Halloween: Von keltischen Wurzeln zum globalen Phänomen
Als keltisches Fest gestartet, heute ein kommerzielles Megaevent: die erstaunliche Reise von Halloween vom mystischen Ritual zum Kassenschlager.
Wenn auch in diesem Jahr am 31. Oktober weltweit Millionen von Menschen in gruseligen Kostümen von Tür zu Tür ziehen und "Süßes oder Saures!" rufen, ahnen die wenigsten, welch lange Tradition Halloween hat. Was heute ein buntes Kostümfest für Jung und Alt ist, begann vor über 2000 Jahren als mystisches Ritual der Kelten.
Samhain – Das keltische Neujahrsfest als Wiege von Halloween
Der Ursprung von Halloween liegt wahrscheinlich im keltischen Fest Samhain, wie Archäologen am ehemaligen Königssitz Rathcroghan in Irland herausgefunden haben. Samhain war für die Kelten gleichzeitig Jahresende und Neujahr und wurde in der Nacht vom 31. Oktober auf den 1. November gefeiert.
"Der Schleier zwischen der Welt der Lebenden und der Anderswelt soll zu Samhain besonders dünn sein", erklärt Rathcroghan-Experte Mike McCarthy den keltischen Mythos im National Geographic. "So konnten ganze Gruppen anderweltlicher Monster in dieser Nacht in unsere Welt eindringen." Um die Geister abzuwehren, entzündeten die Kelten Feuer und verkleideten sich als Dämonen.
Von Allerheiligen zum modernen Halloween
Im 8. Jahrhundert erklärte Papst Gregor III. den 1. November für die Stadt Rom zum Allerheiligenfest. Diesen Tag machte Papst Gregor IV. dann im 9. Jahrhundert zum verbindlichen Termin für das Allerheiligenfest. Der Name Halloween leitet sich vom Vorabend von Allerheiligen, "All Hallows Eve", ab. Doch die heidnischen Bräuche lebten weiter.
Wie der Kulturanthropologe Gunther Hirschfelder erklärt, übernahm die Kirche oft lokale Traditionen in den christlichen Kalender, um die Missionierung zu erleichtern. So verschmolzen keltische und christliche Riten zu Halloween.
Irische Einwanderer bringen Halloween in die USA
Im 19. Jahrhundert brachten irische Einwanderer Halloween in die USA. Nach Angaben des American Folklife Center trugen die Kelten Tierfelle und schwärzten sich das Gesicht, um böse Geister abzuwehren. Daraus entwickelte sich der Brauch, sich zu verkleiden.
Das Betteln um Süßigkeiten, "Trick or Treat", geht wahrscheinlich auf keltische Heischebräuche zurück. Dabei führten als Geister verkleidete Personen Schauspiele auf und erhielten dafür Speisen und Getränke.
Der Siegeszug des Kürbisses und die Kommerzialisierung
Auch die mit gruseligen Gesichtern geschnitzten Kürbisse gehen auf eine irische Legende zurück. Demnach wollte der Teufel die Seele eines Hufschmieds namens Jack holen, weil dieser ein Trinker und nicht gottesfürchtig war. Doch Jack überlistete den Teufel.
Als Jack eines Tages starb, wurde er nicht nur vom Himmel, sondern auch am Eingang zur Hölle abgewiesen. Der Teufel hatte jedoch Mitleid und gab dem verstorbenen Hufschmied eine glühende Kohle, damit er durch die Dunkelheit der Zwischenwelt wandern konnte.
Jack steckte die Kohle in eine Rübe und wandelte seitdem als ruhelose Seele durch die Welt. In den USA wurden die Rüben durch Kürbisse ersetzt. So wurde der "Jack O'Lantern" zum Symbol für Halloween.
Als säkulares Fest spricht Halloween alle Bevölkerungsgruppen an. Durch Horrorfilme aus Hollywood wurde es ab den 1970er Jahren weltweit populär. Heute ist Halloween in den USA ein kommerzielles Megaevent: 2017 gaben die Amerikaner rekordverdächtige 9,1 Milliarden US-Dollar dafür aus. In Deutschland erzielte Halloween 2023 mit 480 Millionen Euro einen neuen Umsatzrekord.
Halloween erobert als "amerikanischer Reimport" Europa
Im 20. Jahrhundert kam der Halloween-Trend aus den USA nach Europa. Hier traf er auf teilweise noch bestehende Herbstbräuche wie das Rübengeistern. Medien und Handel sorgten für eine rasche Verbreitung.
Allerdings ziehen in Deutschland heute weniger Kinder um die Häuser als noch vor einigen Jahren. "Halloween hatte seine Hochzeit in der ersten und zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts", meint Kulturanthropologe Hirschfelder. Dennoch erfreut sich das schaurig-schöne Fest nach wie vor großer Beliebtheit.
So hat Halloween im Laufe der Jahrhunderte eine erstaunliche Entwicklung durchgemacht – vom keltischen Geisterfest über den christlichen Feiertag hin zum popkulturellen Phänomen. Dabei hat das Fest den Sprung über Kontinente und Kulturen geschafft und begeistert heute Menschen auf der ganzen Welt.