Hamburg: Salafisten griffen kurdische Demonstranten an
Nach einer Solidaritätsdemonstration mit der syrisch-kurdischen Stadt Kobane kam es zu einer Straßenschlacht
Noch vor zwei Monaten kannte kaum jemand hierzulande die Stadt Kobane, Zentrum des syrisch-kurdischen autonomen Gebietes Rojava. Seit Tagen beherrscht die Berichterstattung über die bedrohliche Lage aufgrund des Angriffs der fundamentalistischen Terrororganisation Islamischer Staat (IS) auf Kobane unter den Augen der Weltöffentlichkeit die Medien.
In den vergangenen Tagen gingen in Dutzenden bundesdeutschen Städten Menschen - vor allem kurdischer Herkunft - aus Solidarität mit den Menschen aus Kobane auf die Straße. So auch in Hamburg. Am vergangenen Dienstag wurde dort eine Gruppe von Kurdinnen und Kurden nach einer solchen Demonstration von Salafisten angegriffen. Mehr als 25 Menschen wurden dabei zum Teil schwer verletzt.
Egal welche Nachrichtensendung in welchem TV-Kanal, die Berichterstattung über die bedrohliche Situation in Kobane sowie die Protestaktionen in der Türkei und in der BRD waren gestern das vorherrschende Thema. Bilder von Aktionen in verschiedenen Städten wurden gezeigt, darunter auch solche aus Hamburg, wo kurdische Fahnen auf den Gleisen am Hauptbahnhof wehten. Im Zuge der Protestaktion waren so gegen 17 Uhr die Gleise gestürmt und für mehr als eine Stunde blockiert worden. In Folge davon kam es zu erheblichen Verspätungen im Zugverkehr. Die Medien kamen trotzdem sogar größtenteils ohne Hasstiraden auf "die Kurden" oder gar "die Terrororganisation PKK" aus.
Am späteren Abend wurde im Hamburger Stadtteil St. Georg eine Gruppe von laut Polizeiangaben ca. 400 Kurdinnen und Kurden von einer ebenso großen Gruppe von Salafisten angegriffen. Dabei sollen Eisenstangen, Macheten und Messer zum Einsatz gekommen sein. In sozialen Netzwerken war heute von etwa 25 Verletzten die Rede. Lokalmedien sprechen von bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf Hamburgs Straßen.
Die Polizei schritt ein, eine Gruppe von ca. 30 jungen islamischen Fundamentalisten flüchtete in eine Moschee. Dort waren laut Hamburger Morgenpost und Abendblatt Gläubige zum Abendgebet versammelt, die die Gruppe aufforderte, die Moschee umgehend wieder zu verlassen. Sie seien von diesen beschimpft, bespuckt und bedroht worden, beschrieben verschiedene Anwesende die Situation. Den vorwiegend jugendlichen Salafisten sei es allerdings auch nicht möglich gewesen, die Moschee zu verlassen, da ihnen der Ausgang von der Polizei versperrt worden sei.
Den Medienberichten zufolge sind sich islamische Organisationen in der Hansestadt weitgehend einig, dass das Problem nicht die Kurden und deren Protestaktionen seien, sondern die zunehmende Zahl gewaltbereiter Salafisten in Hamburg.
Auch in der Türkei kam es in den vergangenen Tagen zu einer Vielzahl von Protestkundgebungen. Diese wurden allerdings gewaltsam von der Polizei angegriffen. Dabei sind laut Angaben kurdischer Organisationen in sozialen Netzwerken bislang 15 Menschen zu Tode gekommen. Auch für den heutigen Mittwoch wurde in Hamburg und verschiedenen anderen Städten zu Protestaktionen aufgerufen.