. Der Soldat kann auch eine Panzerfaust einsetzen. Der Sanitäter versorgt seine Mannschaft mit Gesundheitspacks und bleibt damit ein unverzichtbarer Partner für die verletzten Soldaten. Mit von der Partie sind in dieser Version Ingenieure, die mittels Dynamit Wälle und Stahltüren sprengen können. Doch die Ingenieure können nicht nur zerstören, durch den Einsatz diverser Toolkits können sie auch Reparaturarbeiten vornehmen.
Ebenfalls neu sind Leutnants, denen eine umfassende Rolle zugewiesen wird. So können sie Luftangriffe befehligen, indem sie zum Beispiel eine Rauchgranate platzieren, worauf kurz danach dieser Platz bombardiert wird. Ferner können sie ihre Leute mit weiterer Munition versorgen. Als besondere Fähigkeit können sie Bomben legen und auch die Panzerfaust benutzen. Eine ziemlich neue Dimension im virtuellen Spiel sind Flammenwerfer. Das neue Wolfenstein setzt auf Teamwork. Insbesondere wenn auf der Seite der Alliierten gespielt wird, muss das Team eng zusammen bleiben, sonst ist der Gegner nicht zu überwältigen. Neu sind ebenfalls verschiedene Szenerien, wie einen wichtigen Strandabschnitt einzunehmen, eine Bunkertür zu knacken oder diverse Einsätze in den Labyrinthen eines Bunkers auszuführen.
Die Hersteller rühren die Werbetrommel schon gewaltig. So gibt es einen Trailer im Internet und bereits die zweite spielbare Demo zum Austesten der Multiplayer-Funktionen.
Interessant ist auch die Tatsache, dass auf einer Fanpage ein Hinweis auf die Initiative Gamer gegen Rechts verweist. Schon bei der ersten Wolfenstein-Version von 1992 fanden es viele Spieler legitim, endlich gegen Nazis auf dem PC vorgehen zu können. Dabei hieß es schon in der Begründung zur Indizierung der ersten PC-Version von Castle Wolfenstein 3D: "Die im Vorspann zitierte Hintergrundgeschichte erfüllt einzig den Zweck, jene programmimmanent geforderte unablässige Liquidation menschlicher Gegner zu rechtfertigen. So wird die stellvertretende Identifikationsfigur, angesichts der Tatsache, dass ihre Massentötungen lediglich 'Nazis' ausschalten und zugleich dem hehren Ziel dienen, einen vorstehenden 'chemischen Krieg' zu verhindern, explizit zum Symbol der Freiheit und Gerechtigkeit erhoben.!"
Insofern bekommt das Böse ein Gesicht. Während es bei RTCW noch Nazis sind, werden bestimmt schon die ersten Games mit den Gesichtern von Terrorführern vorbereitet. Letztlich steht hinter vielen Spielen ein faschistischer Lösungsansatz. Unter einer öffentlichen Rechtfertigung löscht man auch im virtuellen Geschehen einfach Leben aus. Wird Return to Castle Wolfenstein in dieser Form auf den deutschen Markt gebracht, bleibt der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften - sofern ein Antrag vorliegt - kein anderer Weg als die Indizierung. Angesichts der NS-Symbole wartet dann auch der Staatsanwalt.